# taz.de -- Erdgasförderung in Deutschland: Die Frackles einigen sich
       
       > Schleswig-Holstein will Fracking in ganz Deutschland verbieten. Die
       > Bundesregierung hat da allerdings andere Pläne.
       
 (IMG) Bild: Altmaier und Rösler ulken.
       
       BERLIN taz | Als erstes Bundesland wagt Schleswig-Holstein die
       Anti-Fracking-Offensive. Umweltminister Robert Habeck (Grüne) brachte am
       Freitag ein Gesetzentwurf in den Bundestag ein, der verbieten soll, mittels
       giftiger Chemikalien Erdöl oder Erdgas zu fördert. Zwar stehen auch andere
       Bundesländer der Fracking sehr kritisch gegenüber, trotzdem hat
       Schleswig-Holstein das Gesetz allein vorgelegt. „Andere Länder brauchen
       noch Bedenkzeit“, sagte Habeck der taz.
       
       In Deutschland gibt es momentan keine einheitliche Regelung, wann und wie
       Fracking eingesetzt werden darf. Nicht nur hierzulande, weltweit ringen
       Länder um eine Position dazu. Vor allem, seit die Internationale Energie
       Agentur Ländern wie den USA ein neuer Gas- und [1][Ölboom dank Fracking]
       vorhersagt – was wiederum die deutsche [2][Energy Watch Group] für extrem
       übertrieben hält. Fracking ist eigentlich nicht neu und wird auch
       hierzulande bereits angewandt, allerdings nur um herkömmliche Lagerstätten
       von Erdöl und Erdgas besser auszubeuten.
       
       Bei sogenannten unkonventionellen Lagerstätten, in Deutschland
       hauptsächlich [3][Sandstein oder Kohleflöze], entweicht Erdgas nicht von
       selbst. Stattdessen wird das Gestein mit einem Gemisch aus Wasser, Sand und
       Chemikalien aufgerissen. In den USA ist es zu massiven Umweltproblemen
       gekommen, wie etwa der Dokumentarfilm [4][Gasland] erzählt. Die
       US-Umweltagentur EPA sagt etwas nüchterner: Man forscht noch. In
       Deutschland sieht das Umweltbundesamt das [5][Trinkwasser gefährdet].
       
       Auf Bundesebene haben sich deshalb Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und
       Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in dieser Woche auf ein Gesetz
       geeinigt, das Fracking nicht generell verbietet, sondern erschwert. Das
       hofft zumindest Altmaier. Demnach darf in Trinkwasserschutzgebieten nicht
       gebohrt werden. Generell müssen Unternehmen bereits Probebohrungen einer
       Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen, was bedeutet, dass die
       jeweiligen Behörden vor Ort die Auswirkungen auf Mensch und Natur bewerten
       sollen. Auch die Wasserbehörden werden dabei beteiligt.
       
       ## Forschen oder nicht?
       
       Eine mögliche Auswirkung dessen, so hofft Altmaier: Weil es über die
       Gefahren des Frackings in Deutschland viel zu wenig Wissen gibt, ist eine
       Umweltverträglichkeitsprüfung momentan kaum möglich. Die Verfahren könnten
       sich also über Jahre hinziehen, was einem Fracking-Moratorium gleich kommt.
       Rösler dagegen hofft, durch das Gesetz könne Fracking weiter erforscht
       werden. Nachdem beide bereits im Februar eine fast-Einigung erzielt hatten,
       hatten Konzerne wie BASF das Gesetz noch begrüßt.
       
       Habeck ist die Regelung deshalb viel zu wenig. „Wir bringen den Entwurf
       ein, weil wir nicht glauben, das Fracking über den Verwaltungsweg
       verhindert werden kann“, sagte er. Altmaier setzt er unter Druck: Wenn er
       gegen Fracking sei, dann solle er auch ein entsprechendes Gesetz vorlegen.
       „Wenn sich Altmaier nicht mal gegen Rösler durchsetzt, wie will er dann mit
       der Öl- und Gasindustrie fertig werden“, sagt Habeck.
       
       Sein Gesetz wird jetzt in den Bundesratsausschüssen beraten. Das
       Altmaier-Rösler-Gesetz muss erst noch vom Kabinett und dem Bundestag
       beschlossen werden. Dann wandert es ebenfalls in den Bundesrat. Vermutlich
       allerdings kaum bis zur Bundestagswahl im Herbst. Dann werden die Karten
       neu gemischt.
       
       3 May 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://iea.org/newsroomandevents/pressreleases/2012/november/name,33015,en.html
 (DIR) [2] http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/13339-fossile-brennstoffe-frueher-am-limit
 (DIR) [3] http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/wasser/trinkwasser/erdgas_fracking/index.php
 (DIR) [4] http://gaslandthemovie.com/
 (DIR) [5] http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2012/pd12-028_fracking_nur_mit_strengen_auflagen_zulassen_neues_gutachten_keine_erdgasbohrungen_in_trinkwasserschutzgebieten.htm
       
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 (DIR) Ingo Arzt
       
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