# taz.de -- Tamarud-Aktivist über Lage in Ägypten: „Wir demonstieren nicht, wir feiern“
       
       > Der liberale Tamarud-Aktivist Magdi Ali fordert eine Entschuldigung von
       > den Muslimbrüdern, spricht über das Militär und die Nationalmannschaft
       > Tahrir-Platz.
       
 (IMG) Bild: „Wir haben bereits gewonnen“ – Demonstranten auf dem Tahrir-Platz.
       
       taz: Herr Ali, wie hätten Sie als Liberaler reagiert, wenn das Militär
       gegen Ihre Regierung geputscht hätte, liberale Medien geschlossen und
       führende Politiker verhaftet hätte? 
       
       Magdi Ali: Das hätte das Militär niemals getan, da wir nicht gegen den
       Staat handeln. Wir treten für Demokratie ein. Wir protestieren in Massen
       auf dem Tahrirplatz, aber wir setzen nichts in Brand, sind nicht bewaffnet.
       Was das Militär gemacht hat, war berechtigt. Das Militär schützt uns nicht
       nur vor Feinden von außen, sondern auch von innen.
       
       Am Mittwoch beginnt der Fastenmonat Ramadan. Werden die Demonstrationen
       anhalten oder tatsächlich – wie von vielen erwartet – abschwellen? 
       
       Wir auf dem Tahrirplatz demonstrieren nicht, sondern feiern, weil wir
       bereits gewonnen haben. Die Medien berichten das leider nicht richtig. Die
       Feiern werden weitergehen. Aber ich hoffe, dass die Muslimbrüder – wenn sie
       weiterhin in der Politik aktiv sein wollen – nach Hause gehen. Sie müssen
       die Umgebung der Rabaa-al-Adawia-Moschee verlassen. Sofort. Dann werden wir
       sie noch immer als Teil des ägyptischen Volks betrachten.
       
       Aber haben sie nicht auch das Recht zu demonstrieren? 
       
       Es gibt zwei Wege für sie: Entweder gehen sie nach Hause oder die
       Sicherheitskräfte sorgen dafür, dass sie nach Hause gehen. Ich bin mir
       sicher, dass die Leute nicht freiwillig dort sind. Die Muslimbruderschaft
       und andere Gruppen wie die Salafisten zwingen sie, auf die Straße zu gehen.
       
       Auf dem Tahrirplatz demonstrieren Menschen verschiedener politischer
       Richtungen. Welche Meinungsunterschiede gibt es? 
       
       Der Tahrirplatz ist die Nationalmannschaft Ägyptens. Von allen kleinen
       Clubs sind Menschen vertreten, von Muslimen, Christen, Rechten, Linken. Der
       unterschied zwischen Rabaa und dem Tahrirplatz ist: Auf dem Tahrirplatz
       sind alle Ägypter, bei der Rabaa-al-Adawia-Moschee nur die Muslimbrüder.
       
       Sind auch Anhänger des Mubarak-Regimes auf dem Tahrirplatz vertreten? 
       
       Ja, warum denn nicht? Aber niemand hält ein Bild von Mubarak hoch. Hier
       geht es um das Land. Die Mubarak-Anhänger sind eine riesige Gruppe, aber
       gute Leute. Wenn sie mit uns zusammenarbeiten nach unseren Prinzipien, dann
       wird es funktionieren.
       
       Übergangspräsident Adli Mansur hat am Montag ein Dekret für die
       Übergangsphase erlassen. Das erinnert an 2011. 
       
       Die letzte Verfassung wurde vom islamistisch dominierten Parlament
       entworfen. Aber jetzt werden alle bei der Verfassung mitreden. Die
       Kirchenführer, Muslime von der Azhar-Moschee, das Militär, Richter. So
       funktioniert Demokratie.
       
       Die Mursi-Anhänger sagen, Mansur sei eine Marionette des Militärs. 
       
       Wir haben zwei Revolutionen in kürzester Zeit gemacht. Niemand wird noch
       einmal eine Militärdiktatur errichten.
       
       Wie wird es nach den blutigen Zusammenstößen der letzten Tage weitergehen
       mit den Islamisten? 
       
       Wenn sie wieder ein Teil des ägyptischen Volks sein wollen, dann sind sie
       noch immer willkommen. Dann müssen sie sofort für Ruhe sorgen. Sie haben
       Fehler gemacht, jetzt müssen sie sich entschuldigen.
       
       9 Jul 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
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