# taz.de -- Kommentar Schließung Haasenburg: Endlich glaubt man den Jugendlichen
       
       > Die Kinderquälheime zeigen, wie Jugendhilfe nicht arbeiten soll. Junge
       > Menschen brauchen Anlaufstellen, wo sie ihre Geschichte erzählen können.
       
 (IMG) Bild: Endlich wird so vorgegangen, wie es bei Kindeswohlgefährdung in Familien üblich wäre.
       
       Die [1][angekündigte Schließung der Haasenburg-Heime] ist der vorläufige
       Höhepunkt eines der größten Jugendhilfeskandale der Nachwendezeit. Endlich
       wird den Jugendlichen geglaubt, die von Willkür und Misshandlungen
       berichteten. Endlich hat die zuständige Ministerin den Mut, zu sagen, dass
       die Einrichtung durch Auflagen nicht mehr zu retten ist. Endlich wird so
       vorgegangen, wie es bei Kindeswohlgefährdung in Familien üblich wäre. Weil
       die Gefahr von Kindesgefährdung besteht, wird die Betriebserlaubnis
       entzogen.
       
       Der Skandal liegt nicht nur im Versagen der Heimaufsicht. Auch die
       örtlichen Jugendämter und professionelle Helfer wie Gutachter, Richter,
       Verfahrenspfleger haben nicht richtig zugehört, wenn die Kinder sich
       beschwerten. Sie haben die Eckpfeiler des Haasenburg-Konzepts mitgetragen,
       etwa die Einhaltung von „Regeln und Normen“ als wichtiges Hilfeplanziel.
       
       Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfahren jetzt erstmals, dass man
       ihnen glaubt. Eltern und Kinder, die mit dem Jugendamt zu tun haben, sehen
       sich oft einer „Wand“ von Professionellen gegenüber, die alle dieselbe
       Sprache sprechen. Das muss aufgebrochen werden.
       
       Der Untersuchungsbericht betont an vielen Stellen, dass einiges – etwa ein
       Belohnungssystem für erwünschtes Verhalten und das System geschlossener und
       später offenen Phasen – auch in anderen Heimen üblich sei. Der Unterschied
       wird an weichen Faktoren festgemacht, wie Mangel an Empathie. Aber birgt
       Geschlossenheit nicht immer die Gefahr von Machtmissbrauch? Der Fall
       Haasenburg macht anschaulich, wie sehr solche Konzepte schiefgehen können.
       
       Aber auch aus anderen halb oder ganz geschlossenen Einrichtungen hört man
       Beschwerden. Auch anderswo gibt es Time-out-Räume und rigide Regeln. Auch
       dort gehören Zwangsmaßnahmen auf den Prüfstand. Eine vierwöchige Sperre des
       Kontakts zu den leiblichen Eltern zum Beispiel, wie sie jüngst eine
       Schulschwänzerin in einem bayerischen Mädchenheim erlebte, ist eine zu
       harte Strafe.
       
       Auch aus anderen Heimen laufen Jugendliche weg. Diese Jugendlichen brauchen
       unabhängige Ombudsstellen, wo sie ihre Geschichten erzählen können. Es darf
       nicht sein, dass sie von der Polizei zurück ins Heim gefahren werden. Der
       Fall Haasenburg muss als mahnendes Beispiel dafür in die Geschichte
       eingehen, wie Jugendhilfe nicht arbeiten soll.
       
       6 Nov 2013
       
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