# taz.de -- Atom-Abrüstungsinitiative der USA: Eine klare Abfuhr für Obama
       
       > Die russische Führung will von den Vorschlägen des US-Präsidenten nichts
       > wissen. Vizepremier Dmitri Rogosin spricht von Unprofessionalität.
       
 (IMG) Bild: Beim Thema Abrüstung nicht auf Augenhöhe: Wladimir Putin und Barack Obama (l.).
       
       MOSKAU taz | Moskau hat distanziert auf den Vorschlag von US-Präsident
       Barack Obama reagiert, der am Mittwoch in Berlin eine atomare
       Abrüstungsinitiative angekündigt hatte. Es sei sein Ziel, die US-Atomwaffen
       um ein weiteres Drittel abzubauen, sagte Obama und forderte Russland auf,
       ihm zu folgen. Erst 2010 hatten er und der damalige Kremlchef Dmitri
       Medwedjew mit der Unterzeichnung des Start-3-Abkommen den Abrüstungsprozess
       wieder aufgenommen.
       
       Inzwischen hat sich aber nicht nur die internationale Großwetterlage durch
       die Konflikte in der arabischen Welt verändert. Auch Präsident Wladimir
       Putin setzt inzwischen auf klare Abgrenzung vom Westen und nutzt jede
       Möglichkeit, Russland als Führungsmacht in Erinnerung zu bringen. Das
       Nuklearpotenzial ist dabei nur eines der letzten sichtbaren Merkmale der
       ehemaligen Supermacht. Moskau hält nach wie vor daran fest, dass die
       nukleare Schlagkraft letztes Unterpfand des Friedens ist.
       
       Daher ist Moskau zurzeit nicht erpicht auf eine neue Abrüstungsrunde. Die
       russischen Kommentare suggerieren, dass die amerikanische Initiative
       Russland langfristig ausboten könnte. Außenminister Sergei Lawrow verwies
       darauf, dass die strategische Stabilität nicht unabhängig von den Plänen
       eines Raketenabwehrschirms in Europa gesehen werden könnte. Moskau zweifelt
       daran, dass die Errichtung eines US-Abwehrsystems in Osteuropa sich nur
       gegen Schurkenstaaten richte und die russische Abwehrfähigkeit nicht
       beeinträchtigen werde.
       
       ## Start-Vertrag noch nicht erfüllt
       
       Misstrauen äußerte Lawrow auch gegenüber US-Plänen, die angeblich atomare
       Waffen durch noch effektivere nichtnukleare Präzisionswaffen ersetzen
       könnten. Offensichtlich hat Moskaus Rüstungsproduktion dem noch nichts
       entgegenzusetzen.
       
       Auch Vizeaußenminister Sergei Rjabkow winkte ab: Der Start-Vertrag von 2010
       sei noch nicht erfüllt, außerdem gebe es noch keine annehmbare Entscheidung
       über den Raketenschirm. Dieser beschäftigte auch Vizepremier Dmitri
       Rogosin. Er warf dem US-Präsidenten „Unprofessionalität“ vor: „Der
       europäische Abwehrschirm ist Teil einer großen globalen Verteidigung. Wie
       kann man die Abrüstung strategischen Potenzials vorschlagen und
       gleichzeitig zeigen, dass man nicht bereit ist, sich über das
       Raketenabwehrsystem zu einigen?“ Entweder lüge Obama, verstelle sich,
       bluffe oder sei einfach unprofessionell, sagte der Falke Dmitri Rogosin.
       
       20 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Helge Donath
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Abrüstung
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) Russland
 (DIR) USA
 (DIR) Atomwaffen
 (DIR) Israel
 (DIR) Protest
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) Barack Obama
 (DIR) Atomwaffen
 (DIR) USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Atomwaffen in Deutschland: Leere Abzugsversprechen
       
       Die USA wollen ihre in Deutschland stationierten Atombomben modernisieren –
       obwohl die deutsche Politik den Abzug der Waffen fordert.
       
 (DIR) Israels Atomwaffenarsenal: IAEA-Resolution knapp gescheitert
       
       Nur mit wenigen Stimmen Unterschied scheiterte eine Resolution der
       Atomenergiebehörde gegen Israels Atombomben. Die Entschließung lag zum
       dritten Mal vor.
       
 (DIR) Protest gegen Atomwaffen: Nicht so Bombenstimmung
       
       Jede Atombombe – eine zu viel. Seit Tagen gibt es Proteste gegen die
       Waffen. Am Wochenende soll es auch zu Blockaden kommen.
       
 (DIR) Antwort auf Obamas Rede: Seien Sie mutiger, Herr Präsident
       
       Mit Spannung erwartet, hat Barack Obama am Mittwoch in Berlin eine hübsche
       Rede gehalten. Wir hätten gerne etwas mehr gehört. Eine Replik.
       
 (DIR) Kommentar Barack Obama: Auf Partnersuche in Berlin
       
       Der US-Präsident sprach vieles an. Zumeist lieferte er jedoch nur Phrasen
       und leere Hülsen. Einzig das Signal zum Abbau der US-Atomwaffen verdient
       Respekt.
       
 (DIR) US-Präsident Obama spricht in Berlin: „Etwas informeller sein“
       
       In Berlin geben sich Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Obama betont
       informell. Obamas Rede zündet nicht.
       
 (DIR) Bericht zur Verbreitung von Atomwaffen: Abrüstung nicht in Sicht
       
       Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri gibt es weltweit insgesamt
       weniger Atomwaffen. Dennoch werden in vielen Ländern Arsenale modernisiert
       oder aufgestockt.
       
 (DIR) Russisch-amerikanische Beziehung: Der Neustart ging daneben
       
       Vor drei Jahren versprachen sich Russland und die USA, ihre Beziehung zu
       verbessern. Syrien, Raketenabwehr und Freihandel verhindern dies.