# taz.de -- Schiffsfinanzierung: Rickmers in der Krise
       
       > Mit Unternehmensanleihen will der Hamburger Schifffahrtskonzern Rickmers
       > 190 Millionen Euro einspielen. Dafür muss er einen hohen Zinssatz in Kauf
       > nehmen.
       
 (IMG) Bild: Schiffsbau ist teuer - das Schifffahrtsunternehmen Rickmers sucht nun nach neuen Geldquellen.
       
       Der weltweit tätige Schifffahrtskonzern Rickmers Gruppe braucht frisches
       Kapital, um heil durch die Krise zu schippern. Das Hamburger Unternehmen
       hat für Ende Mai die Platzierung einer Unternehmensanleihe von bis zu 200
       Millionen Euro angekündigt. Ob es sich dabei um ein Zeichen der Stärke oder
       der Schwäche handelt, ist umstritten.
       
       Rickmers ist weit mehr als eine Reederei. Das Unternehmen mit den mehr als
       3.000 Beschäftigten managt und verchartert Schiffe für Dritte, entwickelt
       Neubauten, organisiert Finanzierungen für maritime Firmen, kauft und
       verkauft Schiffe. Der auch in Steueroasen wie Zypern und Isle of Man tätige
       Konzern ist in Singapur an der Börse notiert. Die Rickmers Gruppe hat im
       vergangenen Jahr ihren Umsatz von 574 auf 618 Millionen Euro gesteigert;
       durch die Krise ist das Unternehmen bislang mit Gewinn gefahren.
       
       Doch selbst Rickmers hat zu kämpfen. Angesichts der langsamer als erwartet
       wachsenden Weltkonjunktur blieben die Fracht- und Charterraten auch in den
       ersten Monaten des Jahres unter Druck. Schuld sind die gewaltigen
       Überkapazitäten bei Containerschiffen, Frachtern und Tankern. Und das wird
       sich nicht vor Ende 2014 ändern, warnen die Volkswirte der HSH Nordbank.
       Bis dahin würden die Fracht- und Charterraten bei den meisten Schiffen
       nicht einmal ausreichen, um Zinsen und Schulden in vollem Umfang
       abzuzahlen.
       
       Aber auch die klassischen Finanzquellen sprudeln nicht mehr. Eine
       Hauptrolle spielte lange das deutsche „KG-Modell“. Für den Neubau eines
       Containerschiffes oder eines Bananenkühlfrachters bildeten spezialisierte
       Fondsgesellschaften und Reeder geschlossene Investmentfonds in der
       Rechtsform einer GmbH & Co. KG. Die Fondsanteile wurden über Banken und
       Sparkassen an Kleinsparer, potente Anleger und professionelle Investoren
       verkauft. Die Banken profitierten von hohen Vermittlungsprovisionen und
       beteiligten sich selber an Schiffsfinanzierungen: So wurde üblicherweise
       nur ein Drittel des Schiffspreises über einen KG-Investmentfonds als
       Eigenkapital finanziert und zwei Drittel kamen als Fremdkapital durch
       Bankkredite zusammen.
       
       Mittlerweile stehen etwa 1.000 Schiffsfonds vor dem Aus und den Anlegern
       droht der Verlust ihres Kapitals. Die Banken finanzieren kaum noch Schiffe.
       Rickmers sucht daher nach neuen Geldquellen. Mit seiner Anleihe will das
       1834 als Werft gegründete Unternehmen netto 190 Millionen Euro einspielen.
       Mit etwas mehr als der Hälfte sollen Altschulden getilgt, 94 Millionen aber
       neu investiert werden.
       
       Schon mit 1.000 Euro können private Anleger auf ein erfolgreiches Überleben
       von Rickmers wetten. Doch das ist riskant. Dafür spricht schon der extrem
       hohe Zinssatz, den Rickmers bieten muss, um genügend Investoren zu finden –
       bis zu 9,125 Prozent pro Jahr. Doppelt so viel wie es Unternehmen mit hoher
       Bonität müsste.
       
       Doch jede Krise bietet auch Chancen. „Die Schifffahrtsbranche befindet sich
       in einer Konsolidierungsphase und wir wollen dabei eine aktive Rolle
       spielen“, sagt Bertram Rickmers, alleiniger Gesellschafter der Gruppe. So
       hat sich Rickmers mit einigen anderen deutschen Reedern in einem „Deutschen
       Frachtschiff-Kontor“ zusammengetan, um Containerfrachter von angeschlagenen
       Reedereien billig zu übernehmen.
       
       23 May 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schifffahrt
 (DIR) Reederei
 (DIR) Streik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Schiffsbauer in Italien und Frankreich: Ein Werften-Koloss entsteht
       
       Italien und Frankreich wollen den Verbund der Schiffsbauer Fincantieri und
       STX festmachen. Eine herbe Konkurrenz für die Deutschen.
       
 (DIR) Megafusion bei Reedereien: Hapag-Lloyd wird Nummer Vier
       
       Deutschlands größte Containerreederei übernimmt die Konkurrentin CSAV.
       Dafür wird der reichste Familienclan Lateinamerikas Hauptaktionär.
       
 (DIR) Reederei-Branche in Deutschland: Schiffe versenken, Schiffe verkaufen
       
       Deutsche Schiffseigner klagen über zu wenig Aufträge und Probleme mit der
       Finanzierung. Auf Wachstum hofft nicht einmal mehr jeder zweite.
       
 (DIR) Schiffer und Schleuser streiken: Ein Schiff in sechs Jahren gesichtet
       
       Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes protestiert gegen
       Personalabbau. Die Behörde ist aber dringend reformbedürftig.