# taz.de -- Janukowitsch bei Putin: Geheimniskrämerei im Kreml
       
       > Kiew soll künftig billiger Gas aus Russland beziehen. Worauf sich die
       > Präsidenten Janukowitsch und Putin sonst noch geeinigt haben, ist unklar.
       
 (IMG) Bild: Flüster, flüster: Viktor Janukowitsch (l.) und Wladimir Putin.
       
       MOSKAU taz | Russland und die Ukraine haben sich auf deutlich niedrigere
       Gaspreise geeinigt. Die Ukraine zahle künftig nur noch 268,50 US-Dollar pro
       1.000 Kubikmeter Gas, sagte Kremlchef Wladimir Putin am Dienstag in Moskau.
       Zudem hat Russland der Ukraine einen neuen Kredit über 15 Milliarden
       US-Dollar bewilligt. Dafür kaufe Russland ukrainische Staatsanleihen, sagte
       Putin. Für den ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch ist das ein
       wichtiger Erfolg. Bislang zahlte Kiew für 1.000 Kubikmeter 401 US Dollar.
       
       Ansonsten bleibt es weiter ein Geheimnis, ob Janukowitsch sein Land schon
       an den Moskauer Interessenten veräußert hat. Daran soll sich zunächst auch
       nichts ändern, entschied die ukrainische Delegation, die am Dienstag zu
       einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin nach Moskau gekommen war. Kiews
       Abgesandte, hieß es, hätten den Kreml gebeten, auf eine Pressekonferenz
       nach den Verhandlungen zu verzichten und auch die Ergebnisse für sich zu
       behalten.
       
       Janukowitsch wolle seine Landsleute nach seiner Rückkehr unterrichten,
       verlautete aus der ukrainischen Delegation. Janukowitsch spielt weiter auf
       Zeit, ein klares Bekenntnis zu Russland wäre riskant angesichts der
       Demonstrationen in Kiew.
       
       Spätestens am Donnerstag jedoch dürfte es Klarheit geben. Dann veranstaltet
       Wladimir Putin seine jährliche große Pressekonferenz im Kreml. Er wird sich
       den Triumph nicht nehmen lassen. Unabhängig davon, wie weit er den Nachbarn
       in eine Vasallenrolle hat zwingen können.
       
       ## Angebliche Routine
       
       Beide Staatschef gaben sich im Kreml betont gelassen, als handele es sich
       nur um eine routinemäßige Sitzung der bilateralen Regierungskommissionen.
       „Ich setze darauf, dass wir mit der Entscheidung der sensibleren Fragen
       vorankommen“, meinte Präsident Putin. Am Vortag hatte der Vizepremier und
       nationalistische Falke Dmitri Rogosin die Gespräche über den Ausbau der
       Zusammenarbeit im Bereich Hochtechnologie und Rüstung als Kiews Rettung
       verkauft: „Für die Ukraine ist das eine reale Chance, das starke Potenzial
       wiederzubeleben, das entweder schläft oder abgewürgt wurde.“
       
       Darüber mag sich Janukowitsch freuen, er hat jedoch andere Sorgen. Die
       „sensibleren Fragen“ sind in Moskau und Kiew nicht dieselben. Kiews
       Gegenleistung für den Milliardenkredit ist bislang jedoch noch offen.
       Verlangt Moskau den Höchstpreis, den Beitritt zur russischen Zollunion –
       die Vorstufe eines von Russland gelenkten eurasischen Imperiums? Oder gibt
       es sich mit dem Verzicht Kiews auf das Assoziationsabkommen mit der EU
       zufrieden?
       
       Damit pokert Janukowitsch noch. Sein Kalkül mag sein: Auch der Kreml müsste
       erkennen, dass zu große Zugeständnisse die Ukraine unregierbar machen. Eine
       Horrorvision für die politische Elite Russlands, die nach der Orange
       Revolution in Kiew 2004 Moskaus Innenpolitik diesen Ängsten unterordnete.
       
       17 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Helge Donath
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Gas
 (DIR) Russland
 (DIR) Wiktor Janukowitsch
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Julia Timoschenko
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Wiktor Janukowitsch
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Ukraine
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Krise in der Ukraine eskaliert: Regierungskritikerin brutal verprügelt
       
       Die oppositionelle Journalistin Tetjana Schornowil wurde
       zusammengeschlagen. Nicht nur Vitali Klitschko und Julia Timoschenko sind
       entsetzt.
       
 (DIR) Debatte Ukraine: Oligarchen und Demokratie 
       
       Die Proteste gegen die Eliten verdienen jede Unterstützung. Politikern aus
       dem Westen, die nun „Werte“ betonen, geht es allein ums Gas.
       
 (DIR) Zugeständnisse an die Opposition: Straferlass für Regierungsgegner
       
       Die Teilnehmer der ukrainischen Demonstrationen bleiben straffrei. Das
       entschied das Parlament in Kiew. Gleichzeitig verbittet sich der Präsident
       ausländische Einmischung.
       
 (DIR) Nach Gas-Deal mit Putin: Klitschko spricht von Ausverkauf
       
       Mit neuen Protesten reagiert die prowestliche Opposition in Kiew auf die
       Milliardenverträge von Präsident Janukowitsch in Moskau. Die EU sieht kein
       Hindernis.
       
 (DIR) Krise in der Ukraine: Klitschko hofft auf Steinmeier
       
       Der neue deutsche Außenminister Steinmeier ist noch nicht im Amt, da bittet
       Vitali Klitschko ihn schon um eine Vermittlung in der Ukraine. Janukowitsch
       trifft lieber Putin.
       
 (DIR) Zerren um die Ukraine: Russland lockt mit neuen Abkommen
       
       Putin und Janukowitsch wollen ihre Zusammenarbeit bei einem Treffen am
       Dienstag stärken. In der Regierungspartei wird eine Kabinettsumbildung
       erwogen.
       
 (DIR) Kommentar Ukraine: Ohne Opposition geht nichts
       
       Die Massenproteste in der Ukraine dauern an. Präsident Janukowitsch scheint
       verstanden zu haben, dass er die Opposition einbeziehen muss. Ergebnis
       offen.
       
 (DIR) Krise in der Ukraine: Die EU legt das Abkommen auf Eis
       
       Brüssel vermisst ein „klares Bekenntnis“ von Präsident Janukowitsch. In
       Kiew gibt es erneut Massenproteste von Gegnern und Anhängern des
       Präsidenten.
       
 (DIR) Machtkampf in der Ukraine: Regierung und Opposition mobilisieren
       
       Am Sonntag will die Opposition erneut einen „Marsch der Millionen“
       organisieren. Aber auch Anhänger der Regierung wollen auf die Straße.