# taz.de -- Unsere zehn Onlinevideos 2013: Mobben, Tanzen, Flaggenschwenken
       
       > Singende Parlamente, Safari-Attacken und animierte Protestbagger: es gab
       > 2013 Tausende tolle Videos. Das sind die taz-Favoriten.
       
 (IMG) Bild: Los, guckt unsere Videos!
       
       19. Februar: Shane Koyczan inszeniert ein Gedicht über Mobbing 
       
       Als Koyczan jung war, dachte er Schweinekoteletts und Karateschläge seien
       das gleiche, weil sie auf Englisch beide „Chop“ heißen. Das sorgte für
       Ärger als er, wegen eines Kletterunglücks von blauen Flecken übersät, der
       Polizei erzählte, seine Oma gäbe ihm regelmäßig „Chops“. Und so bekam er
       seinen schmerzenden Spitznamen: „Pork Chop“. Über Mobbing und was es mit
       Kindern anstellt, hat der erwachsene Koyczan ein berührendes Gedicht
       geschrieben, das mit einer schönen Animation zum Hit wurde.
       
       17. April: Neuseelands Parlament besingt Homo-Recht 
       
       2013 war ein wichtiges Jahr für die Gleichstellung Homosexueller: In
       Deutschland werden homosexuelle Paare steuerlich nicht mehr diskriminiert,
       in Frankreich wurde das Recht auf Ehe eingeführt, ebenso in vielen
       Bundesstaaten der USA. Online outete sich der britische Wasserspringer Tom
       Daley [1][mit einem Youtube-Video] und der australische Ex-Premier Kevin
       Rudd [2][erklärte einem Pfarrer eloquent], warum die Gleichstellung sehr
       wohl mit der Bibel vereinbar ist. Am schönsten war aber der Augenblick im
       neuseeländischen Parlament, als die Definition der Ehe geändert wurde um
       Homosexuelle einzuschließen. Im Anschluss sangen die Zuschauer auf der
       Tribüne ein Maori-Liebeslied, und die Abgeordneten sangen mit.
       
       5. Juni: Taiwanesische Animatoren erklären Gezi-Proteste 
       
       Erdogan als osmanischer Herrscher, so stellt [3][das taiwanesische
       Animationsbüro NMA] die politische Lage in der Türkei vor. Und der schickt
       auch gleich seine Schergen aus, um Gläser mit alkoholischen Getränken und
       Computer von Pornoguckern zu zerdeppern. Und schließlich um eine Mall auf
       einen Istanbuler Innenstadtpark zu bauen. Symbolisch spielen die animierten
       Figürchen den Protest und die Polizeigewalt nach, mitsamt dem Bagger, den
       die Protestierenden tatsächlich gekapert hatten.
       
       4. Juli: Vier Freunde covern mit Bechern ein Lied
       
       Schon das Original ist beeindruckend: In der Show von David Letterman
       covert die Sängerin Anna Kendrick [4][das Lied „You‘re Gonna Miss Me When
       I‘m Gone“]. Dabei begleitet sie sich selbst, zweimal auf den Tisch klopfen,
       in die Hände klatschen, dann mit einem Becher auf den Tisch klopfen, und so
       weiter – die Abfolge [5][aus einem US-Kinderspiel]. Und so richtig
       beeindruckend wird es in der Version vom Musiker Sam Tsui und drei
       Freunden: Die vier sitzen um einen Tisch, halten den Rhythmus, Singen und
       geben dabei noch vier Becher im Kreis herum.
       
       29. August: Elefant wehrt sich gegen einen Safari-Jeep 
       
       Wie ist das wohl, wenn Leute ständig in Autos vorbeifahren um einen zu
       begaffen? Drei junge Elefanten hatten von den Safari-Touristen offenbar den
       Rüssel voll. Erst einer, dann ein weiterer laufen drohend auf das Auto zu.
       „Kommt, bewegt euch“, ruft der ängstliche Autoinsasse ihnen zu. Dann kommt
       der dritte Elefant und haut den Wagen um. Als die Kamera wieder die Herde
       zeigt, sind die drei Elefanten in der Ferne verschwunden.
       
       22. September: Angela Merkel mag keine Flagge schwenken 
       
       Die Union hat die Bundestagswahl gewonnen und – so interpretieren das die
       meisten Medien – der Wahlsieg ist auch ein persönlicher Erfolg von
       Kanzlerin Merkel. Auf der Wahlparty der CDU geht es entsprechend lebhaft
       zu, es wird gesungen und sogar Merkel tanzt ein wenig. Unter den
       Parteimitgliedern schwenken viele eine Deutschlandflagge – aus welchem
       Grund auch immer. Doch als Generalsekretär Hermann Gröhe das auch der
       Tribüne machen will, greift die Kanzlerin ein: Sie nimmt ihm die Fahne weg
       und reicht sie von der Bühne.
       
       18. Oktober: Baby ist von singender Mutter zu Tränen gerührt 
       
       „Soll Mama dir was vorsingen“, fragt die Frauenstimme den kleinen
       Latzträger. „Und du sagst mir, wie du dich fühlst, OK?“ Statt einer Antwort
       gibt es von dem zehnmonatigen Baby nur Schmatzer, also legt die Mutter los
       mit „My Heart Can‘t Tell You No“ von Sara Evans. Der Junge lächelt, doch
       schon nach den ersten Zeilen füllen sich seine Augen mit Tränen. Und so
       geht es zwei Minuten weiter, Grinsen und Tränen, als würde das Kind vor
       Rührung weinen.
       
       22. Oktober: Flüchtlinge kritisieren deutsche Asylgesetze 
       
       2013 war für Deutschland ein Jahr der Flüchtlingsproteste. Schon vor dem
       Tod von mehr als 200 Asylsuchenden im Mittelmeer vor der Küste Lampedusas,
       wurde hier diskutiert: über die Unterbringung von Flüchtlingen oder die
       Residenzpflicht. Und zugleich war es ein Jahr rassistischer Proteste gegen
       Heime für Asylsuchende, unter anderem in Leipzig und Berlin. In Hamburg
       lebt eine Gruppe afrikanischer Flüchtlinge seit mehreren Monaten in der St.
       Pauli Kirche. Zwei von ihnen kommen im Video zu Wort. „Frieden ist für
       mich, wenn es keine Schwierigkeiten im Leben gibt“, sagt Andreas, der Ghana
       in Angst um sein Leben verließ.
       
       18. November: Gregor Gysi wirft Regierung „Duckmäusertum“ vor 
       
       Edward Snowden ist seit seinen Enthüllungen über die weltweite Spionage der
       USA zu einem der einflussreichsten Menschen des Jahres geworden. Und
       zugleich eine der gesuchtesten, denn die USA wollen ihn vor Gericht
       stellen. Sollte Deutschland ihm Asyl gewähren? Seit bekannt wurde, dass
       sogar das Handy der Kanzlerin abgehört wurde, fordern das immer mehr
       Menschen, in diesem Video auch Linke-Politiker Gregor Gysi. Er wirft der
       der Regierung „Duckmäusertum“ vor und Ex-Innenminister Friedrich (CSU), er
       habe sich „einlullen“ lassen. Die Uni Tübingen zeichnete Gysis Rede für
       [6][ihre rhetorische Brillanz] aus.
       
       16. Dezember: Vier Frauen spiegeln gaffenden Männerblicke 
       
       Es ist genau ein Jahr her, seitdem in Delhi eine junge Frau brutal
       vergewaltigt und ermordet wurde. Seitdem wurde in Indien viel gesprochen:
       über sexuelle Gewalt, aber auch über den Sexismus, der die Gesellschaft
       durchdringt. Ein Musikvideo widmet sich nun den gaffenden Männerblicken in
       der Öffentlichkeit. Eine Motorradfahrerin, zwei Bahnreisende und eine Frau
       im Café werden von Männern angestarrt – bis sie diese spiegeln und die
       Männer ihren eigenen Sexismus ertragen müssen. Am Freitag wurde ein
       [7][erneuter brutaler Gruppenvergewaltigungsfall] bekannt.
       
       .
       
       27 Dec 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!128638/
 (DIR) [2] http://www.youtube.com/watch?v=TzV1r5SCc8U
 (DIR) [3] /!117718/
 (DIR) [4] http://www.youtube.com/watch?v=AeVSkfm330I
 (DIR) [5] http://en.wikipedia.org/wiki/Cup_game
 (DIR) [6] http://www.rhetorik.uni-tuebingen.de/2013/12/17/rede-des-jahres/
 (DIR) [7] /!130011/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lalon Sander
       
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