# taz.de -- Wahl in Grönland: Gegen den Ausverkauf
       
       > Machtwechsel in Gröneland: Die neue Regierung wird zum ersten Mal von
       > einer Frau geführt – ein Sieg für die sozialdemokratische Partei Siumut.
       
 (IMG) Bild: Die neue Regierungschefin und Siumut-Vorsitzende: Aleqa Hammond.
       
       STOCKHOLM taz | Einen Machtwechsel brachten die Parlamentswahlen in
       Grönland am Dienstag. Nach einem beeindrucken Wahlerfolg, bei dem die
       sozialdemokratische Siumut von 16 auf über 43 Prozent der Stimmen stieg,
       wird dieser autonome Teil Dänemarks in den kommenden vier Jahren von einer
       sozialdemokratisch geführten Koalition regiert werden. Regierungschef wird
       erstmals eine Frau: die Siumut-Vorsitzende Aleqa Hammond.
       
       „Es war die wichtigste Wahl, die wir je hatten“, kommentierte der
       grönländische Journalist Jørgen Chemnitz im dänischen TV: Rückblickend
       werde man einmal sagen, dass 2013 die entscheidenden Weichen gestellt
       worden seien.
       
       Das alles überschattende Thema des Wahlkampfs war der künftige Umgang des
       Landes mit seinen Bodenschätzen, die infolge des Klimawandels immer besser
       zugänglich werden. Und da vertritt Hammond eine von der bisherigen Linie
       deutlich abweichende Politik: Das Land solle nicht als Rohstoffkolonie
       enden, die ausländische Investoren so schnell und billig wie möglich
       ausplündern könnten.
       
       ## Offshore-Ölbohrlizenzen
       
       Noch in der Wahlnacht kündigte die künftige Regierungschefin eine Revision
       von Gesetzen an, die im Dezember verabschiedet worden waren und genau
       solche Befürchtungen geweckt hatten. Sie würden Investoren – chinesische
       und US-amerikanische stehen schon bereit – ermöglichen, mit billiger
       ausländischer Arbeitskraft, Erzgruben mit seltenen Erden und Uran zu
       erschließen und eine Aluminiumschmelze zu errichten. Für die Staatskasse
       wäre nur ein geringer Steuergewinn übrig geblieben. Schon vorher hatte man
       in Nuuk grünes Licht für Offshore-Ölbohrlizenzen erteilt.
       
       Grönland, das jetzt noch am Tropf dänischer Hilfe hängt, will vom
       Mutterland unabhängig werden. Einkünfte aus den Bodenschätzen sind dafür
       eine Voraussetzung. Die bisherige Regierung der sozialistischen Inuit
       Ataqatigiit wollte die Konzerne zunächst einmal investieren lassen und erst
       besteuern, wenn diese Gewinn machten. Die Bergbaukonzerne seien dafür
       bekannt, ihren Profit in Drittländer zu schleusen, kritisierte Siumut.
       Steuern und Abgaben müssten sofort erhoben werden.
       
       Möglicherweise werde das die Erschließung der Bodenschätze verzögern, meint
       Hammond. Doch das sei kein Schaden. Die Gesellschaft drohe sich sonst in
       eine wohlhabende Hauptstadtregion, die von den neuen Zeiten profitiere, und
       dem Rest des Landes zu spalten, der immer mehr abgehängt werde. Hohe
       Krankheits- und Suizidraten, familiäre Gewalt, Alkoholismus, Drogen – das
       müsse sich endlich ändern, sagt Hammond: „Wir müssen alle mitnehmen. Jeder
       muss spüren, dass er ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesellschaft ist.“
       
       13 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
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