# taz.de -- Winfried Kretschmann in der „sonntaz“: „Die Menschen wollen Heilige“
       
       > Winfried Kretschmann sprach mit der „sonntaz“ über Erwartungen an
       > Politiker, nervende Journalisten und Merkels Handy.
       
 (IMG) Bild: „Ich bin ein Provinzpolitiker.“ Winfried Kretschmann beim „Närrischen Staatsempfang“ 2013 in Stuttgart
       
       Die taz hat Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten Winfried
       Kretschmann ist zum Gespräch getroffen. Ein offener Austausch, bei dem wir
       Journalisten gar nicht gut wegkommen. Es ging aber nicht nur um
       Medienkritik, sondern auch um den aufgeheizten Politbetrieb in Berlin, die
       Kurzatmigkeit des grünen Parteirats und Krisenpolitik per SMS. Lesen Sie
       hier einige der stärksten Aussagen.
       
       Winfried Kretschmann über...
       
       ... Journalisten und Klischees: „Medien haben die Tendenz, eine gigantische
       Klischeemaschine zu sein. Wenn man diese Klischees nicht erfüllt, können
       Journalisten damit schwer umgehen. Die gleichen Klischees werden wieder und
       wieder durchgenudelt.“
       
       ... über Journalisten und ihre Eile: „Die Alternative für Politiker ist
       oft: Entweder ich sage etwas, auch wenn ich wenig weiß. Oder ich
       recherchiere, denke nach und komme in den Medien nicht vor. Wenn ich das
       zum Prinzip mache, bin ich bald weg vom Fenster.“
       
       ... über Journalisten und den neuen Papst: „Ich musste kürzlich den neuen
       Papst kommentieren. Obwohl ich den früheren Erzbischof von Buenos Aires gar
       nicht kannte. Ich wusste überhaupt nicht, wer das ist. Wenn ich, der
       politische Oberkatholik der Nation, nichts zum neuen Papst sage, denken
       viele: Der hat was gegen den. Auch zu schweigen wird ja sofort wieder
       interpretiert. Deshalb muss ich die deutung des Schweigens mitdenken.“
       
       ... über Journalisten und Interviews - auch wenn es jetzt sehr unangenehm
       für uns wird: „Dieses zusammenhanglose Zitieren aus Interviews erzieht uns
       Politiker zu etwas Falschem. Wenn wir dreimal erlebt haben, dass uns aus
       dem Zusammenhang gerissene Sätze um die Ohren gehauen wurden, biegt man in
       die Spur gestanzter Phrasen ein.“
       
       ... Berlin: „Ich bin ein Provinzpolitiker, mich hat es nie nach Berlin
       gezogen. Dieses Kurzatmige ist sehr präsent in Berlin. Und es wird immer
       schlimmer durch Smartphones und all diese wunderbaren Geräte.“
       
       ... die zwei Jahre, die er im Parteirat der Grünen saß: „Ich war wirklich
       froh, als ich davon wieder erlöst war. Der Horizont war nach rückwärts eine
       Woche, nach vorne 14 Tage.“
       
       ... Angela Merkel und ihr Handy: „Sie ist eine Politikerin der Krisen, eine
       Krisenmanagerin. Wer weiß, was unsere Bundeskanzlerin will? Wohin will sie?
       Niemand weiß es. Dazu passt das Medium: in der Krise schnell handeln,
       reagieren, moderieren. SMS passt zu diesem Regierungsstil und zu Merkels
       Politikertypus.“
       
       Warum Winfried Kretschmann den Zeiten nachtrauert, in denen es noch nicht
       mal Fax-Geräte gab, was er zur Glaubwürdigkeit des SPD-Kanzlerkandidaten
       Peer Steinbrück sagt und warum Politiker keine Vorbilder sein müssen,
       erzählt Kretschmann im Gespräch der [1][aktuellen sonntaz]. Am Kiosk,
       [2][eKiosk] und im [3][Wochenendabo]. Für Fans und Freunde:
       [4][facebook.com/sonntaz]
       
       23 Mar 2013
       
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