# taz.de -- Reaktionen auf Wolfgang Thierse: Schwaben-Posse kriegt einen Bart
       
       > Nach seiner Schelte an Integrationsverweigerern unterbreitet Wolfgang
       > Thierse (SPD) ein Friedensangebot.
       
 (IMG) Bild: Symbol des verhassten Schwabens: die Kehrwoche.
       
       Mit seiner mehr als launigen Schwaben-Schelte lockt Bundestagsvizepräsident
       Wolfgang Thierse (SPD) auch die letzten Hinterbänkler aus den
       Weihnachtsferien. Nun hat sich sogar Baden-Württembergs Agrarminister
       Alexander Bonde zu Wort gemeldet. Der Grünen-Politiker hat eine neue
       Rivalität in der SPD ausgemacht: Wer gibt das „bekloppteste Interview“? Das
       „zwitscherte“ Bonde im Kurznachrichtendienst Twitter. Baden-Württembergs
       Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) wirbt indes für mehr Toleranz. Ihr
       Vorbild: Der Alte Fritz.
       
       Wolfgang Thierse hat nach seiner Läster-Attacke ein Friedensangebot
       unterbreitet. „Wie schon im Vorjahr werde ich im Sommer wieder Urlaub in
       Baden-Württemberg machen“, sagte der 69-Jährige den Stuttgarter
       Nachrichten. Und mehr noch: Der Genosse kann sich „gut vorstellen, in
       Tübingen, Freiburg oder Konstanz zu leben“.
       
       Das klang zu Wochenbeginn noch ganz anders. Da hatte Thierse sich in einem
       Zeitungsinterview abfällig über die Schwaben in seinem Kiez Prenzlauer Berg
       geäußert. „Ich ärgere mich, wenn ich beim Bäcker erfahre, dass es keine
       Schrippen gibt, sondern Wecken“, sagte er. „In Berlin sagt man Schrippen –
       daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen.“
       
       Für die baden-württembergische CDU ist diese Kritik „totaler Stuss“. „Herr
       Thierse versucht, ein billiges Hintertürchen zu nehmen, indem er sich jetzt
       mit ’Humor‘ herausreden will“, sagte CDU-Landeschef Thomas Strobl am
       Mittwoch. Der SPD-Mann habe wohl bemerkt, dass er sich verrannt hat. „So
       ganz ernst sollte man solches Geschwätz eh nicht nehmen“, meinte Strobl.
       Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) findet im
       „Berlinstreit auf Schwäbisch“ eher versöhnliche Worte. Die Weltmetropole
       Berlin ziehe viele Menschen an, „auch viele Binnenmigranten innerhalb
       Deutschlands“. Die Berliner seien gut auf diese Vielfalt eingestellt. Wenn
       Schwaben nicht „Schrippe“, sondern „Wecken“ sagten, sei das für sie kein
       Drama. „Im Gegenteil: Der Berliner würde locker reagieren und sagen: ’Davon
       jeht die Welt ooch nich unter‘ “, sagte Öney und fügte hinzu: „Obwohl es
       korrekterweise natürlich ’Brötchen‘ heißen muss.“ (dpa, taz)
       
       2 Jan 2013
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Prenzlauer Berg
 (DIR) Schwaben
 (DIR) Schwaben
 (DIR) Stuttgart
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Zukunft des Lokaljournalismus in Berlin: „Die Sprache der Blogs ist zu banal“
       
       Eine Internetzeitung aus dem Kiez? Das kann funktionieren, wie die
       Prenzlauer Berg-Nachrichten und neukoellner.net zeigen. Warum klappt das
       nicht in Charlottenburg?
       
 (DIR) Schwabenhass in Deutschland: Sieben schlimme Schwaben
       
       Nicht nur in Berlin: Menschen mit schwäbischem Migrationshintergrund sehen
       sich mit schweren Anfeindungen konfrontiert.
       
 (DIR) Nach der Schwaben-Schelte: Thierse spricht Schwäbisch
       
       Erst motzte Wolfgang Thierse über Schwaben in Berlin, jetzt hat der
       SPD-Politiker einen Dialekt-Test bestanden. Er wusste, was „Gugg“ bedeutet.
       
 (DIR) Stuttgarter Kolumnist Joe Bauer: Biedere Arschlöcher gibt es überall
       
       Ist Stuttgart die langweiligste Großstadt Deutschlands oder der Ort, an dem
       Politisches neu definiert wird? Wer sollte es wissen, wenn nicht Joe Bauer.
       
 (DIR) Provokation: Thierse sagt zum Abschied laut Ade
       
       Wolfgang Thierse, der schon ewig in Prenzlauer Berg lebt, schimpft über
       Süddeutsche, die beim Bäcker keine Schrippen bestellen, sondern Wecken.
       Droht Berlin die nächste Schwaben-Debatte?
       
 (DIR) Das Ziel heißt: Bundestag: Anwärter auf Position
       
       Die CDU beschließt an diesem Freitag als erste Partei ihre Landesliste, die
       Monika Grütters anführt. Die SPD sucht offiziell noch, doch vieles deutet
       auf Eva Högl hin