# taz.de -- Unweltschutz und Muslime: Der Öko-Dschihad kommt
       
       > Der Islam liefert theologische Gründe für ökologisches Verhalten, sagen
       > die „Grünen MuslimInnen“. Der „Tag der offenen Moschee“ wird
       > umweltbewegt.
       
 (IMG) Bild: Eine grüne Moschee in Abu Dhabi.
       
       KÖLN taz | Minarett-Windrad, grüne Moschee oder „Öko-Dschihad“ – die
       deutschen Muslime entdecken das Thema Ökologie. Der diesjährige „Tag der
       offenen Moschee“ steht deshalb unter dem Motto „Umweltschutz“.
       
       Seit 1997 wird dieser Tag von den vier größten muslimischen Verbänden in
       Deutschland gemeinsam organisiert. Dieses Jahr werden mehr als 1.000
       Besucher erwartet. Mit dem Umweltschutz greifen die Organisationen dieses
       Mal ein Thema auf, das in den eigenen Gemeinden noch nicht sehr verbreitet
       ist, gibt Rafet Öztürk, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft des „Tags der
       offenen Moschee“, zu. „Wir wollen Impulse innerhalb unserer Gemeinden
       setzen und den Gemeindemitgliedern das Thema nahebringen“, sagt er.
       
       Der Islam liefere eine Reihe theologischer Begründungen für ökologisches
       Verhalten, meint der nordrhein-westfälische grüne Landtagsabgeordnete Ali
       Bas, der Sprecher des [1][Arbeitskreises „Grüne Muslime“] ist.
       „Umweltschutz ist eigentlich ein urmuslimisches Thema“, sagt Bas, der am
       Donnerstag in Münster mit Gläubigen über das Thema diskutieren wird. Zum
       Beispiel werden Muslime bei rituellen Waschungen angehalten, kein Wasser zu
       verschwenden. „Das islamische Leitbild besagt, dass die Erde dem Menschen
       übertragen wurde und er damit verantwortungsvoll umgehen muss.“
       
       Während der Öko-Islam in Deutschland noch ganz am Anfang steht, ist er in
       anderen Ländern bereits weiter. Die intellektuelle Verbindung zwischen
       Islam und Ökologie schaffen Theoretiker wie der iranische Philosoph Seyyed
       Hossein Nasr und der in Großbritannien lebende Umweltaktivist Fazlun
       Khalid. Aus den USA stammt der Begriff des „Öko-Dschihad“.
       
       ## Junge westliche Akademiker
       
       Er ist keineswegs terroristisch gemeint, sondern soll die Gläubigen zu
       umweltbewusstem Verhalten verpflichten. Nach ökologischen Leitbildern
       errichtete Moscheen gibt es in Singapur, Abu Dhabi oder Großbritannien.
       „Bei den islamischen Naturschützern handelt es sich zumeist um junge
       westliche Akademiker, die mit den Debatten um Umweltzerstörung und
       Klimawandel aufgewachsen sind und sich als Muslime engagieren wollen“, hat
       die Islamwissenschaftlerin Monika Zbidi aus Münster festgestellt.
       
       Auch wenn der Öko-Islam in Deutschland noch eine Randerscheinung ist, gibt
       es bereits spannende Projekte. In Hamburg soll ein Windrad auf einem
       Minarett angebracht werden, eine Moschee in Darmstadt ist mit einer
       Solaranlage ausgestattet, und in Marburg wurde gerade der Grundstein für
       ein umfassend nachhaltig gestaltetes Gotteshaus gelegt.
       
       Mit technischen Fragen befasst sich die Gruppe Nour-Energy, in der viele
       muslimische Ingenieure tätig sind. „Nour“ bedeutet Licht. Ab 2014 soll es
       sogar ein Zertifikat für „grüne Moscheen“ geben: Daran arbeitet die
       Initiative Hima. „Hima ist der Name, mit dem Abraham die erste
       Naturschutzzone in Mekka bezeichnete“, erklärt Redouan Aoulad-Ali.
       
       ## Drei-Stufen-Zertifizierung
       
       Das Öko-Zertifikat soll in drei Stufen verliehen werden – für die
       Hinterhofmoschee, das konventionelle Gotteshaus und für repräsentative
       Bauten. Aoulad-Ali und seine Mitstreiter werden am Donnerstag in Moscheen
       in München, Berlin, Wuppertal, Gelsenkirchen und Bremen über die Verbindung
       von Religion und Umweltschutz referieren.
       
       Die Beschäftigung mit Ökologie trägt auch zur Integration bei, glaubt der
       Grünen-Parlamentarier Bas. „Es ist ein tolles Thema, um mit anderen Gruppen
       in Berührung zu kommen.“ In Deutschland seien es vor allem junge Muslime,
       die sich mit dem Thema befassen. Sein Appell: Umweltverbände und ökologisch
       engagierte Mitglieder der christlichen Kirchen sollten offen mit ihnen
       umgehen und die Zusammenarbeit suchen.
       
       2 Oct 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.gruene-muslime.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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