# taz.de -- Grüner über rassistischen Übergriff: „Da muss man einschreiten“
       
       > Daniel Mack sah, wie Bahnmitarbeiter einen Mann gewaltsam traktierten und
       > wurde selbst rassistisch beleidigt. Der Fall sorgte im Netz für
       > Aufmerksamkeit.
       
 (IMG) Bild: Sie tragen das Logo auf der Kleidung, verhalten sich aber nicht immer im Sinne der Bahn: Mitarbeiter von DB-Sicherheit
       
       Herr Mack, Sie haben am Frankfurter Hauptbahnhof am Samstag beobachtet, wie
       ein junger dunkelhäutiger Mann von Mitarbeitern der Bahn-Sicherheit
       gewaltsam angegangen wurde. Was ist passiert, als Sie sich eingemischt
       haben? 
       
       Daniel Mack: Ich habe mich erkundigt, was da los sei, als fünf
       Sicherheitsleute den Mann hart zu Boden gestoßen haben und einer von ihnen
       ihn mit einem Schlagstock geschlagen hat. Eine am Vorfall beteiligte
       Bahnmitarbeiterin sagte dann zu mir „Hau ab du Nigger“ und forderte ihren
       Kollegen auf mich „auch auf den Boden“ zu legen. Ich bin dann einen Schritt
       zurückgegangen und habe das fotografiert. Beim Versuch zu filmen wurde mir
       das Smartphone aus der Hand geschlagen.
       
       Wie haben Sie auf die rassistische Beleidigung reagiert? 
       
       Gar nicht. Mir ging es ja in erster Linie um den jungen Mann, der am Boden
       lag, der sich – soweit ich sehen konnte – nicht gewehrt hat und trotzdem
       mit einem Schlagstock traktiert wurde. Es ist ja in Ordnung, wenn die
       Sicherheitsleute einen mutmaßlichen Schwarzfahrer festhalten, um seine
       Personalien aufzunehmen. Das muss immer verhältnismäßig sein und diesen
       Eindruck hatte ich hier nicht.
       
       War es das erste Mal, dass Sie wegen ihrer Hautfarbe rassistisch beleidigt
       wurden? 
       
       In 90 Prozent der Fällen ist meine Hautfarbe kein Nachteil. Im Gegenteil:
       Manchmal kann es auch von Vorteil sein, weil ich zum Beispiel mit manchen
       Leuten schneller ins Gespräch komme. Aber natürlich habe ich auch schon
       Situationen erlebt, in denen ich rassistisch angegangen wurde oder mein
       Aussehen eine Rolle gespielt hat.
       
       Sie haben den Fall schnell im Internet publik gemacht, [1][ihr Tweet mit
       einem Foto] vom Geschehen wurde mehr als 500 Mal retweetet... 
       
       ...es geht ja darum, dass man aufmerksam ist für Dinge, die um einen herum
       passieren. Gewalt, Beleidigungen. Da muss man einschreiten. Aber wichtig
       ist auch, solche Dinge zu dokumentieren. Da sind die Möglichkeiten heute ja
       gut. Fast jeder hat ein Smartphone, das sollte man eben nicht nur nutzen,
       um schöne Bilder beispielsweise im Fußballstadion zu machen, sondern auch
       in solchen Situationen.
       
       Sie haben sich nicht an die Presse gewandt, sondern bei Twitter darauf
       aufmerksam gemacht. Was sind die Vorteile von sozialen Medien in solchen
       Fällen? 
       
       Gerade Twitter ist hervorragend geeignet, um derartige Vorfälle öffentlich
       zu machen. Innerhalb von wenigen Stunden hat die Geschichte tausende
       Menschen erreicht. Sie haben sich bedankt bei mir, selbst erzählt, dass sie
       ähnliches erlebt haben. Das Netz in seiner Einfachheit bietet jedem die
       Möglichkeit, Sender zu werden. Trotzdem ist es auch wichtig, dass so etwas
       dann von den Medien aufgenommen wird. Eine gesellschaftliche Debatte lässt
       sich eben nicht ausschließlich über Twitter führen.
       
       Aber nicht jeder hat einen so prominenten Twitter-Account wie sie, sitzt im
       Landtag, ist bekannt... 
       
       ...das stimmt. Aber bei Twitter ist nicht unbedingt entscheidend, wer ich
       bin, sondern was ich schreibe. Ich denke, auch wenn ich nicht im Landtag
       säße, hätte der Fall wenigstens im Internet Aufmerksamkeit erregt. Wenn wir
       uns an die junge Frau erinnern, die die [2][Aufschrei-Debatte] im Netz
       angestoßen hat. Die kannte vorher fast niemand.
       
       Wie hat die Bahn auf den Fall reagiert? 
       
       Erst mal vorbildlich. Fünf Minuten nach meinem Tweet kam eine Antwort der
       Bahn bei Twitter. Wirklich Respekt dafür, dass der Konzern die sozialen
       Medien so gut nutzt. Damit ist es aber natürlich nicht getan. Jetzt will
       sie Gespräche mit der Mitarbeiterin führen, ich bin gespannt auf das
       Ergebnis.
       
       Fordern Sie dennoch Konsequenzen? 
       
       An erster Stelle muss natürlich Schulung in Sachen Deeskalation und ganz
       allgemein im Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern stehen. Rassistische
       Ressentiments dürfen bei der Bahn keinen Platz haben. Die Sicherheitsleute
       haben das Bahnlogo auf ihrer Kleidung und repräsentieren damit einen
       Konzern, der für familien- und umweltfreundliches Reisen stehen möchte.
       Dann muss man sich auch so verhalten. Sinnvoll wäre auch, wenn die Bahn
       einfache Möglichkeiten für die Kunden schafft, sich in derartigen Fällen
       direkt an sie zu wenden und dann auch sofort Hilfe bekommt. Auch hier
       bietet das Netz hervorragende Chancen.
       
       30 Oct 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/danielmack/status/394190158624735232
 (DIR) [2] http://twitter.com/search?q=%23Aufschrei&src=typd
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
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