# taz.de -- Fehmarnbelt-Querung: Transparenter Trassenbau
       
       > Die Planungen für die Schienenanbindung zwischen Lübeck und Fehmarn
       > liegen jetzt aus. Kritiker halten sie für fehlerhaft und unvollständig.
       
 (IMG) Bild: Könnte ein Opfer der neuen Trassenführung werden: der Strand von Haffkrug an der Lübecker Bucht.
       
       HAMBURG taz | Jetzt kommt Transparenz in die Planungen zur festen
       Fehmarnbelt-Querung. Seit Freitag sind die Varianten für die Trassenführung
       in Ostholstein im Internet unter der Adresse
       [1][www.schleswig-holstein.de/raumordnungsverfahren] einsehbar. Das gab die
       Landesregierung in Kiel zum Start des offiziellen Raumordnungsverfahrens
       für die Bahnanbindung bekannt. Ab dem 11. Februar können die Unterlagen
       auch in den Rathäusern vor Ort eingesehen werden, bis zum 25. März können
       Betroffene Stellungnahmen und Widersprüche gegen die Pläne einlegen.
       
       Bei den Trassenvarianten der Bahnstrecke Lübeck-Puttgarden steht der Ausbau
       der bestehenden Strecke sowie der Bau einer neuen zur Diskussion. Zur
       Eröffnung des Ostseetunnels zwischen Dänemark und Deutschland, die für das
       Jahr 2021 geplant ist, soll die Strecke elektrifiziert und anschließend bis
       2028 zweigleisig für zusätzliche Fern- und Güterzüge ausgebaut werden.
       
       Zur Vorbereitung des Raumordnungsverfahrens hat die Deutsche Bahn die gut
       80 Kilometer lange Strecke untersuchen lassen. 18 Gutachten voller
       Statistiken, Berechnungen und Karten wurden erstellt. Mehrere
       Trassenvarianten wurden geprüft, für jeden Streckenkilometer
       schalltechnische Untersuchungen erarbeitet, Sondergutachten zur
       Agrarstruktur und Hydrogeologie angefertigt, und die Auswirkungen der
       Trassen auf die Entwicklung der Orte und vor allem auf den Tourismus in den
       Seebädern untersucht.
       
       Denn die „gesamtplanerische Trassenempfehlung“ der Gutachterbüros lautet,
       die jetzige Bahnstrecke im Wesentlichen beizubehalten. Lediglich bei den
       Badeorten Haffkrug und Sierksdorf solle die Strecke weiter von den Stränden
       weg ins Landesinnere verlegt werden, hinzu kommen neue Umfahrungen der
       Städte Neustadt und Oldenburg.
       
       Würde die Trasse noch weiter nach Westen an die Autobahn A 1 verlegt,
       würden in den Ostseebädern die Fahrgastzahlen um bis zu 50 Prozent sinken,
       prognostizieren die Gutachter. Zudem müssten Shuttle-Busse vom Strand zu
       den dann bis zu vier Kilometern entfernten neuen Bahnhöfen fahren. Deshalb
       solle die Strecke durch die Badeorte um ein zweites Gleis erweitert und mit
       Lärmschutzwänden abgeschirmt werden.
       
       Das aber wollen die Verantwortlichen und die Bürgerinitiativen in den
       Bädern nicht, die um ihre wirtschaftliche Grundlage – den Tourismus –
       fürchten. Sie fordern die Beibehaltung der einspurigen Strecke und
       zusätzlich eine neue Trasse neben der Autobahn für die Güterzüge.
       
       Das Aktionsbündnis gegen die feste Beltquerung wirft der Landesregierung
       unterdessen vor, dass die ausgelegten Planungsunterlagen der Bahn
       zahlreiche methodische Mängel aufwiesen. „Für uns Bürger ist nicht
       nachvollziehbar, warum wir uns durch einen Berg von mehr als 13
       Aktenordnern wühlen sollen, deren Inhalt von methodisch falschen Ansätzen
       und damit bewussten Täuschungen geprägt ist“, kommentiert Henrick Kerlen
       vom Aktionsbündnis. Es sei für Bürger und Gemeinden „Zeitverschwendung“,
       sich mit fehlerhaften Unterlagen abgeben zu müssen.
       
       Der 19 Kilometer lange Fehmarnbelt-Tunnel mit einer vierspurigen Autobahn
       und zwei Bahngleisen soll mindestens 5,5 Milliarden Euro kosten. Diesen
       Betrag will Dänemark aufbringen und über 39 Jahre aus Mauteinnahmen
       amortisieren. Skeptiker gehen von weiteren Verzögerungen und einer
       Verdoppelung der Kosten aus. Der Bund und die Deutsche Bahn müssten
       lediglich Straßen und Bahnstrecken zwischen Puttgarden und Lübeck ausbauen.
       Dafür wurden 800 Millionen Euro veranschlagt, der Bundesrechnungshof
       hingegen spricht bereits von der doppelten Summe.
       
       11 Jan 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.schleswig-holstein.de/raumordnungsverfahren
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fehmarnbelt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um Fehmarnbelt-Querung: Grube unter den Löwen
       
       Die Bahn will eine neue Strecke zur Tunnel-Anbindung an der Ostseeküste
       prüfen. Gegen ihren Chef Rüdiger Grube gibt es dort Proteste.
       
 (DIR) Fehmarnbelt-Querung: Fähren machen den Weg nicht frei
       
       Die Reederei Scandlines will sich von einem Ostseetunnel nicht aus dem
       Geschäft drängen lassen und ihre Fährlinie zur innovativsten der Welt
       machen.
       
 (DIR) Kommentar Fehmarnbelt: Größenwahn der Technokraten
       
       Nicht alles, was machbar ist, darf gemacht werden. Die Sinnfrage heißt: Wem
       nützt das? Sie unterscheidet zwischen Sinn und Unsinn. So einfach ist das.
       
 (DIR) Querung übern Fehmarnbelt: Teuer nach Dänemark - oder sauber
       
       FEHMARNBELT Am Runden Tisch zum Tunnelbau in der Ostsee darf nun auch die
       Fährrederei Scandlines sitzen. Deren 1.200 Jobs würde eine feste
       Streckenverbindung gefährden. Hohe Zusatzkosten für veraltete Sundbrücke.
       
 (DIR) FEHMARNBELT: Vogelflug-Monopol vor Gericht
       
       Norweger wollen zweite Fährverbindung zwischen Fehmarn und Dänemark vor dem
       Bundesgerichtshof durchsetzen. Doch Scandlines lässt sie nicht an Land.
       
 (DIR) Konflikt um Ostseetunnel: Affenquatsch am Fehmarnbelt
       
       Bei der Trassenplanung in Schleswig-Holstein kämpfen Bürgerinitiativen
       gegeneinander und gemeinsam gegen den Bundesverkehrsminister.
       
 (DIR) Kieler Wirtschaftsminister Reinhard Meyer: "Die Fehmarnbelt-Querung kommt"
       
       Schleswig-Holsteins neuer Wirtschaftsminister im taz-Interview über die
       Fehmarnbelt-Querung, einen neuen Elbtunnel und den Konflikt mit Hamburg um
       die Windmesse Husum.
       
 (DIR) Kommentar Fehmarnbelt: Aus Stuttgart nichts gelernt
       
       Beim runden Tisch zur Fehmarnbelt-Tunnel ist bei vielen Gegnern aus Skepsis
       Ablehnung geworden. Es ist nachvollziehbar, dass sie eine Alibifunktion
       ablehnen.
       
 (DIR) Dialogforum Fehmarnbelt: Wenn die Feigenblätter fallen
       
       Initiativen kündigen Dialog mit der Politik auf: Dieser diene nur der
       Ruhigstellung von Kritikern. Der Widerstand gegen das Tunnelprojekt in der
       Ostsee soll in jedem Fall weitergehen.