# taz.de -- Unterkünfte für Flüchtlinge: Integration nach Plan
       
       > Die Stadt Osnabrück befindet heute über ein eigenes Flüchtlingskonzept –
       > als erste Kommune in Niedersachsen. Die Integration soll dadurch
       > verbessert werden.
       
 (IMG) Bild: Gegen Sammelunterkünfte: Flüchtlinge aus dem Lager Bramsche protestierten 2012 in Osnabrück
       
       OSNABRÜCK taz | Osnabrück könnte die erste Kommune in Niedersachsen mit
       einem eigenen Flüchtlingskonzept werden. Der Stadtrat stimmt am Dienstag
       über das „Konzept zur Wohnraumversorgung und Integration von Flüchtlingen“
       ab. In erster Linie regelt das Papier die Unterbringung und die Einrichtung
       einer Koordinierungsstelle für Flüchtlingssozialarbeit.
       
       Im Frühjahr hatte der Stadtrat der Verwaltung den Auftrag gegeben, ein
       entsprechendes Konzept zu entwerfen. Anlass waren die steigenden
       Flüchtlingszahlen durch den Bürgerkrieg in Syrien. Derzeit leben in
       Osnabrück rund 280 Flüchtlinge; 260 sollen in nächster Zeit dazukommen.
       
       Eine radikale Änderung der derzeitigen Situation ist das Konzept nicht. Die
       zentrale und dezentrale Unterbringung gibt es schon jetzt. Neu ist dagegen
       der Katalog, der „die Kriterien transparent macht, wer innerhalb der ersten
       24 Monate dezentral untergebracht wird“, sagt Seda Rass-Turgut, Leiterin
       des Teams Integration in Osnabrück.
       
       So sieht der Gesetzgeber die Unterbringung in einer Gemeinschaftswohnung
       innerhalb der ersten zwei Jahre als Regelfall vor. Die Stadt Osnabrück will
       klar festlegen, für wen Ausnahmen gelten – etwa für Familien mit
       schulpflichtigen Kindern, für Menschen mit psychischen Problemen oder für
       alleinstehende Frauen. Mit 47 Prozent ist der Anteil der dezentral
       untergebrachten Flüchtlinge schon jetzt hoch.
       
       Außerdem soll eine Koordinierungsstelle mit zwei SozialarbeiterInnen
       eingerichtet werden, die die Integration der Flüchtlinge unterstützen. Sie
       sollen etwa Neuankömmlingen bei Anträgen helfen, Sprachkurse organisieren
       oder kulturelle, sportliche und Bildungsangebote erschließen.
       
       Das Konzept dürfte im Stadtrat fast einstimmig angenommen werden. Bei der
       Abstimmung im Sozialausschuss stimmten alle Fraktionen bis auf den
       Vertreter der Linken dafür. Der war dem Entwurf nicht abgeneigt, fand aber,
       dass die Koordinierungsstelle mit zwei SozialarbeiterInnen zu dünn besetzt
       sei.
       
       Der niedersächsische Flüchtlingsrat hält das Konzept im Prinzip für gut,
       hat aber „Kritik im Detail“, wie Geschäftsführer Kai Weber sagt. Er
       bemängelt, dass Flüchtlinge zwei Jahre lang in Gemeinschaftsunterkünften
       leben sollen und fordert, dass jeder, der will, so schnell wie möglich eine
       eigene Wohnung bekommen sollte. Außerdem sollte das Konzept konkrete Pläne
       für die Integration in den Arbeitsmarkt enthalten.
       
       Auch der Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück hat Verbesserungsvorschläge
       für das Konzept. So sollten Wohnheime vor dem Einzug saniert werden, und
       eine Unterbringung in Mehrbettzimmern nur im Ausnahmefall möglich sein. Das
       Konzept sieht vor, dass es in den Gemeinschaftsunterkünften Zwei und zum
       Teil auch Drei-Bett-Zimmer gibt. Außerdem fordert der Migrationsbeirat,
       dass alle erwachsenen Flüchtlinge schon in den ersten Monaten an
       Deutschkursen teilnehmen können.
       
       Seda Rass-Turgut dagegen betont, das Konzept schöpfe den gesetzlichen
       Rahmen so weit wie möglich aus. So sei die Unterbringung in
       Gemeinschaftsunterkünften innerhalb der ersten 24 Monate gesetzlich
       vorgeschrieben. „Auf kommunaler Ebene sind wir da gebunden“, sagt
       Rass-Turgut. Sie ist optimistisch, dass die Osnabrücker das Konzept
       annehmen. Bisher habe sie fast nur positive Rückmeldungen bekommen.
       
       17 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Reinert
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Niedersachsen
 (DIR) Integration
 (DIR) Osnabrück
 (DIR) Unterbringung von Geflüchteten
 (DIR) Kinderheim
 (DIR) Integrationskurs
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Besuch im Kinderflüchtlingsheim in Beirut: Achmed ist sicher
       
       Es gibt nur dieses eine Haus. Es steht im Libanon. Kinder leben hier. Sie
       sind dem Krieg im Nachbarland Syrien entkommen.
       
 (DIR) Zum Integrationskurs verpflichtet: Arbeitsamt spielt Lesepate
       
       Ein Jobcenter zwingt eine 63-jährige Analphabetin aus der Türkei zu einem
       Integrationskurs. Vollkommen sinnlos, meinen Kritiker.