# taz.de -- Die Wahrheit: Arthurs Alkitag
       
       > Seit dem Jahr 2009 ruft Guinness einmal im Jahr im September den
       > „Arthur's Day“ aus und lässt die irischen Bürgersteige vollkotzen.
       
       Am kommenden Donnerstag sieht die Grüne Insel schwarz: Es ist wieder
       „Arthur’s Day“. Im September 1759 hatte Arthur Guinness nämlich den
       Pachtvertrag über 9.000 Jahre für das Grundstück an der Liffey in Dublin
       unterschrieben, wo die Brauerei steht. Deshalb rief Guinness 2009 zum
       250-jährigen Jubiläum erstmals den „Arthur’s Day“ aus. Weil sich das
       überaus gelohnt hat, wie die vollgekotzten Bürgersteige am nächsten Morgen
       bewiesen, müssen die Iren nun jedes Jahr an dem Tag feiern – bei 500
       Veranstaltungen mit mehr als tausend Bands.
       
       Irgendwie hat man den Iren eingeredet, dass das schwarze Gesöff eine
       irische Institution sei. Staatsgästen wie Barack Obama oder der englischen
       Queen wird ein Glas davon in die Hand gedrückt, und die Nation freut sich
       wie ein Schnitzel, wenn sie einen Schluck davon trinken. Dabei gehören die
       Brauerei sowie die 3.000 führenden Schnapsmarken in der Welt seit 1997 zu
       dem britischen Getränkemulti Diageo. Der erfundene Name setzt sich aus dem
       lateinischen Wort für den Tag und dem griechischen Wort für die Welt
       zusammen. Damit will man suggerieren, dass der Konzern jeden Tag überall
       Freude verbreitet.
       
       Und Leberzirrhose, meint der Sänger Christy Moore, der eine echte irische
       Institution ist. In seinem Lied „Arthur’s Day“, das an ebendiesem Tag
       erscheinen wird, beklagt er, dass dieser „Alcoholiday“ von Werbefuzzis
       erdacht worden sei, während die Ärzte in den Krankenhäusern an dem Tag
       Überstunden schieben müssen. Moore weiß, wovon er singt, denn seine
       Sauferei hat ihm in den neunziger Jahren einen Herzinfarkt beschert.
       Abstinenzler-Verbände begrüßten Moores gesungene Kritik.
       
       Ach was, entgegnete Diageo. Es habe doch nichts mit Alkohol zu tun, sondern
       es handle sich um ein „einzigartiges Musikereignis, an dem sich Millionen
       Menschen erfreuen“ können. Genau. Wer wollte dem musikalischen Konzern da
       einen schnöden Umsatzsteigerungsversuch unterstellen. Man unterstütze
       irische Nachwuchskünstler mit dem Ereignis, prahlt der Konzern. Die Manic
       Street Preachers zum Beispiel? Die stammen zwar aus Wales und sind schon
       vor 27 Jahren gegründet worden, aber wer ein Grundstück für 9.000 Jahre
       pachtet, denkt wohl in anderen Zeitdimensionen.
       
       Ein Politiker hat sogar verlangt, den „Arthur’s Day“ zu einem Feiertag zu
       erklären. Wenn Diageos Rechnung aufgeht, wird eher der Freitag danach zum
       Feiertag, weil die Nation dann mit Kater im Bett liegt.
       
       Aber muss es denn bei einem „Arthur’s Day“ im Jahr bleiben? Es gibt doch so
       viel zu feiern im Hause Guinness. Leider ist Arthurs Geburtstag nicht
       bekannt, nicht mal das Geburtsjahr. Die Brauerei behauptet zwar, er sei am
       28. September 1725 auf die Welt gekommen, also am Freitag vor 288 Jahren,
       doch das stimmt nicht mit seinem Grabstein überein. Man könnte allerdings
       die Geburtstage seiner Kinder mit einem „Arthur’s Children’s Day“ begehen,
       denn deren Daten sind bekannt. Dann kämen die Iren gar nicht mehr aus dem
       Feiern heraus. Arthur Guinness und seine Frau Olivia Whitmore hatten 21
       Kinder.
       
       22 Sep 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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