# taz.de -- Olympische Winterspiele in München: Unzulässiger Widerstand
       
       > Befürworter der Münchner Winterspiele können in den Abstimmungsunterlagen
       > für ihre Position werben. Den Gegnern fehlt es hingegen an Geld.
       
 (IMG) Bild: Olympiaentscheid: Widerstand ist zwecklos. Euphorischer Markus Wasmeier
       
       MÜNCHEN taz | Auf 12.500 Plakaten in München steht „O Ja!“ geschrieben,
       selbst im Industriegebiet hängen riesige bunte Plakate. „O Ja!“ steht für
       Olympia ja – damit sollen die Münchner animiert werden, beim
       Bürgerentscheid am 10. November für eine erneute Olympiabewerbung zu
       stimmen.
       
       Gleichzeitig finden Entscheide in Garmisch-Partenkirchen, in Traunstein und
       im Berchtesgardener Land statt. Nur wenn alle Entscheide positiv im Sinne
       der Olympiabefürworter ausgehen, wird bis zum 14. November eine erneute
       Münchner Olympiabewerbung eingereicht.
       
       Die Befürworter sind positiv gestimmt: „Es ist unglaublich, was wir an
       positiver Kraft aus der Mitte der Bevölkerung gesehen haben“, sagt Thomas
       Muderlak, Vorstand der Tourismus Initiative München und Mitinitiator der
       „Oja22“-Initiative. „Wir wollen das starke Engagement in einem sehr starken
       Ja zu einer Bewerbung am 10. November enden lassen.“
       
       Ähnlich euphorisch klingt auch der ehemalige Ski-Rennläufer und
       Olympiasieger Markus Wasmeier: „Anders als bei der ersten Bewerbung für die
       Spiele 2018 werden diesmal ganz bewusst zunächst die Bürger befragt, damit
       wir dann alle gemeinsam eine erfolgreiche Bewerbung auf den Weg bringen
       können.“ Die Bürger werden ganz bewusst gefragt, da hat Wasmeier recht –
       damit soll dieses Mal eine reibungslose Bewerbung ohne Störfeuer der
       Gegenseite gewährleistet werden.
       
       ## Viel Geld, viele Plakate
       
       Allerdings ist fraglich, ob alle Bürgerinnen und Bürger über die Pro- und
       Contra-Argumente einer möglichen Bewerbung informiert werden. Dass die
       finanziellen Mittel ungleich verteilt sind, ist bei Bürgerentscheiden
       nichts Ungewöhnliches: So investieren die Olympiabefürworter nach
       Schätzungen rund 1 Million Euro, die Olympiagegner haben gerade mal rund
       35.000 Euro zur Verfügung.
       
       Eine andere Zahl: Mehrere Plakatmotive und 12.500 Plakate auf der einen,
       750 Plakate und lediglich ein Motiv auf der anderen Seite. „Für München,
       gegen Olympia 2022“ steht da in großen Lettern geschrieben. Darunter die
       fünf olympischen Ringe als Sprechblasen: Nein zu Schuldenbergen, Nein zur
       Naturzerstörung, Nein zum Wachstumswahn, Nein zu IOC-Knebelverträgen und
       Nein zur Mietpreisexplosion – das sind die wichtigsten Argumente der
       Olympiagegner.
       
       Aber genau diese Argumente gegen eine erneute Olympiabewerbung von München
       werden bei weitem nicht alle stimmberechtigten Bürger erreichen. Der Grund:
       In den Abstimmungsunterlagen sucht man die Contra-Argumente vergebens. In
       München sehen jene wie folgt aus: Eine offizielle Benachrichtigung plus ein
       Schreiben des Oberbürgermeisters. Dann auf zwei Seiten die Begründung des
       Stadtrats mit sieben Gründen für Olympia, zum Beispiel „Nachhaltigkeit
       statt Gigantismus“ und „Neue, bezahlbare Wohnungen für München“.
       
       Plus eine kleine, bunte Broschüre mit Kurzinformationen. Hier wird zum
       Beispiel das „nachhaltige Investitionsbudget“ oder die „Minimierung von
       Umweltauswirkungen“ betont. Ähnlich wie in München sehen die
       Abstimmungsunterlagen auch an den drei weiteren Standorten aus.
       
       ## Nur Pro, kein Contra
       
       Wieso wurden keine Contra-Argumente aufgenommen? Dies hatte zum Beispiel
       die Stadtratsfraktion der Grünen in München angeregt. Auf taz-Anfrage
       schreibt Oberbürgermeister Christian Ude (SPD): „Da es parallel zum
       Ratsbegehren pro Olympiabewerbung kein Bürgerbegehren gegen die Bewerbung
       gibt, das beim Bürgerentscheid am 10. November zur Abstimmung steht, konnte
       auch keine entsprechende Contra-Begründung beigefügt werden.“
       
       Im Berchtesgadener Land und in Traunstein spricht man von einem üblichen
       Verfahren bei einem Ratsbegehren ohne gleichzeitiges, ablehnendes
       Bürgerbegehren. Und aus Garmisch-Partenkirchen heißt es sogar, dass „das
       Kommunizieren der Contra-Argumente durch die Verwaltung nicht zulässig
       wäre“.
       
       Dem widerspricht Ludwig Hartmann, Sprecher der Initiative „Nolympia“: „Die
       Kommunen hätten natürlich einen Weg finden können, zum Beispiel in Form
       einer Infobroschüre“, schimpft er. „Wenn die Olympiabefürworter so
       überzeugt sind, dann müssten sie doch eigentlich unsere Argumente nicht
       fürchten. Aber anscheinend wollen sie nur, dass die Bürger die Bewerbung
       abnicken.“ Dies ist ein wahrscheinliches Szenario angesichts der
       Abstimmungsunterlagen mit einseitigen Argumenten.
       
       25 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Kemnitzer
       
       ## TAGS
       
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