# taz.de -- Der sonntaz-Streit: Sind Femen reaktionär?
       
       > Mit nackten Brüsten und flammenden Parolen machen die Feministinnen von
       > Femen Politik. Aber an der Gruppe scheiden sich die Geister.
       
 (IMG) Bild: Mit blankem Busen bekämpfen Femen die Modediktatur.
       
       Mit Blumenkränzen im Haar, mit erhobenen Fäusten und Parolen auf nackter
       Brust, „Naked War“, „Mein Körper mein Recht“ - so sorgen
       Femen-Aktivistinnen seit ein paar Jahren immer wieder für Aufsehen. Wo
       Femen auftreten, sind stets auch die Fotografen. Die Medien gieren nach dem
       vermeintlich frischen Neo-Feminismus und hieven die jungen Frauen nur zu
       gerne ins Blatt. Stories über sie gab es von Emma bis Bild. 
       
       Die Aktivistinnen protestieren gegen Sextourismus, häusliche Gewalt und die
       NPD, kämpfen gegen Frauenbeschneidung, Kinderhandel und Leihmutterschaft.
       Aktionen richteten sich gegen Dominique Strauss-Kahn (es gab
       Vergewaltigungsvorwürfe), Silvio Berlusconi (wegen Förderung von
       Prostitution Minderjähriger verurteilt) und den despotisch regierenden
       Wladimir Putin. Zuletzt protestierten Femen spektakulär gegen Heidi Klums
       Topmodel-Show und die Pariser Fashion-Week.
       
       2008 in Kiew gegründet, um gegen Sextourismus während der Fußball-WM zu
       protestieren, wuchsen Femen schnell zu einer international agierenden
       Protestbewegung an. Anfangs wurde den jungen Aktivistinnen auch viel
       Sympathie entgegengebracht. Mit der medialen Aufmerksamkeit mehrte sich
       aber auch Kritik an der Gruppe. Moderner Feminismus sagen die einen,
       Selbstinszenierung und PR-Show meinen hingegen die anderen.
       
       Hinter den populistischen Aktionen stecke zu wenig Theoriearbeit, so der
       Hauptvorwurf. Auch das vermittelte Frauenbild von Femen ist umstritten. Die
       Gruppe arbeite mit demselben Schönheitsideal, das die Werbe- und
       Modeindustrie vermittle. Schön, schlank, makellos und nackt - kann das
       Feminismus sein?
       
       ## Neo-feministisches Lehrstück?
       
       Zu den alten Vorwürfen kam nun ein neuer: Der Femen-Dokumentarfilm „Die
       Ukraine ist kein Bordell“ der australischen Regisseurin Kitty Green zeigt,
       dass bis vor einem Jahr ein Mann hinter der Organisation stand. Er soll die
       Frauen kommandiert und ideologisch beherrscht haben.
       
       Femen-Mitgründerin Inna Shevchenko bestätigte das in einer Stellungnahme im
       Guardian. Dass Femen unter die Kontrolle eines manipulierenden Machos
       gelangen konnten, will Shevchenko aber als Beispiel für die von Männern
       dominierte ukrainische Gesellschaft verstanden wissen. Von dem Mann habe
       man sich inzwischen getrennt und die Gruppe neu gegründet.
       
       Das zeitweilige ideologische Scheitern von Femen als neo-feministisches
       Lehrstück, als Spiegel der Gesellschaft? Das sehen nicht alle so. Für viele
       ist die Glaubwürdigkeit dahin. Wie also umgehen mit dem Femen-Aktionismus?
       Bewirken nackte Brüste mehr als graue Theorie oder wird hier ein falsches
       Frauenbild transportiert? Ist das ein neuer Feminismus oder sind Femen
       reaktionär?
       
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       1 Oct 2013
       
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