# taz.de -- Ponaders Rückzug: Ist jetzt mal Ruhe?
       
       > Dass mit Ponaders Rückzug die Querelen in der Parteispitze der Piraten zu
       > Ende sind, glauben nur wenige. Wer Nachfolger wird, ist unklar.
       
 (IMG) Bild: Mit ihm verlässt ein erklärter Parteilinker den Vorstand: Johannes Ponader.
       
       BERLIN taz | Seit Wochen hatten viele Piraten diesen Schritt gefordert,
       Johannes Ponader zögerte lange, am Mittwochabend schließlich gab er nach
       und kündigte seinen Abschied aus dem Bundesvorstand an. Beim nächsten
       Parteitag in Neumarkt im Mai werde er seinen Posten als Politischer
       Geschäftsführer der Piratenpartei räumen. Eine erneute Kandidatur schloss
       der 36-jährige Theatermann aus.
       
       Noch vor drei Tagen hatte Johannes Ponader sämtliche Rücktrittsforderungen
       [1][zurückgewiesen] – trotz miesester Noten, die ihm die Basis in einer
       Mitgliederbefragung erteilt hatte. Seine immer wieder vorgetragene
       Gegenforderung: Die gesamte Führungsriege solle vor der Bundestagswahl
       abdanken und den Weg für eine Neuwahl freimachen. Mit dieser Idee
       allerdings konnte Ponader sich nicht durchsetzen. Stattdessen beschloss der
       Bundesvorstand am Mittwochabend, den Parteitag zwar um einen Tag zu
       verlängern, aber nur die vakanten Posten an der Parteispitze
       nachzubesetzen.
       
       Vor der Sitzung war spekuliert worden, ob Johannes Ponader eine solche
       Nachwahl als Goldene Brücke für einen Abschied ohne neuerlichen
       Gesichtsverlust nutzen würde. Und so kam es auch. Er wolle seine
       Neuwahl-Forderung „zumindest für mich persönlich umsetzen und mein Amt in
       Neumarkt zu einer Nachwahl zur Verfügung stellen“, erläuterte der
       Politische Geschäftsführer in einem Blogbeitrag. Damit ziehe er auch die
       Konsequenz aus dem Debakel bei der Landtagswahl in Niedersachsen und den
       schlechten Umfragewerten der Partei.
       
       Allerdings stellte Ponader in dem Beitrag klar, dass nicht er allein das
       Problem gewesen sei, sondern der gesamte Vorstand. Entsprechend nebulös
       fielen die entschuldigenden Worte aus, mit denen sich Ponader an seine
       Mitstreiter wandte: „Wo ich durch die Konflikte der letzten Zeit und die
       daraus resultierende Belastung für uns alle euren Erwartungen nicht so
       nachgekommen bin, wie ich mir das gewünscht hätte, bitte ich euch um
       Entschuldigung.“
       
       ## Querelen zu Ende?
       
       Dass mit Ponaders Rückzug die Querelen an der Parteispitze beendet sind,
       bezweifeln auch andere. Der nordrhein-westfälische Piratenchef wertete
       Ponaders Rückzug nur als ersten Schritt. Er halte den „Bundesvorstand
       insgesamt für verbrannt“, sagte Sven Sladek.
       
       Anders als Parteichef Bernd Schlömer, den selbst viele Piraten politisch
       kaum einordnen können, hat Johannes Ponader als Politischer Geschäftsführer
       der Piraten polarisiert. Er zog in Schlabberstrickjacke und
       Trekkingsandalen durch die Talkshows und machte dort nicht nur das in der
       Partei umstrittene Bedingungslose Grundeinkommen zum Thema, sondern auch
       seine eigene prekäre Lebenssituation und seine Entrüstung über die
       Hartz-IV-Bürokratie. Das missfiel den Vertretern einer bürgerlich-liberalen
       Strömung in der Partei – aber auch jenen Piraten, die sich den
       Parteivorstand als rein verwaltendes Gremium vorstellen.
       
       Ponader ließ im kleinen Kreis keinen Zweifel daran, dass für ihn der
       Dauerzoff im Bundesvorstand auch Ausdruck eines parteiinternen
       Richtungsstreits war: Er selbst als Vertreter des linken Fundi-Flügels
       gegen FDP-nahe Realo-Gegenspieler wie den baden-württembergischen
       Parteivize Sebastian Nerz. Allerdings zeigten sich zuletzt selbst eher
       links eingestellte Piraten aus Ponaders Berliner Landesverband enttäuscht
       über dessen ungeschicktes öffentliches Agieren.
       
       ## Schlömers Vorstellung für die Nachfolge
       
       Fest steht: Mit Ponader wird ein erklärter Parteilinker den Vorstand
       verlassen. Wer seine Nachfolge antritt, ist offen. „Wir haben jetzt die
       Chance, dass jemand Unbelastetes den Kurs von Johannes Ponader im
       Bundesvorstand fortsetzt“, sagte der Berliner Landtagsabgeordnete Oliver
       Höfinghoff, der wie Ponader zum linken Flügel der Piratenpartei zählt, der
       taz. Allerdings könnte ebenso gut das Gegenteil passieren.
       
       Auch Parteichef Schlömer schaltete sich am Donnerstag in die
       Nachfolge-Diskussion ein: Er wünsche sich, „dass wir genau überlegen,
       welche Aufgaben ein politischer Geschäftsführer zukünftig wahrnehmen
       sollte“, teilte Schlömer in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er
       persönlich favorisiere „eine Aufgabenstellung, die stark nach innen zielt“.
       Will heißen: Der nächste Politische Geschäftsführer soll sich bitte auf
       Sekretariatsaufgaben beschränken und bloß keine Talkshows besuchen.
       
       7 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Piratenvorstand-darf-weitermachen/!112174/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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