# taz.de -- Kommentar Wahlprüfsteine: Ideologische Gräben
> In der Agrarpolitik trennt die Volksparteien in Niedersachsen
> mittlerweile ein ideologischer Graben. Der ist zu tief, um durch
> Koalitionsverhandlungen überwunden zu werden.
(IMG) Bild: Darauf hat in Niedersachsen nur die CDU Appetit: Genkartoffeln.
Natürlich sind die Wahlprüfsteine des Agrarbündnisses Niedersachsen keine
wertneutrale soziologische Erhebung. Es sind suggestive Fragen, die in
vielen Punkten wirken, als wären sie direkt aus dem Grünen-Programm
übernommen.
Aber das mindert ihren Wert nicht. Denn das bemerkenswerteste Ergebnis
dieser Frageaktion ist, dass zwei Lager im Agrarthema einander
unversöhnlich gegenüberstehen: In den Streitpunkten wie der Frage nach
gerechten Löhnen und Preisen, nach der Förderung für bäuerliche Betriebe
und der Agro-Gentechnik ist in den großen Volksparteien Niedersachsens
keine Differenzierung mehr möglich. Die jeweiligen Mehrheiten liegen bei
ihnen zwischen 84 und 100 Prozent. Wobei der monolithische SPD-Auftritt
fast noch mehr überrascht als die starr agrarindustrielle Haltung der
Union. Denn früher waren die Sozialdemokraten der viel näher.
Ein solcher ideologischer Graben ließe sich in Koalitionsverhandlungen kaum
überbrücken – es sei denn, man misst dem Thema keine größere Bedeutung zu.
Und SPD-Chef Stephan Weil, der mit Birgit Honé eine fachfremde und
politisch unerfahrene Kraft fürs Landwirtschaftsministerium benannt hat,
scheint ja auch in diese Richtung zu tendieren: ein normaler Zug für einen
Großstadtbürgermeister. In Niedersachsen, wo Agrar der zweitgrößte
Wirtschaftszweig ist, kann er sich das allerdings nicht leisten.
4 Jan 2013
## AUTOREN
(DIR) Benno Schirrmeister
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