# taz.de -- Getanzter Protest in Ägypten: Muslimbrüder scheitern am Shake
       
       > In Ägypten protestieren Oppositionelle mit dem „Harlem Shake“ gegen die
       > regierenden Muslimbrüder. Die versuchten Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
       
 (IMG) Bild: Tanzende Muslimbrüder.
       
       BERLIN taz | Die Pyramiden liegen friedlich in der diesigen Hitze, davor
       steht ein Mann in gestreiftem T-Shirt, der sich einen Pappeimer über den
       Kopf gestülpt hat. Er bewegt sein Becken zum elektronischen Rhythmus
       unanständig vor und zurück. Ein anderer Mann in schwarzem Gewand läuft
       betont desinteressiert an ihm vorbei. Dann verändert sich die Musik und die
       Pyramiden sind kaum noch zu sehen: In schrillen Kostümen wackelt eine ganze
       Menschenmenge in der Wüste, inklusive Kamel. [1][Das Video] ist eines der
       ersten „Harlem Shakes“ aus Ägypten, aber aus einer Zeit, als der Tanz noch
       unpolitisch war.
       
       Der „Harlem Shake“ ist mittlerweile ein etabliertes Internet-Phänomen: Die
       Videos dauern nur 30 Sekunden. Zu Beginn tanzt nur eine Person, während
       alle anderen meist alltäglichen Beschäftigungen nachgehen. Dann verändert
       sich die Musik und alle tanzen mit, in möglichst skurrilen Kostümen. Je
       skurriler desto besser. Die Zahl der Nachahmer-Videos ist gar nicht mehr zu
       beziffern.
       
       Auch in nordafrikanischen Ländern hat der Tanz seine Anhänger gefunden,
       aber auch Gegner. In Tunesien wurden Harlem-Shaker [2][mehrmals]
       [3][angegriffen] – meist von Salafisten, denen der Tanz zu unzüchtig
       erschien. Später bekamen sie auch noch [4][Schützenhilfe aus der
       Regierung]. Der Tanz wurde politisch: Wer ihn tanzt, wehrt sich auch gegen
       die muslimischen Fundamentalisten.
       
       Als Protest wurde er dann auch am Donnerstagabend in Kairo eingesetzt, wo
       sich dutzende Aktivisten [5][vor die Zentrale der Muslimbrüder] stellten
       und den „Harlem Shake“ angeführt von einer pinkfarbenen Mickey-Maus-Figur
       aufführten. „Proteste und Kundgebungen verändern nichts mehr“, sagte
       [6][einer der Organisatoren]. „Wir wollten etwas Neues organisieren, bei
       dem die Menschen auch mitmachen können.“
       
       Kurz darauf erschien – offenbar als Reaktion – ein Video von einem
       Aktivisten der Muslimbrüder: Mehrere Männer tanzen darauf den „Harlem
       Shake“ und tragen dabei Masken von bekannten Oppositionspolitikern. Ein
       übergewichtiger, halbnackter Mann wabbelt dabei den Einstieg, bis sich die
       Musik verändert und alle mitwackeln. Im Vergleich zu den vielen anderen
       „Harlem Shake“-Varianten ist es eine der schlichteren und die platte
       politische Botschaft wohl eher das Gegenteil von kreativ.
       
       Ob sich die Muslimbrüder daran gestört haben? Oder einfach daran, dass nun
       aus ihren eigenen Reihen Aktivisten den Tanz aufführen, den radikale
       Islamisten im Norden Afrikas immer wieder als „unmoralisch“ bezeichnen?
       Jedenfalls versuchten sie noch am Wochenende, das Video zu entfernen. Doch
       am Löschen von Daten aus dem Internet sind schon ganz andere Leute
       gescheitert. Das Video ist immer noch da.
       
       4 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://youtu.be/9DSrW_eJJy4
 (DIR) [2] http://www.straitstimes.com/breaking-news/world/story/salafists-fail-stop-harlem-shake-tunisia-20130228
 (DIR) [3] http://www.youtube.com/watch?v=rHve-h4vomo
 (DIR) [4] /Video-der-Woche/!112001/
 (DIR) [5] http://www.youtube.com/watch?v=4AXWngXwnqk
 (DIR) [6] http://youtu.be/oXZ8jQ8Sj2Q
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lalon Sander
       
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