# taz.de -- NPD-Marschroute offengelegt: Polizei macht Nazis nackig
       
       > Der Polizeipräsident gibt die genaue Marschstrecke der NPD am 1. Mai
       > bekannt. Und in Kreuzberg darf die linke Szene nicht durch die
       > Rudi-Dutschke-Straße laufen.
       
 (IMG) Bild: Üben sich in Transparenz: Polizeichef Klaus Kandt (l.) und der 1.-Mai-Einsatzleiter Jürgen Klug.
       
       Der 1. Mai ist in Berlin stets für Überraschungen gut – auch diesmal: Die
       Polizei hat erstmals im Vorfeld die genaue Route eines NPD-Aufzugs bekannt
       gegeben. Ihm sei bewusst, dass das Gegendemonstranten mobilisiere und mehr
       Arbeit für die Polizei bedeute, sagte deren Präsident Klaus Kandt am
       Freitag. „Aber Transparenz ist wichtiger als ein möglicher Mehraufwand.“
       
       Die NPD will am 1. Mai in Schöneweide marschieren. Ein Bündnis von Antifa
       bis Parteien will das mit Blockaden verhindern. Kandt kündigte an, die
       Polizei werde vom Geschehen Übersichtsaufnahmen machen. Ermöglicht wird
       dies durch ein umstrittenes Gesetz, das Rot-Schwarz vor einer Woche durchs
       Parlament gepeitscht hat.
       
       Gefilmt wird von einem Hubschrauber und von Hochhäusern. Kandt verspricht
       sich davon einen besseren Lageüberblick. „Wir speichern nicht, wir zoomen
       nicht, niemand wird zu identifizieren sein.“ Auch bei der
       Walpurgisnacht-Demo im Wedding und beim Kreuzberger „Revolutionären 1.
       Mai“-Aufzug hält Kandt Aufnahmen für „denkbar“.
       
       ## An Szeneläden vorbei
       
       Marschieren wollen die Rechten vom S-Bahnhof Schöneweide über die
       Brückenstraße, vorbei an den Szeneläden „Henker“ und „Hexogen“. Weiter geht
       es zur Edison-, Wilhelminenhof- und Siemensstraße und über die
       Brückenstraße zurück zum Bahnhof. Das sind insgesamt keine zwei Kilometer.
       Auf dem benachbarten Cajamarcaplatz sei eine Abschlusskundgebung
       angemeldet, sagte Jürgen Klug, der Gesamteinsatzleiter sein wird.
       
       Die Polizei werde dafür sorgen, dass die Gegendemonstranten ihr Recht
       wahrnehmen könnten, in Sicht- und Hörweite der NPD zu demonstrieren, sagte
       Kandt. „Ein Recht auf Blockade gehört nicht dazu.“ Die Gegenaktivisten
       wollen ab 10 Uhr alle Straßen um den Bahnhof „dichtmachen“. Auch
       Bundestagspromis wie Wolfgang Thierse (SPD) haben ihr Kommen angekündigt.
       „Im Rahmen der Voraufsicht sind wir verpflichtet, die Strecke frei zu
       machen“, so Klug. Das könne auch schon nachts geschehen. Denkbar sei auch,
       dass die NPDler geschlossen mit Bussen anreisten.
       
       Neues gab es zur Route der Kreuzberger 18-Uhr-Demo: Die Autonomen wollen
       vom Spreewaldplatz bis zum Pariser Platz ziehen, um dort das „europäische
       Krisenregime“ zu kritisieren. Untersagt hat die Polizei nun das Durchlaufen
       der Rudi-Dutschke-Straße, vorbei an Springer, dem Wohnungsunternehmen GSW
       und der taz. Stattdessen soll der Zug über die Axel-Springer-, die
       Leipziger und die Wilhelmstraße nach Unter den Linden führen.
       
       ## Kritik an Springer
       
       Die Anmelder legten dagegen Eilbeschwerde ein. Sprecher Jonas Schiesser
       warf auf einer Pressekonferenz des Bündnisses am Freitag dem Springer
       Verlag ein „mediales Begleitfeuer“ gegen Südeuropäer vor, der GSW eine
       „Mietpreisspirale“. Kritik dort zu verbieten, so Schiesser, sei eine
       „massive Beschneidung der Versammlungsfreiheit“. Mehr als 30 linke Gruppen
       gehören dieses Jahr zur Demo. Erwartet werden über 10.000 Teilnehmer,
       darunter Flüchtlinge, Mietergruppen und eine Griechenlanddelegation.
       
       Nur zweifelt man in der Szene, ob die Demo überhaupt bis ans Ende der
       Oranienstraße kommt. 2012 war der Aufzug wegen Steinwürfen von der Polizei
       vorzeitig aufgelöst worden. Schiesser sagte, es gebe den „begründeten
       Verdacht“, dass die Demo auch dieses Jahr frühzeitig von der Polizei
       „auseinandergeprügelt“ werde. Man werde darauf mit „kreativen Aktionen“
       reagieren.
       
       Auch Polizeichef Kandt wurde gefragt, ob er glaube, dass die Demo ans Ziel
       gelange. „Wir halten alles für möglich“, so die Antwort. Dass der Aufzug
       gestoppt werde, sei denkbar: „Ein Böller allein reicht nicht, aber wir
       werden deutlich machen, dass wir keine Gewalt dulden.“
       
       26 Apr 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Plutonia Plarre
 (DIR) Konrad Litschko
       
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