# taz.de -- Anti-AKW-Proteste in Deutschland: Wie würden Sie reagieren?
       
       > Atomkraftgegner simulieren einen katastrophalen Unfall am
       > niedersächsischen AKW Grohnde. Anwohner werden „evakuiert“.
       
 (IMG) Bild: Vor zwei Jahren geschah in Fukushima, was die Betreiber für undenkbar gehalten hatten. Was wäre bei einer ähnlichen Katastrophe in einem deutschen AKW?
       
       BERLIN taz | Alles läuft wie geplant: Störfall im Atomkraftwerk. Der
       Reaktordruckbehälter ist geborsten, es folgt die Notabschaltung,
       Kernschmelze droht. Die Bewohner im Umkreis müssen in ihren Häusern
       bleiben, bis die radioaktive Wolke vorbeigezogen ist. Wenige Tage später
       wird die Gegend evakuiert: „Landwirtschaftliche Produkte kontaminiert“,
       heißt es nun und: „Die Menschen werden für einen sehr langen Zeitraum ihre
       Heimat verlassen müssen“.
       
       Den Unfall im AKW Grohnde beim Hameln in Südniedersachsen gibt es nicht
       wirklich. Er ist, wie auch die Pressemitteilung über die verstrahlten
       Lebensmittel, eine Simulation. Mit der am vergangenen Dienstagabend
       begonnenen „größten von Bürgern organisierten Katastrophenschutzübung“
       wollen Atomkraftgegner zeigen, welche Gefahr hierzulande drohen könnte –
       zwei Jahre nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima.
       
       Auch an anderen deutschen AKWs wird in diesen Tagen protestiert, am Samstag
       in Gundremmingen in Bayern und in Neckarwestheim, Baden-Württemberg.
       
       In Grohnde sprechen die Organisatoren von einer „380 km langen Aktions- und
       Menschenkette“ um das AKW, allerdings wird die Anlage nur symbolisch
       umzingelt. In der Realität sollen Menschenketten abschnittsweise in
       verschiedenen Städten gebildet werden, etwa in Hannover oder Göttingen. Für
       die gesamte Länge wären mehr als 200.000 Menschen nötig. Kurz nach
       Fukushima vor zwei Jahren demonstrierten in Grohnde zwischen 10.000 und
       20.000.
       
       ## Sogar an flüchtende Pferde ist gedacht
       
       Die Organisatoren verweisen auf knapp 200 Einzelaktionen: Jodtabletten
       werden verteilt, Stationen zur Dekontamination aufgestellt, Auffanglager
       außerhalb des Sperrgebiets eingerichtet. Sogar an flüchtende Pferde ist
       gedacht.
       
       Wie viele Demonstranten in diesem Jahr mobilisiert werden können, ist
       offen. Tobias Darge von der Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten“, die
       die Aktionen koordiniert, spricht von „mehreren tausend“. Jochen Stay von
       der Anti-Atom-Initiative „Ausgestrahlt“, die mit zum Protest aufruft, will
       keine Prognose nennen.
       
       Bundesweit sei es schwer, viele Leute zu motivieren, sagt Darge: „Viele
       denken, der Ausstieg ist ohnehin schon beschlossen, und fragen sich, warum
       sie dann noch demonstrieren sollen.“ Aber die Probleme bestünden gerade in
       Grohnde weiter: Mit 231 Störfällen sei dieses AKW seit Inbetriebnahme
       Spitzenreiter der neun noch laufenden Atomkraftwerke. Anfang der Woche
       übergaben die Atomkraftgegner eine Mängelliste mit 30 Punkten an den neuen
       Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne).
       
       8 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Erb
       
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