# taz.de -- Tiefwasserport in Kuba: Hafen mit Haken
       
       > Im Zuge des Komplettumbaus des kubanischen Wirtschaftssystems wird ein
       > riesiger Hafen errichtet. Und der hat einen fatalen Konstruktionsfehler.
       
 (IMG) Bild: Der neue Container-Terminal am Tiefwasserhafen Mariel.
       
       HAMBURG taz | Es ist die größte Investition seit der Revolution – und ein
       Zeichen dafür, dass auch Kuba bei der Globalisierung mitmischen will: Fast
       eine Milliarde US-Dollar verbauen Brasilianer und Kubaner in einen modernen
       Tiefwasserhafen in der Nähe von Havanna. Rodrigo Malmierca, Kubas
       Außenhandelsminister, war bereits auf Werbetour in Peking.
       
       Die finanz- und exportstarken Chinesen sollen in Kubas Prestigeprojekt
       investieren. Der Tiefwasserhafen von Mariel liegt 45 Kilometer westlich der
       Hauptstadt. 1980 erlangte er weltweite Berühmtheit, als rund 125.000
       Kubaner von hier aus mit Flößen und Kleinbooten Kuba Richtung USA
       verließen. 33 Jahre später soll der Hafen zum größten
       Containerumschlagplatz der Karibik ausgebaut werden.
       
       Im Januar 2014 steht die Einweihung der ersten Bauabschnitte durch
       Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und ihren kubanischen Kollegen Raúl
       Castro an. Dann soll ein Containerterminal und der rund 700 Meter lange Kai
       eingeweiht werden. Kubas Regierung hat zudem per Dekret eine
       Sonderwirtschaftszone auf 465 Quadratkilometern rund um den Hafen
       geschaffen – etwa halb so groß wie Berlin.
       
       Investoren müssen hier die kommenden zehn Jahre keine Lohnsteuer zahlen,
       auch die Ertragssteuer fällt weg. Der Versuch, Auslandsinvestitionen ins
       Land zu holen, sei „überfällig“, kritisiert der Ökonom Pavel Vidal von der
       Universität Havanna. Die Infrastruktur Kubas sei völlig veraltet,
       Investitionen dringend notwendig.
       
       ## Brasilien als potenter Partner
       
       Immerhin hat sich Raúl Castro einen potenten Partner ins Boot geholt –
       Brasilien. Die wichtigste Wirtschaftsnation Lateinamerikas kommt per Kredit
       für zwei Drittel der insgesamt 975 Millionen US-Dollar, die in den Hafen
       investiert werden, auf. Die Brasilianer haben den mittelamerikanischen
       Markt im Blick – und gehen davon aus, dass der Konflikt zwischen Kuba und
       die USA nicht ewig währen wird.
       
       Das könnte auch am Komplettumbau des sozialistischen Wirtschaftssystems
       liegen: Reformprojekte wie der Hafen von Mariel, der Ausbau des Angebots im
       hochpreisigen Tourismussegment oder der Einstieg der Brasilianer in den
       kubanischen Zuckersektor werden in den USA mit Argusaugen verfolgt.
       
       Genau wie der Umbau des Währungssystems: Staatspräsident Castro plädierte
       sogar unlängst dafür, eine der zwei Landeswährungen einzustampfen. Seit
       1994 fährt Kuba beim Geld zweigleisig: Die Einheimischen werden
       größtenteils in kubanischen Pesos bezahlt, die in Wechselstuben zum Kurs
       von 24 zu 1 in US-Dollar getauscht werden können.
       
       ## Touristen im Taxi
       
       Touristen und die im Tourismus arbeitenden Kubaner dagegen erhalten den
       Peso Convertible (CUC), der eins zu eins in US-Dollar gewechselt werden
       kann. Allerdings hat dieses System zur Folge, dass ein Arzt mehr verdient,
       wenn er Touristen im Taxi herumfährt, als wenn er Kranke behandelt. Ein
       neues Währungssystem bringt jedoch hohe Inflationsrisiken mit sich.
       
       Nicht nur das zeigt: Kubas Weg ist noch weit. So hat der Mammuthafen in
       Mariel einen möglicherweise fatalen Konstruktionsfehler. „Moderne
       Wirtschaftsunternehmen benötigen auch moderne Kommunikationswege – und da
       hapert es nach wie vor in Kuba“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Omar
       Everleny Pérez Villanueva vom Studienzentrum der kubanischen Wirtschaft
       (CEEC).
       
       Zwar ist das Fieberglaskabel zwischen Venezuela und Kuba im Einsatz, aber
       Breitband-Internet ist auf der Insel bislang nicht zu bekommen. Genau das
       könnte Investoren zögern lassen, warnt Pérez Villanueva. Mit dieser Meinung
       steht er nicht allein. Für Schriftsteller Leonardo Padura ist der Zugang
       zum Internet schlicht entscheidend dafür, ob die Insel beim technologischen
       Wandel dabei ist.
       
       4 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Knut Henkel
       
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