# taz.de -- Anonyme Internetzugänge in Diktaturen: 100 Millionen Dollar für die Freiheit
       
       > Die USA haben in den vergangenen Jahren immense Summen für sichere
       > Internet-Projekte in Regimen ausgegeben. Man setzt vermehrt auf „digitale
       > Diplomatie“.
       
 (IMG) Bild: Digitales US-Projekt „Panik-Knopf“: Im Fall einer Festnahme kann ein politischer Aktivist schnell die Kontaktdaten im Handy löschen.
       
       MÜNCHEN dpa | Das [1][US-Außenministerium] hat in den vergangenen Jahren
       mehr als 100 Millionen Dollar für die Sicherung des Internet-Zugangs in
       Ländern mit autoritären Regimen ausgegeben. Es gehe darum, dass Menschen
       sicher und anonym kommunizieren können, auch wenn eine Regierung die Netze
       abschalte, sagte US-Diplomat [2][Alec Ross] am Sonntag auf der
       Innovationskonferenz [3][DLD13] in München. Er beriet in den vergangenen
       vier Jahren die bisherige US-Außenministerin Hillary Clinton. Die Zahl
       „digitaler Diplomaten“ im amerikanischen Außenamt sei von ursprünglich 2
       auf zuletzt 155 gestiegen, sagte Ross.
       
       [4][Online-Dienste] wie Twitter oder Facebook haben eine große Rolle bei
       den Umbrüchen in Ländern wie Ägypten oder Libyen gespielt. Das Internet
       schaffe einer neue Art von politischen Bewegungen: „Es gibt kein Gesicht
       eines Anführers, das man auf ein T-Shirt packen könnte.“ Insgesamt sieht
       Ross in der Politik einen Machtwechsel von Bürokraten hin zu vernetzten
       Menschen.
       
       Ross erzählte in München von zwei US-Projekten für Länder mit autoritären
       Regimen. Eins ist ein „Panik-Knopf“ fürs Handy. Im Fall einer Festnahme
       kann ein politischer Aktivist mit Hilfe dieser Software schnell den Inhalt
       seines Adressbuchs und die SMS-Mitteilungen löschen. „Die Informationen im
       Handy waren für die Behörden oft wie ein Wegweiser.“
       
       Das zweite Projekt ist „Internet aus dem Koffer“: Eine kompakte Anlage, die
       schnell einen autonomen Netz-Zugang herstellen kann. Solche Koffer könnten
       sich bereits in Ländern befinden, wo der Internet-Zugang bedroht ist. „Denn
       auf der ersten Seite des Ratgebers für Diktatoren steht: Im Fall von
       Unruhen muss man das Internet abschalten“, erklärte Ross.
       
       Früher habe die CIA Waffen für Aufständische geschmuggelt und heute seien
       es Internet-Zugänge, merkte Ross' Münchner Gesprächspartner, New York
       Times-Journalist [5][Nick Bilton], an. Bei der Konferenz DLD („Digital Life
       Design“) tauschen sich seit Sonntag Unternehmer, Experten, Investoren und
       Medienvertreter über Internet-Trends und Entwicklungen der Digitalisierung
       aus.
       
       21 Jan 2013
       
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