# taz.de -- Kommentar Italienischer Rassismus: Stramm mit rechts
       
       > In Italien ist Diskriminierung salonfähig. Die Schreier in den
       > Fußballstadien liefern die Begleitmusik zum rassistischen Habitus der
       > parlamentarischen Rechten.
       
       Wieder einmal stand mit der Partie AC Mailand – AS Rom am Sonntag ein
       Fußball-Erstligaspiel kurz vor dem Abbruch, weil die römische Fankurve
       nicht an sich zu halten wusste. Ihr Ziel: Mario Balotelli, schwarzer Star
       Mailands und der Nationalmannschaft. Das ist leider Alltag in den
       italienischen Stadien: Immer wieder müssen sich Spieler mit schwarzer
       Hautfarbe rassistische Sprechchöre anhören.
       
       Stramm rechts, rundheraus faschistisch sind viele italienische Fankurven –
       doch ihr Rassismus ist bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein
       mehrheitsfähig. Das zeigte sich gerade letzte Woche besonders.
       
       Mit Cecile Kyenge war zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine
       Afroitalienerin zur Ministerin ernannt worden, zuständig für: Integration.
       Und was sehen die Menschen im Fernsehen? Ein Interview, durchgeführt von
       einer als eher links bekannten Journalistin, die munter wissen will, wie es
       denn um die Polygamie in Afrika bestellt ist und ob die Neuministerin neben
       ihrem Katholizismus auch animistische Rituale samt Vielgötterei pflegt.
       
       Und die rechtspopulistische Lega Nord – bis November 2011 regierte sie
       gemeinsam mit Berlusconi – beschwor den Untergang des Abendlandes und
       forderte, die Ministerin solle sich gefälligst für von Immigranten auf
       italienischem Boden begangene Verbrechen entschuldigen. Die
       „Barbaren-Invasion“ – sie wird in Italien nicht nur von rechtsradikalen
       Fanatikern beschworen, sondern von der gesamten parlamentarischen Rechten.
       
       Von einer Rechten, die den ersten Vorstoß der neuen Ministerin –
       italienische Staatsbürgerschaft für die Kinder der Immigranten – als
       unerträgliche Provokation empfindet und gern auch mit unverhohlen
       rassistischen Kommentaren reagiert. Dies ist das wahre Problem: Die
       Stadionschreier liefern bloß die Begleitmusik.
       
       13 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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