# taz.de -- Wandel in der Integrationspolitik: Türken jetzt doch willkommen
       
       > Die Bremer CDU hat jetzt wieder ein deutsch-türkisches Forum. Sein
       > Vorsitzender wirbt gegen die Parteilinie für die doppelte
       > Staatsbürgerschaft.
       
 (IMG) Bild: So eindeutig und kompromisslos wie damals unter Roland Koch (rechts) sind die Positionen der CDU heute nicht mehr.
       
       Noch ist es nur eine kleine Bewegung. In der CDU. Eine vorsichtige Abkehr
       vom einst rigiden Nein zur doppelten Staatsbürgerschaft. Doch nach der
       Bundestagswahl, spätestens, hoffen die Protagonisten der Kampagne auf den
       Durchbruch.
       
       Das Gesicht dieses parteiinternen Wandels in Bremen heißt Oguzhan Yazici.
       Gerade eben wählte die CDU den 35-jährigen Juristen zum Vorsitzenden ihres
       wiederbelebten deutsch-türkischen Forums (DTF), das es in anderen
       Landesverbänden schon länger gibt. Im Herbst, wenn Ex-Kulturstaatsrätin
       Elisabeth Motschmann in den Bundestag einzieht, übernimmt er ihr
       Parlamentsmandat.
       
       Er will dafür „werben“, dass auch die CDU den Doppelpass gut findet. Obwohl
       sie mit einem Feldzug gegen die doppelte Staatsbürgerschaft 1999 die
       hessische Landtagswahl gewann. Und der Landesvorstand der Bremer CDU sich
       2010 noch dagegen aussprach, wenn auch mit knapper Mehrheit. „Als Abschluss
       einer gelungenen Integration befürworten wir die Erlangung der deutschen
       Staatsbürgerschaft“ hieß es da. „Doppelte Staatsbürgerschaften sollen
       soweit wie möglich vermieden werden, da diese sowohl völkerrechtlich als
       auch nationalrechtlich unerwünscht sind.“ Doch heute sieht Yazici Zeichen
       für ein „deutliches Umdenken“ in seiner Partei, ja sogar die „Basis für
       einen vernünftigen Dialog“. Die große Gruppe der Türkeistämmigen sei vom
       Doppelpass ausgeschlossen. „Wir müssen diskutieren, ob unser
       Staatsbürgerschaftsrecht noch dem Gleichheitsgrundsatz entspricht“, sagt
       Yazici. 2012 reagierte die Junge Union in Bremen „empört“ auf solche
       Vorstöße.
       
       Yazici indes sieht große Übereinstimmungen zwischen der CDU und BremerInnen
       mit türkischen Wurzeln. Viele dieser Menschen seien „eher konservativ
       eingestellt“, beim Familienbild oder dort, wo es um „Werte“ gehe, gebe es
       eine „große Deckungsgleichheit“, sagt er. Und dass die CDU nun für alle
       TürkInnen, für alle MuslimInnen „offen“ sei. Das C im Namen? Ist „überhaupt
       keine Schwierigkeit“, sagt Yazici, selbst Muslim und engagiert in der
       muslimischen Community. Es stehe für „vernünftige Werte“. Seine Partei sei
       ja „kein religiöser Haufen“.
       
       Ja, die CDU habe sich in der Vergangenheit „teilweise im Ton vergriffen“,
       sagt Yazici, der zugleich Angela Merkels Politik lobt. Ja, Menschen mit
       Migrationshintergrund würden in der CDU oft noch „eher defizitorientiert
       betrachtet“. Ja, die „emotionale Bindung“ der türkischstämmigen Menschen
       sei „nicht zufriedenstellend“. Und die Wahlergebnisse der CDU in diesem
       Milieu „katastrophal“.
       
       Doch das alles solle sich jetzt ändern, sagt Yazici, auch weil die
       türkischstämmige Community viele WählerInnen hat. Und zumindest die
       Unterstützung des CDU-Landesgeschäftsführers Heiko Strohmann hat er schon
       mal, auch wenn das DTF in Bremen bislang nicht mal aus zwei Dutzend Leuten
       besteht.
       
       Yazici redet sogar einer „Willkommenskultur“ nicht nur in der CDU, sondern
       auch in der Ausländerbehörde das Wort. Und doch meint er damit weniger die
       Flüchtlinge. Sondern vor allem sehr gut ausgebildete Fachkräfte, deren
       Einwanderung gezielt gesteuert werden solle.
       
       3 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Zier
       
       ## TAGS
       
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