# taz.de -- Arbeiter kontaminiert: Die Hand verstrahlt
       
       > In der Asse findet sich auch außerhalb der mit Atommüll gefüllten Kammern
       > radioaktiver Staub. Ein Arbeiter kam mit Cäsium-137 in Kontakt.
       
 (IMG) Bild: Nicht ganz ungefährlich: Arbeiten im Atommülllager Asse.
       
       GÖTTINGEN taz | Im Atommülllager Asse bahnt sich offenbar weiterhin
       radioaktive Lauge Wege aus den Einlagerungskammern für Atommüll. Bei
       Bohrarbeiten auf der 750-Meter-Sohle außerhalb der Kammern wurde die Hand
       eines Beschäftigten kontaminiert.
       
       Der Vorfall habe sich bereits am 7. November in einem schon vor Jahren
       verschlossenen Stollen vor den Kammern 11 und 12 ereignet, sagte die
       Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), Ina Stelljes. Dieser
       Bereich des Bergwerks wird derzeit stabilisiert. Die Bohrmannschaft habe
       nach Hohlräumen gesucht, um diese dann mit Beton verfüllen zu können. Dabei
       sei sie auf feuchtes, radioaktives Bohrmehl gestoßen.
       
       „Eine geringe Menge davon geriet auf die Hand eines Mitarbeiters“, sagte
       Stelljes. Die Strahlendosis habe weniger als 0,02 Prozent der zulässigen
       Jahresdosis betragen, die für das unter Tage beschäftigte Asse-Personal bei
       sechs Millisievert pro Jahr liegt. Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien
       auszuschließen.
       
       Bei der an die Hand gelangten Substanz handelte es sich nach Stelljes’
       Angaben um radioaktives Cäsium-137, das nur durch Aufnahme in den Körper zu
       Schäden führe. „Die Hand ist sofort abgewaschen worden und so
       dekontaminiert worden“, erklärte die BfS-Sprecherin. Auch der Bohrer und
       der Arbeitsplatz wurden nach Angaben des Amtes inzwischen dekontaminiert.
       
       „Es hat sich auch nicht um ein meldepflichtiges Ereignis gehandelt“, betont
       Stelljes. Gleichwohl habe das BfS die Aufsichtsbehörden sowie im Internet
       über das Ereingnis informiert. Auf der BfS-Homepage zur Asse ist die
       entsprechende Meldung allerdings nur nach längerem Suchen in Untermenüs zu
       finden.
       
       Experten des BfS und des Betreibers Asse GmbH werten zurzeit das
       verstrahlte Bohrmehl aus. Es sei davon auszugehen, dass es sich um
       „Restkontaminationen“ aus der Zeit handele, als die Abfälle eingelagert
       wurden, hieß es. Derartige Restkontaminationen fänden sich auch an anderen
       Stellen des Bodens auf der 750-Meter-Ebene.
       
       In das ehemalige Salzbergwerk Asse wurden zwischen 1967 und 1978 rund
       126.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktivem Atommüll sowie chemische
       Abfälle eingelagert. Weil die Grube instabil ist und mitWasser vollzulaufen
       droht, sollen die teilweise wohl schon korrodierten Fässer geborgen werden.
       Derzeit läuft eine sogenannte Probephase, während der unter anderem mehrere
       Einlagerungskammern angebohrt werden sollen.
       
       Unweit der Schachtanlage begannen im Sommer Probebohrungen für ein
       oberirdisches Zwischenlager, das eines Tages die aus dem Bergwerk geholten
       Fässer aufnehmen soll. Bürgerinitiativen und Anwohner drängen indes darauf,
       dass bundesweit nach einem Zwischenlager gesucht wird. Kürzlich hatten die
       Samtgemeinde Asse und der Asse-II-Koordinationskreis an das
       Bundesumweltministerium appelliert, einseitige Erkundungen in der Umgebung
       des Bergwerks zu unterlassen.
       
       29 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Asse
 (DIR) Atommüll
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Salzwasser wird außer Landes geschafft: Rätselraten um Asse-Lauge
       
       Salzhaltiges Grubenwasser aus dem maroden Atommülllager Asse soll vorerst
       nicht in der Elbe verklappt werden. Wohin es entsorgt wird, soll aber
       geheim bleiben
       
 (DIR) Ärger um Asse-Archiv: Strahlenmüll hier, Arbeitsplätze dort
       
       Ein neues Institut soll die Dokumente zum Atomlager auswerten. Doch
       Bürgerinitiativen sind wütend: Es befindet sich in Goslar – weit weg von
       der Asse.
       
 (DIR) Kommentar Atommülllager Asse: Verantwortungslosigkeit mit System
       
       Auch wenn das Bundesamt für Strahlenschutz jetzt für die Asse
       verantwortlich ist - die Experten und das Fachpersonal vor Ort werden
       mangels Ersatz dieselben sein.