# taz.de -- Kolumne Die eine Frage: Eine Welt ohne Grüne
       
       > Was wird 2014 wichtig? Fußball, Kinder, Hunde. Und was wird unwichtig?
       > Vor allem eine politische Partei, die mit „G“ beginnt.
       
 (IMG) Bild: Gerade wichtig: Xaver. 2014 wichtig: Hunde
       
       Jetzt kommen wieder dauernd Leute vorbei und fragen, was 2014 „wichtig“
       sein werde. Ich muss dann immer an meinen Schwiegervater denken, der bei
       jedem Anlass zu sagen pflegt, das Wichtigste sei ja, gesund zu bleiben. Das
       ist bei ihm christliche Demut, dürfte aber für Grüne vermutlich nicht
       politisch oder sozial genug argumentiert sein. Bei Grünen-Wählern und
       -Politikern steht ja nicht das persönliche Interesse und der Zustand des
       eigenen Körpers im Vordergrund.
       
       Und schon gar nicht Demut.
       
       Sondern die sozial-globale Gerechtigkeit und der brennende Wunsch, dafür
       höhere Steuern zu bezahlen.
       
       Deshalb gibt es ja auch kaum noch Grünen-Wähler.
       
       Die Leute, die mich fragen, was wichtig wird – das ist jetzt psychologisch
       interessant –, wollen eigentlich gar nicht wissen, was wichtig wird, denn
       wenn ich Energiewende sage, drehen sie sich weg. Es geht offenbar um die
       Themen, mit denen wir uns 2014 beschäftigen, um uns nicht mit dem
       beschäftigen zu müssen, was wichtig wird. Wenn man überhaupt mit Zweiterem
       eine Chance haben will, muss man es raffiniert in Ersteres verpacken.
       
       So gesehen wird das wichtigste Thema, dass wir nicht Weltmeister werden.
       Dann der Erste Weltkrieg. Liegt schön weit zurück. Den Rest kann man sich
       vielleicht aus Buchvorschauen erschließen. Wir werden uns mit Promis
       beschäftigen, die berichten, wie sie alt werden, und mit Promis, die
       berichten, wie sie jung bleiben. Vor allem mit Promis, die berichten, wie
       sie Promis getroffen haben, beim Promiwirt.
       
       Wichtig werden auch Hunde und Kinder. Die neuesten Erkenntnisse: Wir müssen
       die Kinder endlich wieder Kinder sein lassen. Und die Hunde Hunde. Wir
       müssen die Kinder endlich richtig erziehen. Und die Hunde. Vor allem müssen
       wir den Kindern endlich das Rauchen verbieten. Den Hunden sowieso. In
       diesem Zusammenhang werden auch zwei Megatrends wichtig: Von den Jungen
       lernen (mit witzigen Illustrationen). Von den Alten lernen (auch mit
       witzigen Illustrationen). Dann noch ein riesiges Problem, das kaum einen
       betrifft: dass Leute zu nett sind. Aber das kann man ja Gott sei Dank
       ändern.
       
       Antworten wird 2014 endlich auf folgende Fragen bringen: Welcher Diättyp
       bin ich? Wie werde ich Jude? Judas – was ist damals wirklich passiert? Und
       eine in jeder Hinsicht kontroverse Frage wird Amelie Fried im Juni
       beantworten: Wie lange können Frauen Reizwäsche tragen, ohne sich zu
       blamieren?
       
       ## Weihnachten mit Steffi Lemke
       
       Aber das sind jetzt alles Vermutungen. Um die Frage hundertprozentig
       beantworten zu können, muss ich vor Weihnachten unbedingt noch Steffi Lemke
       treffen. Wie niemand sonst – oder allenfalls noch Jürgen Trittin – weiß die
       Managerin des Grünen-Bundestagswahlkampfes, wie die Gesellschaft tickt und
       was sie überhaupt nicht anspricht. Deshalb sagt sie es erst recht.
       Knallhart. Weil es ihr einfach wichtiger ist, diese Welt zu verbessern, als
       sie zu regieren. Für diesen Satz bekam sie bei der
       Bundesdelegiertenkonferenz im Oktober Ovationen.
       
       Doch was bedeutet dieser Politikansatz? Dass die Welt sich verbessert, wenn
       die Grünen nicht regieren? Demnach wäre es grüner Altruismus gewesen, der
       die Sondierungstruppe dazu gebracht hat, die zarten Brücklein
       niederzubrennen, die die Union baute. Oder heißt es, dass die Welt umso
       besser wird, je weniger Grünen-Wähler es gibt? Dann war 2013 mit der
       Schrumpfung von 14 Prozent auf 8,4 ein Meilenstein. Wenn man das Tempo
       hält, ist 2016 alles paletti.
       
       Wer aus Sorge um die Zukunft der Weltgesellschaften, seiner Kinder oder
       auch nur um die eigene Gesundheit noch Hoffnung in die Bundes-Grünen setzt,
       der muss diese Logik ernst nehmen, wonach sie im Grunde richtig lagen und
       theoretische Treue zu nicht annähernd mehrheitsfähigen Inhalten wichtiger
       ist als die reale Kohlekraftpolitik derjenigen, die von der grünen
       Selbstgerechtigkeit profitieren.
       
       Wenn diese Verweigerung von Verantwortung trotz Personalwechseln in der
       Berliner Führung mental weiter als moralpolitischer State of the Art
       gepflegt wird und die Mehrheit der Fraktion und in den Ländern sich weiter
       raushält oder ein schlechtes Gewissen einjagen lässt, liegt die Zukunft
       unseres Landes in einer Allianz aus Bezirksvorstandsstrategen wie Andrea
       Nahles und Alexander Dobrindt.
       
       Wie auch immer: Wenn man Leute und Journalisten fragt, was 2014 definitiv
       nicht wichtig sein wird, haben alle eine klare Antwort. Die Grünen.
       
       7 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Unfried
       
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