# taz.de -- Kolumne Wutbürger: Unter Smartphone-Zombies
       
       > Es heißt, Frauen über 50 würden aussortiert. Privat und im Beruf. Dabei
       > ist es längst unser aller Schicksal. Weil jeder nur noch auf sein Telefon
       > starrt.
       
 (IMG) Bild: Nur noch Augen fürs Smartphone – in diesem Moment auch Boris Becker, der 17-jährigste Leimener aller Zeiten.
       
       Bascha Mika beschreibt in ihrem neuen Buch die Diskriminierung von älter
       werdenden Frauen in unserer Gesellschaft. Kaum fünfzig geworden, drohe
       ihnen das Schicksal, nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten
       aussortiert zu werden.
       
       Die Männer suchten sich gerne eine jüngere Frau, um mit ihnen eine neue
       Familie gründen zu müssen – die ältere Frau bliebe als schwer
       vermittelbarer Problemfall zurück. Ab einem bestimmten Alter, so Bascha
       Mika, sinke ihr Marktwert rapide. Schlimmer noch: Sie werde quasi
       unsichtbar.
       
       Da ich noch nie zu den Frauen gehörte, bei der die Kneipe kopfstand, wenn
       ich reinkam, fällt mir das nicht so auf. Ich muss vielmehr feststellen,
       dass sich das „unsichtbar werden“ inzwischen demokratisiert hat.
       
       So geil kann gar niemand aussehen, dass irgendeiner dieser
       Smartphone-Zombies auch nur für einen Moment seinen Blick von seinem
       Bildschirmchen heben würde. Das bestätigt auch eine Umfrage, nach der viele
       Nutzer lieber auf Sex als auf ihr Smartphone verzichten würden, und diese
       Spezies breitet sich aus wie eine Seuche.
       
       Das wäre an sich egal, ich lege keinen besonderen Wert darauf, auf meine
       Beischlafqualität hin taxiert zu werden. Aber auf meinem Weg zur Arbeit bin
       ich ständig mit diesen Autisten konfrontiert – und das ist nicht lustig.
       Diese Leute sind so absorbiert von ihren Geräten, dass sie ihre Umwelt
       komplett ausblenden.
       
       Manche von ihnen sind sogar ganzkörperverkabelt und quatschen laut vor sich
       hin. Mit starrem Blick aufs Display rempeln sie jeden an, stehen blöde im
       Weg rum, verstopfen die Treppen und bleiben auch gern in der geöffneten Tür
       der Bahn stehen, wenn gerade alle rauswollen.
       
       Da ich inzwischen längst im Kampfmodus bin, bekommen diese Endgerätenutzer
       von mir jetzt öfter einen Ellbogen-Check. Damit sie mal aufwachen. Schön
       wäre es, wenn endlich jemand vor Schreck sein Scheißteil fallen ließe. Ich
       war’s dann nicht, denn ich bin ja inzwischen unsichtbar.
       
       8 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) ISABEL LOTT
       
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