# taz.de -- Prozess gegen Arzt in den Niederlanden: Absichtlich falsche Diagnosen gestellt
       
       > Er diagnosizierte Patienten Alzheimer oder MS, obwohl sie gesund waren:
       > Dafür steht ein Arzt jetzt in Holland vor Gericht. Er selbst sieht keine
       > Fehler bei sich.
       
 (IMG) Bild: Sieht keine Fehler bei sich: der angeklagte Arzt Ernst Jansen
       
       ALMELO epd/dpa | In den Niederlanden hat am Montag der Strafprozess gegen
       einen Arzt begonnen, der jahrelang absichtlich falsche Diagnosen gestellt
       haben soll. Dem Neurologen Ernst Jansen wird vorgeworfen, Patienten an
       niederländischen und deutschen Krankenhäusern wegen Alzheimer, Demenz und
       Multipler Sklerose behandelt zu haben, obwohl sie die Krankheiten gar nicht
       hatten.
       
       Der Arzt arbeitete zuerst in Enschede und später an Kliniken in der Nähe
       von Hannover, in Worms und bis zu seiner Entlassung im Januar 2013 in
       Heilbronn.
       
       Jansen folgte der Verlesung der Anklage, die 21 mutmaßliche Taten umfasst,
       äußerlich gelassen. Absichtliche Fehldiagnosen hatte Jansen bisher stets
       zurückgewiesen. Beim Auftakt des Disziplinarverfahrens am Freitag hatte er
       Medienberichten zufolge erklärt: „Ich würde wieder so handeln.“
       
       Ein Anwalt der Opfer erklärte, es seien 90 Fälle bekannt, in denen der
       Neurologe ohne medizinische Grundlage Alzheimer, Parkinson oder Multiple
       Sklerose diagnostiziert habe. In den Niederlanden wurden bisher 13 Fälle
       bekannt, bei denen Patienten offenbar grundlos operiert wurden. Sieben
       Patienten sind inzwischen gestorben. In Deutschland wurde eine Frau durch
       eine offenbar unnötige Operation gelähmt und starb kurze Zeit später.
       Jansen. soll außerdem Patientenakten gefälscht haben, um bestimmte
       Medikamente verschreiben zu können.
       
       ## Medikamentensucht
       
       In dem Strafverfahren muss sich der Arzt wegen der Fehldiagnosen, aber auch
       wegen Diebstahls, Urkundenfälschung und Unterschlagung verantworten. Er
       soll 80.000 Euro Forschungsgelder aus einer Stiftungskasse veruntreut
       haben. Ihm drohen zwölf Jahre Gefängnis. Das Gericht in der Stadt Almelo an
       der niederländisch-deutschen Grenze will das Urteil am 11. Februar 2014
       verkünden. Dem Arzt droht bei einer Verurteilung eine Gefängnisstrafe von
       bis zu zwölf Jahren.
       
       Der 68-jährige Mediziner arbeitete zwischen 1978 und 2003 am Medisch
       Spectrum Twente, einem der größten Krankenhäuser der Niederlande. Er war
       wegen seiner Medikamentensucht entlassen worden, erst 2009 wurde der Fall
       öffentlich. Nach seiner Entlassung zog Jansen. nach Deutschland und
       arbeitete in einer Klinik bei Hannover, in Worms und in Heilbronn.
       
       Das Disziplinarverfahren gegen den Mediziner begann bereits am Freitag. Im
       droht die Aberkennung des Doktortitels. Auch in Deutschland haben
       Angehörige angekündigt, den Niederländer auf Schadensersatz zu verklagen.
       Der Fall hat in den Niederlanden eine Debatte über den
       Informationsaustausch zwischen europäischen Ländern angefacht.
       Gesundheitsministerin Edith Schippers setzt sich für eine europäische
       „schwarze Liste“ ein, auf der Ärzte geführt werden, gegen die
       Untersuchungen laufen.
       
       4 Nov 2013
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Diagnose
 (DIR) Prozess
 (DIR) Krankheit
 (DIR) Niederlande
 (DIR) Ärzte
 (DIR) Arzt
 (DIR) OECD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) OECD-Bericht zu Gesundheit: Tablettenkonsum stark gestiegen
       
       In den entwickelten Ländern ist der Konsum von Tabletten, etwa gegen
       Depressionen, gestiegen. Ein neuer Bericht der OECD äußert Zweifel, ob das
       angebracht ist.