# taz.de -- Attentat in Tunesien: Opposition auf der Straße
       
       > Ein prominenter Politiker wurde in Tunis auf offener Straße erschossen.
       > Anhänger der Opposition demonstrieren wütend vor dem Innenministerium.
       
 (IMG) Bild: Wütende Anhänger des ermordeten Oppostionspolitikers Brahmi
       
       TUNIS ap | Der Führer einer tunesischen Oppositionspartei, Mohammed Brahmi,
       ist am Donnerstag erschossen worden. Der 58-Jährige von der
       arabisch-nationalistischen Volksbewegungspartei habe vor seinem Haus im
       Auto gesessen, als Bewaffnete mehrere Schüsse auf ihn abgegeben hätten,
       sagte ein Sprecher des tunesischen Innenministeriums. Es ist der zweite
       tödliche Anschlag auf einen tunesischen Oppositionspolitiker in diesem
       Jahr.
       
       Die beiden Angreifer seien anschließend auf einem Motorrad geflüchtet,
       sagte ein Nachbar der staatlichen tunesischen Nachrichtenagentur Tap. Nach
       Angaben tunesischer Medien wurde Brahmi elfmal getroffen.
       
       Im Februar war bereits Chokri Belaïd von der linksgerichteten Volksfront
       ermordet worden. Er wurde ebenfalls im Auto vor seinem Haus erschossen.
       Nach seinem Tod schlitterte das Geburtsland des Arabischen Frühlings in
       eine schwere politische Krise. Für den Anschlag auf Belaïd wurden
       islamistische Extremisten verantwortlich gemacht, die immer noch auf der
       Flucht sind.
       
       Kurz nach Bekanntwerden des neuen Attentats versammelte sich vor dem
       Innenministerium in der Hauptstadt Tunis eine Menschenmenge, um gegen die
       Versäumnisse der Regierung zu demonstrieren. Kritiker werfen ihr vor, nicht
       genug gegen die steigende Gewalt durch Extremisten im Land zu tun. Die
       moderat islamistische Regierungspartei Ennahda verurteilte das Attentat als
       „feiges und verabscheuungswürdiges Verbrechen“ und rief zu einer raschen
       Festnahme der Verantwortlichen auf.
       
       Der 58-jährige Brahmi war Abgeordneter in der Nationalversammlung. Deren
       Sprecher Ben Jaafar kündigte für (morgigen) Freitag einen Trauertag an.
       
       Tunesien kämpft seit dem Sturz von Machthaber Zine El Abidine Ben Ali vor
       mehr als zweieinhalb Jahren mit einem problematischen Übergang zur
       Demokratie. Über die mittlerweile ausgearbeitete neue Verfassung des Landes
       soll nach langem Ringen in den kommenden Wochen abgestimmt werden. Am
       Montag hatte Ministerpräsident Ali Larayedh zudem versprochen, dass noch
       dieses Jahr Präsidentschaftswahlen abgehalten werden würden.
       
       25 Jul 2013
       
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