# taz.de -- Die Wahrheit: Nessie ohne Sommerloch
       
       > Das Sommerloch ist vorbei, und plötzlich taucht die berühmteste Schottin
       > aller Zeiten aus ihrem Loch auf. Allerdings anders als erwartet ...
       
       Merkwürdig. Das Sommerloch ist vorbei, und dennoch taucht eine
       Nessie-Meldung in schottischen Zeitungen auf: Das Foto vom Monster von Loch
       Ness, das im vorigen Jahr um die Welt ging, ist eine Fälschung. Wer hätte
       das gedacht? Dabei hatten die Monster-Fans aus der ganzen Welt damals
       frohlockt, dass es nun endlich einen Beweis für die Existenz von Nessie
       gebe.
       
       George Edwards, der seit 26 Jahren mit seinem Schiff „Nessie Hunter IV“
       Touren auf dem Loch Ness anbietet, hatte das Foto in der Nähe von Urquhart
       Castle gemacht. Er legte sogar eine Expertise von Monster-Experten der
       US-Armee vor. Alles gefälscht, sagt er nun. Nessie sei ein Konstrukt aus
       Glasfaser gewesen, und die Expertise habe er selbst verfasst. Er glaubt
       aber immer noch an Nessie. „Es gibt keinen Zweifel, dass in dem See
       ungewöhnliche Kreaturen leben“, sagte er. „Sogenannte Experten behaupten,
       es handle sich um große Fische. Aber lockt das etwa Touristen an?“ So
       wollte er dem Fremdenverkehr ein bisschen nachhelfen.
       
       Die Monster-Freunde sind aufgebracht. Der berühmteste unter ihnen, Steve
       Feltham, der Nessie seit 22 Jahren hauptberuflich jagt, wirft Edwards vor,
       er habe mit seinem Schabernack den Ruf des Ungeheuers ruiniert. Das Tier
       grämt sich womöglich so sehr, dass es für die nächsten Jahre abtaucht. Und
       abtauchen kann man in dem See vortrefflich. Er ist 36 Kilometer lang,
       zweieinhalb Kilometer breit und teilweise 300 Meter tief. Er enthält mehr
       Wasser, als alle anderen britischen Seen zusammen. Wegen der Torfpartikel
       unter Wasser reicht die Sicht nicht weiter als drei, vier Meter.
       
       Die schottische Regierung hat das Gesetz über Artenschutz vorsichtshalber
       auf Nessie ausgeweitet. Um das zu ermöglichen, hatte Sir Peter Scott, der
       Gründer des World Wide Fund For Nature, dem Tier den wissenschaftlichen
       Namen „Nessiteras rhombopteryx“ gegeben, „das Monster von Ness mit der
       diamantförmigen Flosse“. Leider ist der Name ein Anagramm für „Monster Hoax
       by Sir Peter S“: Monsterschwindel von Sir Peter S.
       
       Dass es Nessie gibt, ist seit dem Jahr 565 bekannt. Damals wurde ein Mönch
       angegriffen, der im See badete. Mönche lügen nicht, im Gegensatz zu Joseph
       Goebbels, dessen Geschäft die Lüge war. Eine Nation, so sagte der
       Nazi-Propagandaminister 1940, die an solchen Quatsch glaube, sei so
       ungeheuerlich dämlich, dass sie keinesfalls den Krieg gewinnen könne. Hat
       sie aber doch. Goebbels wusste nicht, dass seine Verbündeten, die
       italienischen Faschisten, ebenfalls an Nessie glaubten. Sie behaupteten
       1941, dass sie das Ungeheuer mit einer Bombe getötet hätten.
       
       Das war gelogen, denn es gibt über tausend Augenzeugenberichte von
       Menschen, denen Nessie bereits begegnet ist. Ich bin einer von ihnen. Es
       ist rund achtzehn Jahre her, ich stand wie Edwards in der Nähe von Urquhart
       Castle, als sich das Ungeheuer kurz blicken ließ. Ich kann es beweisen: Ich
       habe damals eine Zeichnung angefertigt und mir die Echtheit von Experten
       bestätigen lassen. Zeichnungen kann man im Gegensatz zu Fotos nicht
       manipulieren.
       
       6 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sommerloch
 (DIR) Schottland
 (DIR) Halloween
 (DIR) Wales
 (DIR) Irland
 (DIR) Irland
 (DIR) Irland
 (DIR) Irland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Wahrheit: Die Kelten seien verflucht
       
       Das Beste am Oktober ist die Zeitumstellung. Sonntag konnte man eine Stunde
       länger schlafen – eine gute Alternative zu Halloween.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Furz-Ei und zerkratzter Hintern
       
       Ausgerechnet ihre walisische Sprache macht den Bewohnern zu schaffen: Der
       Sprachbeauftragte der Regierung will einen Ort umbenennen.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Die entführte Tür
       
       Martin hatte uns versetzt. Wir waren im Wirtshaus verabredet, aber er
       tauchte nicht auf. Ein paar Tage später traf ich ihn zufällig in der
       Dubliner Innenstadt …
       
 (DIR) Die Wahrheit: Eine heiße Beerdigung
       
       Martin Conroy hatte Freude daran, anderen einen Streich zu spielen. Seine
       Ideen für einen Schabernack hätten jeden 14-Jährigen mit Stolz erfüllt.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Arthurs Alkitag
       
       Seit dem Jahr 2009 ruft Guinness einmal im Jahr im September den „Arthur's
       Day“ aus und lässt die irischen Bürgersteige vollkotzen.
       
 (DIR) Die Wahrheit: Irische Busabenteuer
       
       Mit dem Bus durch Irland fahren, kann bei manchen Busfahrern am Steuer zum
       Erlebnis der besonderen Art werden.