# taz.de -- Kommentar Finanzspekulationen: Einfach mal verzockt
       
       > Steuergeld wird in hochspekulative Finanzgeschäfte investiert. Riskante
       > Wetten sind keine sinnvollen Instrumente der Absicherung.
       
 (IMG) Bild: Ein alpenländischer Skandal? Da muht keine Kuh nach. Riskante Wetten mit dem Steuergeld sind europäische Normalität.
       
       Ups, da hat Salzburg mal eben ein paar hundert Millionen Euro mit Wetten
       unter anderem auf Fremdwährungen verzockt – oder auch nicht, wie aktuelle
       Berechnungen zeigen sollen. Fest steht im Moment nur, dass eine Angestellte
       der öffentlichen Hand über Jahre hinweg Steuergelder in hochspekulative
       Finanzgeschäfte investiert hatte, ganz ohne Kontrollen und Einschränkungen.
       
       Ein alpenländischer Skandal? Nein, nur europäische Normalität. Auch in
       Deutschland wollten Städte und Gemeinden an den Verheißungen des modernen
       Finanzkapitalismus partizipieren und steckten über Jahre hinweg
       Steuergelder in riskante Wetten, die sie oft genug verloren.
       
       Der Bundestag hielt schon vor fast zwei Jahren eine Anhörung, in der
       Sachverständige bestätigten, wie gefährlich diese Geschäfte sind. Der
       Bürgermeister von Pforzheim berichtete damals, wie seine hoch verschuldete
       Stadt die Zinszahlungen mithilfe von spekulativen Wertpapieren, sogenannten
       Derivaten, „optimieren“ und die dadurch entstandenen Verluste „minimieren“
       wollte. Am Ende standen Verluste von 56 Millionen Euro.
       
       Passiert ist seither wenig. Nur Sachsen konnte sich zu einem Verbot
       spekulativer Zinsderivate für Kommunen durchringen. Anderswo scheint der
       Gesetzgeber immer noch den Einflüsterungen der Banken Glauben zu schenken,
       riskante Wetten – an deren Vermittlung sie selbst prächtig verdienen –
       seien sinnvolle Instrumente der Absicherung.
       
       Wie viele Finanzkrisen und verzockte Steuermillionen sind denn noch nötig,
       damit man endlich begreift, was der erfolgreichste Investor der Welt, der
       Amerikaner Warren Buffett, schon längst konstatierte: Derivate sind
       finanzielle Massenvernichtungswaffen. Das Mindeste ist, den Einsatz von
       Steuergeldern für solche Deals zu verbieten.
       
       19 Jan 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nicola Liebert
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