# taz.de -- Kommentar staatliche Biokontrollen: Bloß keine Bio-Behörde
       
       > Eine Verstaatlichung der Biokontrolle würde viele Probleme vermeiden.
       > Doch nötig ist das nicht. Die Aufsicht über die privaten Kontrolleure
       > muss verbessert werden.
       
 (IMG) Bild: Unter Kontrolle: Huhn mit Mensch
       
       Linke mögen Verstaatlichungen. Deshalb ist es kein Zufall, dass
       ausgerechnet Politiker der Grünen nun fordern, die privaten Biokontrolleure
       zumindest teilweise durch staatliche zu ersetzen. Aber würden die
       Inspektionen so wirklich besser?
       
       Es gibt tatsächlich ein starkes Argument gegen private Kontrolleure: Sie
       werden von ebenjenem Öko-Legehennenhalter bezahlt, den sie kontrollieren
       sollen. Und dieser Landwirt kann jederzeit die Kontrollstelle wechseln,
       wenn er sich zu streng überprüft sieht.
       
       Einen solchen Interessenkonflikt hätten Inspekteure einer Behörde nicht.
       Sie wären die einzigen, die die Einhaltung der Ökovorschriften
       kontrollieren. Allerdings existieren ähnliche Systeme in vielen Bereichen,
       etwa in der Wirtschaftsprüfung, ohne dass dort eine Verstaatlichung
       anstünde. Es ist auch keineswegs so, dass die meisten Biokontrolleure
       tatsächlich so wenig Ehre im Leib haben. Missbrauch wird auch verhindert,
       indem die Behörden die privaten überwachen.
       
       Ja, es gibt immer wieder Skandale. Aber allein in Deutschland haben rund
       23.000 landwirtschaftliche Betriebe die Öko-Zertifizierung. Da relativiert
       sich die Zahl der Übeltäter doch ganz erheblich. Auch wenn Teile der
       Ökowirtschaft – etwa die Geflügelhaltung – besonders geplagt sind von
       Missständen. Die gesamte Fleisch- und Eierproduktion steuert jedoch nur 30
       Prozent der Verkaufserlöse im Ökolandbau bei.
       
       Der Missbrauch ist zu klein im Vergleich zu den erheblichen Problemen, die
       durch eine Verstaatlichung der Ökokontrollstellen entstehen würden. Jedes
       der 16 Bundesländer müsste einen Stab von Bioinspekteuren aufbauen, der
       alle Ökobetriebe auf seinem Gebiet fachkundig kontrolliert – vom
       5-Hektar-Gemüsehof über Handelshäuser bis zum hochkomplexen
       Legehennenkonzern mit unzähligen Ställen und Tieren. Viele der privaten
       Kontrollstellen haben sich auf Teilbereiche spezialisiert und arbeiten im
       gesamten Bundesgebiet. Das kann keine neue Ökobehörde, die jeweils nur in
       einem Bundesland arbeitet.
       
       Besser wäre es deshalb, die staatliche Aufsicht über die privaten
       Kontrolleure zu verbessern. Doch ausgerechnet da patzen Behörden, aus deren
       Reihen nun nach Verstaatlichung gerufen wird – obwohl sie seit Jahren
       hätten wissen können, dass es Tierschutzprobleme in Öko-Legehennenbetrieben
       gibt.
       
       10 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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