# taz.de -- Kommentar Zypern: Die Verantwortung Zyperns
       
       > Sollte Zypern in die Pleite getrieben werden, trifft Europa ein großes
       > Stück Schuld. Es gilt das Motto: Hauptsache, unsere Konten bleiben
       > sicher!
       
       Fast 6 Milliarden Euro verlangt Europa von Zypern, damit das Land gerettet
       wird. 6 Milliarden sollen rund 850.000 Menschen innerhalb weniger Tage
       zusammenbringen – das entspricht einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts,
       oder, übertragen auf die Bundesrepublik Deutschland, der unvorstellbaren
       Summe von einer Billion.
       
       Dieser Eigenanteil kann eine Volkswirtschaft, die doch eigentlich gerettet
       werden sollte, in den Ruin treiben. Es ist diese beispiellose Forderung,
       die Zypern vor kaum lösbare Probleme stellt. In keinem Fall zuvor haben die
       Eurofinanzminister einem Staat derartige Daumenschrauben angelegt.
       
       Deshalb trifft Europa ein großes Stück Verantwortung und Schuld, sollte
       Zypern in die Pleite getrieben werden. Der Verdacht drängt sich auf, dass
       man bei einem kleinen Inselstaat, dessen Bedeutung für die Eurozone
       begrenzt ist, einfach einmal ausprobieren wollte, wie weit man gehen kann.
       
       Passend dazu wurden für das Publikum die entsprechenden Schlagworte
       gefunden: Schwarzgeld! Russen! Oligarchen! Jachtbesitzer! So wurden die
       Zyprer als Freunde fieser Betrüger stigmatisiert, auf dass ja niemand auf
       die Idee kommen möge, diesen Leuten eine Träne nachzuweinen. Es gilt das
       Motto: Hauptsache, unsere Konten bleiben sicher!
       
       Dies festzustellen bedeutet nicht, die Zyprer aus der Verantwortung zu
       entlassen. Deren Politiker gerieren sich als die verfolgte Unschuld. Europa
       erscheint im Pokerspiel von Nikosia als das Böse schlechthin, das ein
       ganzes Land ohne Not in die Knechtschaft schicken will. Und ausgerechnet
       die reaktionäre orthodoxe Kirche verkauft sich als Retter der Nation.
       
       Bis heute müssen Politiker in Zypern ihre Einnahmen nicht offenlegen. Mit
       ziemlicher Sicherheit werden dort auch krumme Geschäfte gemacht. Die
       Vorstellung, man könnte den aufgeblähten Bankensektor einfach in die
       Zukunft hinüberkarren, verkennt die Gefahren, die von einem Land ausgehen,
       das niemals imstande sein wird, notfalls die eigene Finanzindustrie zu
       retten.
       
       Was bisher über die Vorschläge aus Nikosia bekannt wurde, wird das Bild des
       fiesen Zyprers nicht korrigieren. Auch wenn die Forderungen der EU
       ungerecht sind – Zypern muss bei Strafe des Untergangs Pläne unterbreiten,
       die alte Schulden nicht nur mit neuen Krediten zu begleichen.
       
       22 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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