# taz.de -- Kolumne American Pie: NHL ist noch unbeliebter als BP
       
       > Nach dem Streit zwischen der Spielergewerkschaft und der Eishockey-Liga
       > startet die NHL-Saison nun doch. Der Imageschaden ist riesig.
       
 (IMG) Bild: NHL-Ikone Sidney Crosby beißt sich vor Freude ins Hemd.
       
       Eine gefühlte Ewigkeit haben die Eishockeyfans in Nordamerika auf diese
       Botschaft gewartet: „Ab dem 19. Januar fliegt der Puck wieder übers Eis.“
       In ganz großen Lettern prangte die sehnsüchtig erwartete Nachricht in den
       letzten Tagen auf der Homepage der National Hockey League (NHL). Der
       monatelange Arbeitskampf zwischen Eishockeyspielern auf der einen und Klubs
       und Ligaführung auf der anderen Seite ist beendet.
       
       „Ich bin einfach nur erleichtert und zufrieden“, strahlte der
       stellvertretende Liga-Chef Bill Daly in alle Kameras. Seit dem 15.
       September letzten Jahres hatten beide Parteien über ein neues
       Gehaltsabkommen gestritten, der reguläre Saisonstart am 11. Oktober wurde
       ausgesetzt. Vergangenen Samstag wurden die Unterschriften unter einen neuen
       Tarifvertrag über zehn Jahre gesetzt, der sich schon in den Tagen zuvor
       abgezeichnet hatte.
       
       Sonntag war der erste offizielle Trainingstag. Liga-Ikone Sidney Crosby
       erklärte erleichtert: „Es fühlt sich einfach viel besser an, als warten zu
       müssen. Zu dieser Jahreszeit sind wir es nun mal gewohnt, in Spielkleidung
       auf dem Eis zu stehen.“ 89 Prozent aller Spieler beteiligten sich an der
       entscheidenden Abstimmung, dabei gab es neben 667 Ja-Stimmen sogar zwölf
       Cracks, die mit Nein votierten.
       
       Es ging wie immer ums Geld. Künftig werden die Saisoneinnahmen von
       geschätzten 3,5 Milliarden US-Dollar zur Hälfte zwischen dem Ligaverband
       und den Profis geteilt werden. Nun wartet auf die Streitparteien eine
       vielleicht noch schwere Aufgabe: die Eindämmung des angerichteten
       PR-Schadens.
       
       „Dieser Lock-out hat eine Menge Frustration, Enttäuschung und Leid
       verursacht unter den Menschen, die der National Hockey League in
       verschiedenster Weise nahestehen“, bat Liga-Chef Gary Bettman öffentlich
       reumütig um Entschuldigung. „Damit so ein Desaster nicht noch einmal
       passiert, werden wir in den kommenden Jahren daran arbeiten, die
       Beziehungen zwischen uns und der Spielervereinigung zu intensivieren und zu
       verbessern. Wir müssen starke Partner sein.“
       
       ## Millionäre gegen Milliardäre
       
       Bettman weiß um die mediale Wirkung, wenn Millionäre mit Milliardären
       zanken. Der 60-Jährige ist seit 1993 an der Spitze der NHL – und geübt im
       Arbeitskampf: Schon in der Spielzeit 1994/95 kam es zu Streitigkeiten und
       einem „Lock-out“, also einer Aussperrung der Spieler durch die Klubs,
       ebenso 2004/05, als sogar die komplette Saison ausfiel. Bis heute ein Novum
       im US-Sport.
       
       Auch dieses Mal fürchtet die weltweit beste Eishockey-Liga große Verluste.
       „Wir werden geschätzt 10 bis 20 Millionen Dollar pro Tag verlieren“,
       schätzte Bettman bereits zu Beginn des Lock-outs. 13 der 30 Teams stecken
       ohnehin tief in den roten Zahlen: Sie spielen entweder in kleineren
       Städten, in Orten ohne großes Eishockey-Publikum, oder sie sind erfolglos –
       alles Gründe für geringe TV-Einnahmen und hohe Verluste. Andere machen die
       hohen Spielergehälter dafür verantwortlich. Eine genaue Analyse steht noch
       aus.
       
       Die Spielzeit wurde von ursprünglich 82 auf 48 Partien eingedampft, das
       medienwirksame „Winter-Classic“-Spiel unter freiem Himmel wie auch das
       sponsorenfreundliche All-Star-Game fielen dem Lock-out zum Opfer.
       
       ## Charmeoffensive erwartet
       
       Vergrätzte Fans werden sich auf viele Ticketaktionen und allerlei
       Freundlichkeiten der Teams ihrer Wahl freuen können – nicht nur Insider
       erwarten eine Charmeoffensive der Liga. Schon eine Umfrage im Dezember
       ergab, dass die Sympathiewerte der NHL noch unter die Negativmarke gefallen
       sind, die der Mineralölkonzern BP mit der „Deepwater-Horizon“-Katastrophe
       aufgestellt hatte.
       
       Ryan Miller, Torhüter von den Buffalo Sabres, der an den Verhandlungen
       beteiligt war, weiß um den Imageschaden: „Das Ganze war doch einfach nur
       peinlich, und es hat einen Teil unserer Anhänger vor den Kopf gestoßen.“
       Entmutigend findet er die Ausgangslage für den nun verspäteten und
       verkürzten Kampf um den Stanley Cup nicht. „Wir hoffen, dass uns unsere
       Fans weiter so unterstützen, wie sie das jedes Jahr getan haben.“
       
       Ein Blick zu den Basketball-Kollegen von der NBA kann da zuversichtlich
       stimmen – nach Beendigung des Lock-outs 2011 stiegen die Einschaltquoten
       teilweise um zehn Prozent.
       
       16 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Digili
       
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