# taz.de -- G-8-Gipfel in Irland: Die Briten als Steuerhelden
       
       > Die Regierungschefs beschließen in Nordirland, Steuerflucht international
       > zu bekämpfen. Besonders die Briten möchten sich als Geldeintreiber
       > darstellen.
       
 (IMG) Bild: Erinnerungsfoto: Zehn wichtige PolitikerInnen auf dem Lough-Erne-Golfplatz von Enniskillen.
       
       BELFAST taz | Der britische Schatzkanzler jubelte. Auf dem [1][G-8-Gipfel
       in Nordirland] sagte George Osborne am Dienstag, habe man in 24 Stunden
       mehr Fortschritte bei der Bekämpfung der Steuerflucht gemacht als in den
       vergangenen 24 Jahren. Ziel sei es, das internationale Steuersystem für das
       21. Jahrhundert flottzumachen.
       
       Grund für Osbornes Eigenlob ist die am Dienstag auf dem G-8-Gipfel in
       Nordirland verabschiedete Erklärung. Darin versprechen die Vertreter der
       traditionell wichtigsten acht Industriestaaten der Welt und der EU: „Die
       Behörden weltweit sollen ihre Informationen automatisch austauschen, um die
       Geißel der Steuerflucht zu bekämpfen.“ Durch die automatische Transparenz
       soll künftig verhindert werden, dass Firmen Gewinne in andere Länder
       verschieben und so Steuern umgehen.
       
       Der dahinterstehende Aktionsplan stammt von Osbornes Chef. Der britische
       Premierminister David Cameron hat ihn [2][seinen Amtskollegen in Nordirland
       vorgelegt]. Er sieht vor, dass die Steuer- und Justizbehörden Informationen
       über die wahren Besitzverhältnisse und Gewinne von Unternehmen erhalten.
       
       Einige weitere Punkte: Entwicklungsländer müssten Hilfe dabei erhalten, die
       ihnen zustehenden Steuern einzutreiben. Firmen, die Bodenschätze fördern,
       müssten ihre Zahlungen an alle Regierungen offenlegen – und die Regierungen
       den Erhalt solcher Gelder ebenfalls publizieren. Multinationale Konzerne
       sollen künftig ihre Steuerzahlungen in jedem Staat offenlegen, in dem sie
       tätig sind.
       
       ## Ein Zentralregister für Finanzämter
       
       Zu diesem Zweck soll ein Zentralregister angelegt werden, zu dem die
       Finanzämter Zugang haben. Außerdem sollen bis 2014 die Untersuchungen der
       einzelnen Länder über Geldwäsche und Finanzierung von Terroristen
       abgeschlossen sein. Daher müssen Firmen sicherstellen, dass ihre
       Informationen über die Eigentumsverhältnisse akkurat sind.
       
       Dazu sind sie eigentlich bereits seit 2006 gesetzlich verpflichtet. Die
       Bekräftigung verrät, dass sich bisher niemand daran gehalten hat. Wie das
       in Zukunft durchgesetzt werden soll, ist unklar. Cameron, der am
       Dienstagmorgen in den kalten See neben dem Tagungsort gesprungen war, um
       dem nordirischen Tourismus auf die Sprünge zu helfen, hatte die Bekämpfung
       der Steuerflucht zu einem zentralen Thema des Treffens erklärt.
       
       Bereits vor dem G-8-Gipfel ließ Cameron die Regierungschefs der zehn zu
       Großbritannien gehörenden Steueroasen versprechen, mehr Transparenz an den
       Tag zu legen. Unterschrieben wurde jedoch nichts: Die zehn Steueroasen
       bestreiten, Steueroasen zu sein.
       
       Die OECD [3][veröffentlichte am Dienstag einen Bericht], den sie im Auftrag
       der G-8 erstellt hat. Darin wird empfohlen, dass die einzelnen Länder eine
       möglichst einheitliche Rahmengesetzgebung verabschieden. Dann könnten zügig
       bilaterale Abkommen über Informationsaustausch ausgehandelt werden.
       
       ## Stiftungen zur Transparenz verpflichten
       
       „Die Steuerflucht in Offshore-Domizile ist eine globale Angelegenheit, die
       globale Lösungen erfordert“, heißt es in dem in Paris vorgestellten
       Bericht. Außerdem empfiehlt die OECD, auch Stiftungen zur Transparenz zu
       verpflichten, damit Steuerbetrüger nicht auf sie ausweichen können.
       
       Osborne sagte, Großbritannien sei nicht von vornherein gegen ein öffentlich
       zugängliches Register. Verschiedene Dritte-Welt-Organisationen haben das
       gefordert. Die Länder der Dritten Welt verlieren dreimal so viel Geld durch
       Steuerflucht, wie sie an Entwicklungshilfe bekommen.
       
       Aber sie wissen oft gar nicht, wohin das Geld verschafft wird, das ihnen
       vorenthalten wird. Kofi Annan, der frühere UN-Generalsekretär, verlangt
       ebenfalls ein öffentliches Register: „Für die G 8 geht es um entgangene
       Steuern“, sagte er, „aber in Afrika hat das direkte Folgen für das Leben
       von Müttern und Kindern.“
       
       18 Jun 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /G8-Gipfel-in-Nordirland/!118311/
 (DIR) [2] /!118229/
 (DIR) [3] http://www.oecd.org/newsroom/oecd-reports-to-g8-on-global-system-of-automatic-exchange-of-tax-information.htm
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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