# taz.de -- Audiovisuelle Erlebnisse im Internet: Das Netz will nicht fernsehen
       
       > Eigenständige Produktionen im Internet sind so schwierig zu finanzieren
       > wie später zu finden. Ohne einen TV-Sender im Rücken haben sie kaum eine
       > Chance.
       
 (IMG) Bild: Ein YouTube-Kanal ist ohne Marketingstrategie wenig erfolgsversprechend.
       
       Die Zukunft des Fernsehens liegt im Internet. Darin sind sich alle einig.
       Sämtliche TV-Sender haben ihre Netzpräsenz ausgebaut. Und
       Produktionsunternehmen wie Endemol oder die Ufa starteten eigene
       YouTube-Kanäle. Die Nutzerzahlen sind, gemessen am Fernsehmaßstab, bislang
       verschwindend gering.
       
       Die Herausforderung für die Anbieter besteht daher darin, ihre Inhalte an
       den User zu bringen: Was gibt es, und wie kann das, was es gibt, gefunden
       werden – mit diesen Fragen beschäftigte sich in Köln die Internationale
       Konferenz für Design, Promotion und Marketing des Branchenverbands Eyes &
       Ears of Europe.
       
       Wer einen großen Sender im Rücken hat, der hat es natürlich leichter.
       Promotion, Marketing und Design spielen für und in der neuen Medienwelt
       eine größere Rolle als je zuvor. Diese drei Elemente, so die
       Geschäftsführerin von Eyes & Ears, Corinna Kamphausen, würden gemeinsam den
       Markenkern der einzelnen Formate und Sendungen formen. „Und dieser
       Markenkern und die gesamte Markenwelt müssen erlebt und wiedererkannt
       werden, damit eine Geschichte über mehrere Medien getragen und verstanden
       werden kann.“
       
       Doch „normale“ Fernsehinhalte ins Netz zu stellen, ist dabei „wohl kaum die
       Lösung, wenn es um funktionierende Modelle gehen soll“, sagt Andrea
       Bednarz. Die Geschäftsführerin der Agentur Luxlotusliner erklärt: „Erst mal
       ist es wichtig, die richtigen audiovisuellen Inhalte, die im Internet
       gezeigt werden sollen, auszuwählen.“ Serien mit zwei bis dreiminütigen
       Minifolgen beispielsweise seien Inhalte, die originär in den neuen Medien
       funktionieren könnten. In solch einem Fall müssten etwa Blogs und
       Communities mit einer Verbindung zum Thema gezielt angesprochen werden.
       
       ## Im Internet gelten andere Wünsche
       
       Das sieht der Geschäftsführer des Produktionsunternehmens Eyeworks Germany,
       René Jamm, ähnlich: „Bei Netzpublikationen spielen die Peergroups eine
       große Rolle. Die betreffende Peergroup muss zu dem jeweiligen Thema über
       verschiedene soziale Netzwerke erreicht werden, am besten gleich über
       mehrere Kanäle wie Facebook, Twitter, YouTube, Instagram etc.“ Reine
       Netzinhalte müssten zudem unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber
       dem Fernsehen haben.
       
       Wie der Sprung in die neuen Medien gelingen kann, hat gerade die gebrueder
       beetz filmproduktion erfahren. Die Dokumentarfilmer haben zu ihrer
       Produktion „Wagnerwahn“ über den Komponisten Richard Wagner eine aufwändige
       App entwickelt, die sie am 200. Geburtstag einen Tag lang umsonst angeboten
       haben. Daraufhin hielt sich das Angebot über eine Woche unter den Top drei
       in der Kategorie Bücher im App Store.
       
       Die Hoffnung jedoch, dass es möglich wird, für das Internet Inhalte in
       TV-Qualität zu produzieren, die sich selbst refinanzieren, wird sich noch
       lange nicht erfüllen. „Das ist zurzeit nur durch Kooperationen mit großen
       Marken möglich“, sagt Jens-Uwe Bornemann von der UFA Film & TV Produktion.
       
       26 Jun 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wilfried Urbe
       
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