# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: „Die Schraube wird angezogen“
       
       > Der Ausschluss des Zweitligisten Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal ist
       > nachvollziehbar. Und doch ist das Urteil des DFB-Bundesgerichts
       > problematisch.
       
 (IMG) Bild: Pyrotechniker in Aktion: Dynamo-Fans beim DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96.
       
       Das Bundesgericht des DFB hat Dresden [1][rausgekickt]. Die Sachsen dürfen
       in der kommenden Runde nicht am DFB-Pokal teilnehmen. Der Verein wurde
       abgestraft für Fans, die immer wieder über die Stränge schlugen. Es war
       nicht so, dass der Verein nicht gewarnt worden wäre. Der Pokalausschluss
       drohte ja schon einmal, da konnte er gerade noch abgewendet werden. Diesmal
       konnten die DFB-Sportrichter aber nicht aus ihrer Haut. Sie setzten auf die
       harte Sanktion.
       
       Damals wie heute stehen die Dynamo-Fans am Pranger. Es sind nicht nur die,
       die randaliert und Pyros gezündet oder wie zuletzt in Kaiserslautern die
       Scheiben von Bussen eingeschlagen haben, es ist im Grunde die gesamte
       Dresdner Anhängerschaft, die im Ruch der Gewaltverherrlichung und
       Unbelehrbarkeit steht. Doch die Sache ist etwas komplizierter. In der
       Dresdner Fan-Landschaft steht kein monolithischer Block aus Dumpfbacken und
       Schlägern, hier gibt es auch andere.
       
       ## Neue Impulse bei der SG Dynamo
       
       Zwar gibt es eine ausgeprägte Tradition des Hooliganismus bei der SG
       Dynamo, aber die neuen Impulse der Ultra-Bewegung greifen auch im Dresdner
       Rudolf-Harbig-Stadion. Der „Capo“ Stefan [2][Lehmann], also der
       Einpeitscher im Dresdner K-Block, hat kürzlich im Stadionmagazin
       Dynamo-Kreisel klare Worte gefunden: „Nach dieser Lautern-Scheiße hatte ich
       eigentlich keinen Bock mehr. Das war ein Punkt, wo ich gedacht habe: ’Macht
       euren Scheiß ohne mich.‘“
       
       Noch klarer positioniert sich die Fangruppierung „1953international“, die
       es seit 2006 gibt. Ihnen geht es um „antirassistische Standards“ bei der SG
       Dynamo. Die Gruppierung will mittlerweile „ein Umdenken“ im Club beobachtet
       haben. Zwar seien „alte Gewohnheiten“ noch nicht überall überwunden, aber
       mittlerweile ist es möglich, dass sich 5.000 Fans zu einer symbolischen
       Geste aufraffen und eine Rote Karte in die Hand nehmen, um rassistische
       Fans des Feldes zu verweisen.
       
       ## Verein in Geiselhaft
       
       Es ist diese Entwicklung, die das DFB-Urteil problematisch macht. Erstens
       wird ein durchaus lernfähiger Verein in Geiselhaft für Klopper und Zündler
       genommen, die, glaubt man Insidern, nicht mehr zur eigentlichen Dresdner
       Fan-Community gehören und hauptsächlich auf Auswärtsspielen die große Bühne
       nutzen. Und zweitens könnte dieses Urteil den Prozess der Liberalisierung
       der Dresdner Fanszene verlangsamen. Viele kommen sich übervorteilt und
       gegängelt vor. Der Hass auf den DFB dürfte jetzt wieder größer werden.
       Mäßigenden Kräften wird die Arbeit mit diesem Urteil erschwert.
       
       „Die Schraube wird einfach immer mehr angezogen“, sagt „Capo“ Lehmann, „die
       Fankultur wird immer mehr eingeengt. Und es gibt kaum ein Entgegenkommen
       von der anderen Seite. Ein bisschen Kompromissbereitschaft würde da viel
       Feuer rausnehmen. Wenn die Schraube ein bisschen gelockert würde, wäre es
       auch eher möglich,Verantwortung zu übernehmen und zu schauen, dass wir
       keine Scheiße bauen.“ Aber diesen Kredit wollte das DFB-Bundesgericht nicht
       mehr gewähren. Man kann auch das verstehen.
       
       8 Mar 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.dfb.de/index.php?id=511739&tx_dfbnews_pi1%5BshowUid%5D=40915&&tx_dfbnews_pi1%5Barticle_page%5D=1&tx_dfbnews_pi4%5Bcat%5D=145&type=0
 (DIR) [2] http://www.dynamo-dresden.de/mediathek/dynamogespraeche/interview-mit-stefan-lehmann-2013/mediathek-suchtyp/interview.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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