# taz.de -- Vertrag zwischen EU und Ukraine: Janukowitsch vermisst die Reife
       
       > Der ukrainische Präsident Janukowitsch zementiert den Stopp einer
       > Partnerschaft mit der EU. Der Westen habe das Land erniedrigt. In Kiew
       > gehen die Proteste weiter.
       
 (IMG) Bild: Enttäuschte Hoffnung: In Kiew gehen Tausende für die Annäherung an die EU auf die Straße.
       
       KIEW/MOSKAU dpa | Die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia
       Timoschenko hat die Opposition in Kiew zur Geschlossenheit im Kampf für
       eine EU-Annäherung aufgerufen. Die innere Spaltung der prowestlichen Kräfte
       bei den aktuellen Straßenprotesten bedeute Schwäche und müsse überwunden
       werden, schrieb die Oppositionsführerin in einem eindringlichen Appell.
       
       In der ukrainischen Hauptstadt Kiew vereinten Regierungsgegner am Mittwoch,
       dem 53. Geburtstag Timoschenkos, ihre Aktivitäten auf dem Maidan, um dort
       weiter für ein Assoziierungsabkommen mit der EU zu demonstrieren.
       Timoschenko setzte ihren Hungerstreik für eine Unterzeichnung des Abkommens
       mit der EU fort.
       
       Präsident Viktor Janukowitsch hatte dem von Tausenden Ukrainern
       eingeforderten EU-Kurs seines Landes einen Riegel vorgeschoben. Der
       Staatschef hält sein Land für wirtschaftlich noch nicht reif für eine
       Partnerschaft mit der Europäischen Union. Daher lehne er eine Unterschrift
       unter ein geplantes Assoziierungsabkommen mit der Staatengemeinschaft ab,
       sagte er mehreren Fernsehsendern. Für die Tausenden Demonstranten, die seit
       Tagen für eine West-Annäherung des Landes auf die Straße gehen, war dies
       die erste klare, wenn auch enttäuschende Aussage Janukowitschs.
       
       Die Ex-Sowjetrepublik könne einen solchen Vertrag erst unterschreiben, wenn
       sie selbst stark sei, sagte Janukowitsch am Dienstag weiter. „Sobald wir
       ein Niveau erreichen, das uns bequem erscheint, wenn es unseren Interessen
       entspricht, wenn wir unter normalen Bedingungen verhandeln können, dann
       können wir über eine Unterzeichnung sprechen“, sagte Janukowitsch.
       
       ## Janukowitsch beklagt fehlende Finanzhilfe
       
       Vorher hatte die Regierung nur von einer Pause bei der EU-Annäherung
       gesprochen. Die Unterschrift unter das Abkommen war für einen EU-Gipfel an
       diesem Freitag im litauischen Vilnius geplant, doch die Ukraine hatte das
       Vorhaben vor gut einer Woche gestoppt.
       
       Janukowitsch beklagte sich auch darüber, dass der Internationale
       Währungsfonds der Ukraine jahrelang in Aussicht gestellte Hilfen nicht
       gewährt habe. Das sei erniedrigend gewesen. Ähnliche Töne schlug auch der
       ukrainische Ex-Präsident Viktor Juschtschenko an. Die EU sei seinem Land
       ohne „strategische Vision“ gegenüber getreten, sagte er der Zeitung Die
       Welt (Mittwoch).
       
       Die Ukraine habe viele schmerzhafte Reformgesetze verabschiedet. Die EU
       habe jedoch Einzelaspekte wie den Fall Julia Timoschenko zum zentralen
       Thema erklärt. Er hoffe auf eine Freilassung der Oppositionsführerin. Aber
       in diesem Punkt habe erst eine Annäherung an die EU einen Wandel bringen
       können, sagte er weiter.
       
       Janukowitsch war zuletzt auf Russland zugegangen, nachdem der Nachbar mit
       Handelsnachteilen gedroht hatte, sollte das Land den EU-Pakt
       unterschreiben. Brüssel betonte, die Tür für Kiew weiter offenzuhalten. In
       Warschau teilten nach deutsch-polnischen Konsultationen der amtierende
       Außenminister Guido Westerwelle und sein Kollege Radek Sikorski mit, sie
       stünden zur „europäischen Perspektive der Ukraine“. Die Partnerschaft sei
       der Weg zu Modernisierung, Wohlstand und in eine stabile Zukunft.
       
       Russland forderte die EU derweil auf, auf dem EU-Gipfel in Vilnius das
       Gespräch mit dem dort erwarteten Janukowitsch zu suchen. Russland und die
       Ukraine schlagen der EU Dreiergespräche über die Zukunft der
       finanzschwachen Ex-Sowjetrepublik vor. Russland sieht die für seinen
       Gastransit nach Westen wichtige Ukraine traditionell als Teil seines
       Einflussgebiets.
       
       Die wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilte Timoschenko
       setzte in ihrer Klinik in Charkow derweil ihren Hungerstreik fort. Damit
       will die erkrankte Politikerin, die am Mittwoch 53 Jahre alt wird, die
       Unterzeichnung des Abkommens erreichen.
       
       27 Nov 2013
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Wiktor Janukowitsch
 (DIR) Julia Timoschenko
 (DIR) EU-Assoziierungsabkommen
 (DIR) Gaskonflikt
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kyjiw
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Eurokrise
 (DIR) Julia Timoschenko
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Proteste in der Ukraine: Zeltstadt in Kiew errichtet
       
       Die Demonstrantionen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew reißen nicht ab.
       Das Rathaus bleibt weiter besetzt. Der Nato-Generalsekretär fordert
       Gewaltverzicht.
       
 (DIR) Massenproteste in der Ukraine: Blendgranaten gegen Demonstranten
       
       In Kiew setzt die Polizei Gewalt gegen Demonstranten ein. Präsident
       Janukowitsch versucht derweil, seine Gegner zu besänftigen – und verspricht
       eine Annäherung an die EU.
       
 (DIR) Eurokolumne: Desaster? Nicht bei uns!
       
       Die EU siecht vor sich hin. Aber die Großkoalitionäre in Deutschland tun
       so, als ob die Krise auf einem anderen Planeten stattfindet.
       
 (DIR) Oppositionsführerin in der Ukraine: Timoschenko wagt den Hungerstreik
       
       Julia Timoschenko fordert den ukrainischen Präsidenten auf, das
       Assoziierungsabkommen mit der EU doch zu unterzeichnen. Dieser ruft die
       Landsleute zur Ruhe auf.
       
 (DIR) Osteuropa-Experte über EU und Ukraine: „Nicht einknicken“
       
       Das Abkommen mit der Ukraine ist vorerst gescheitert. Die EU braucht nun
       eine neue Strategie für den Osten, sagt Osteuropa-Experte Cornelius
       Ochmann.
       
 (DIR) Russland und die Ukraine: Du bleibst, Brüderchen!
       
       Wladimir Putin tut alles, um Länder wie die Ukraine auf Distanz zur EU zu
       halten. Gute Argumente hat er kaum, Druckmittel aber schon.