# taz.de -- Aus religiösen Gründen: Hungerstreik in Guantanamo
       
       > Mehrere Hätflinge in Guantanamo befinden sich im Hungerstreik, sie
       > beklagen sich über Koranschändung. Die Leitung des Gefangenenlagers
       > relativiert die Vorfälle.
       
 (IMG) Bild: Hier wird gehungert: Gefängniswärter im Camp 6 in Guantanamo.
       
       WASHINGTON afp | Im US-Gefangenenlager Guantanamo befinden sich mehrere
       Häftlinge im Hungerstreik. Eine Gruppe von Anwälten beklagte in einem Brief
       an Guantanamo-Kommandeur John Smith, dass sich der Zustand einiger Insassen
       „rapide“ verschlechtert habe. Grund für die Nahrungsverweigerung sei die
       Durchsuchung persönlicher Dinge, bei der Wärter auch unangemessen mit
       Koran-Ausgaben umgegangen sein sollen.
       
       „Wir haben Berichte über Männer erhalten, die Blut husten, ins Krankenhaus
       eingeliefert werden, das Bewusstsein verlieren, schwach und müde werden“,
       heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlag.
       Die Häftlinge hätten die Kontrolle ihrer Korane als „Schändung“ des
       heiligen Buches empfunden. Außerdem hätten sich einige Gefangene beim Gebet
       „respektlos“ behandelt gefühlt.
       
       Die Leitung des Guantanamo-Lagers wies die Vorwürfe zurück. Es habe keine
       Koranschändung gegeben, sagte der für die Kommunikation verantwortliche
       US-Offizier Robert Durand. Während einer Routinedurchsuchung nach
       Schmuggelware sei „nichts Ungewöhnliches passiert“. Der Offizier
       bestätigte, dass sich neun Gefangene im Hungerstreik befänden, von denen
       fünf künstlich ernährt würden.
       
       ## Auf „normalem Niveau“?
       
       Zudem würden einige Häftlinge zwar die bereitgestellten Mahlzeiten
       verweigern, dann aber von ihrem Vorrat in den Zellen essen, sagte Durand.
       Insgesamt sei die Zahl der Häftlinge im Hungerstreik auf einem „normalen
       Niveau“ und in der Vergangenheit bereits deutlich höher gewesen.
       
       Die New Yorker Anwältin Pardiss Kebriaei, die einen in Guantanamo
       inhaftierten Jemeniten vertritt, sagte dagegen, sie habe Informationen
       darüber, dass „die meisten Gefangenen im Camp 6“ im Hungerstreik seien.
       Camp 6 ist die größte Einheit des Gefangenenlagers, hier sitzt der Großteil
       der noch in Guantanamo verbliebenen 166 Häftlinge ein. Kebriaei erklärte,
       dass ihr Mandant seit 30 Tagen im Hungerstreik sei und schon mehr als zehn
       Kilo abgenommen habe.
       
       Die USA hatten das Gefangenenlager Anfang 2002 auf ihrem Militärstützpunkt
       Guantanamo auf Kuba eingerichtet, um Terrorverdächtige nach den Anschlägen
       vom 11. September zu inhaftieren. Mehr als 800 Männer und Heranwachsende
       wurden dort über die Jahre meist ohne Anklage festgehalten.
       
       US-Präsident Barack Obama hatte nach seinem Amtsantritt Anfang 2009
       versprochen, das umstrittene Lager binnen eines Jahres dichtzumachen. Der
       Kongress verweigerte aber die finanziellen Mittel für die Schließung und
       blockierte die Verlegung von Guantanamo-Häftlingen in Gefängnisse in den
       USA.
       
       12 Mar 2013
       
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