# taz.de -- Regierung hält Demografiegipfel ab: Auf dem Land wird es einsam
       
       > Die Bevölkerung hierzulande schrumpft und altert. Das löst Ängste aus:
       > Wer zahlt in Zukunft die Rente? Die Regierung will die Entwicklung
       > umdrehen. Aber wie?
       
 (IMG) Bild: Zuwanderung von Fachkräften: Manche wollen sie, andere nicht.
       
       BERLIN taz | Neubrandenburg zum Beispiel. In der Stadt in
       Mecklenburg-Vorpommern sollen 2030 laut einer Prognose des Bundesinstituts
       für Bau-, Stadt- und Raumforschung nur noch 19.400 Menschen berufstätig
       sein. 1990 waren es 52.400. Das ruft Ängste hervor: Wer zahlt künftig die
       Rente? Wer versorgt die Greisen? Was passiert mit der Wirtschaft, wenn die
       Menschen älter und weniger werden?
       
       Fragen, mit denen sich die Bundesregierung am Dienstag auf ihrem zweiten
       Demografiegipfel befasste. Der erste Gipfel zur Zukunft der Bevölkerung in
       Deutschland fand im Oktober 2012 statt und war eine Art Bestandsaufnahme:
       Wie sieht es mit Kindern, Erwerbstätigen und Rentnern aus? Was erwartet uns
       in ein paar Jahrzehnten?
       
       Demografen haben es ausgerechnet: 2030 sollen in Deutschland nur noch 79,2
       Millionen Menschen leben, jetzt sind es 81,2 Millionen. Im Jahr 2060 soll
       die größte Altersgruppe die der 70- bis 80-Jährigen sein. Klar scheint auch
       zu sein: Auf dem Land wird es einsamer, die Menschen drängt es stärker denn
       je in die Städte. Der Osten des Landes kennt das alles bereits seit dem
       Mauerfall. Verschärft erleben werden das aber auch Regionen im Saarland, in
       Nordrhein-Westfalen und in Nordbayern.
       
       ## Vom Osten lernen
       
       Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ließ sich deshalb zu der Aussage
       hinreißen, dass „alle vom Osten Deutschlands lernen“ könnten. Aber wie
       kriegt man den demografischen Wandel nun in den Griff? Hier gehen die
       Meinungen der Minister und Experten durchaus auseinander. Während
       Wirtschaftsvertreter, die FDP und Kanzlerin Merkel auf die Zuwanderung gut
       qualifizierter Kräfte aus dem Ausland setzen, wies dies Friedrich zurück:
       „Es ist eine Illusion zu glauben, wir könnten den demografischen Wandel
       allein durch Zuwanderung lösen.“ Er hat eher die „jungen Alten oder die
       alten Jungen“ im Blick: „Sie werden und wollen länger arbeiten.“
       
       Rente mit 67? Mit 69? Oder vielleicht sogar erst mit 70, wie das inzwischen
       manche Demografen fordern? Angela Merkel sagte: „Wir haben auch schwierige
       Botschaften zu überbringen.“ Gleichzeitig warb sie dafür, Rentenansprüche
       ins Ausland mitnehmen zu dürfen, und für Rufbusse auf dem Land. Dafür, dass
       mehr Mütter arbeiten gehen und dass untersucht werden müsse, warum es heute
       so viele Studienabbrecher gibt.
       
       ## Forscher: Angst ist geschürzt
       
       Während viele Menschen viel über Horrorszenarien in der Zukunft
       debattieren, erklärte Gerd Bosbach, Professor für Statistik, Mathematik und
       Empirik der Fachhochschule Koblenz, in einem Interview in der ARD: Die
       Ängste seien unberechtigt und geschürt. Auch im vergangenen Jahrhundert
       seien die Menschen älter geworden und der Jugendanteil sei gesunken.
       
       „Trotzdem sind wir nicht ausgestorben und der Sozialstaat wurde auch nicht
       abgebaut. Im Gegenteil: Der Sozialstaat wurde massiv ausgebaut, die
       Arbeitszeit verkürzt und der Wohlstand für alle erhöht“, sagte Bosbach.
       
       14 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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