# taz.de -- Kolumne Schwarz-Rot-Gold: Bis zum Sieg und nicht weiter
       
       > Gegen Deutschland geht immer, doch die Freude über die Goldmedaillen
       > deutscher Athleten bricht manchmal durch. Ein Erklärungsversuch.
       
 (IMG) Bild: Das war's mit der Freude: Die Deutschlandfahne ist ausgepackt.
       
       Für einen kurzen Moment übermannt mich die Freude über [1][Maria
       Höfl-Rieschs Goldmedaille in der Super-Kombination]. Ich habe den Atem
       angehalten bei ihren Ritt durch die Slalomstangen und innerlich gejubelt,
       als auch die letzte Konkurrentin an ihrer Zeit scheiterte. Doch schon im
       nächsten Augenblick ist diese Anwandlung der gefühlten Verbundenheit mit
       der deutschen Sportlerin wieder vorbei, dann sehe ich ihre Mütze in
       Schwarz-Rot-Gold, denke an die Siegerzeremonie mit Hymne und an
       [2][deutsch-triefende „Bild“-Schlagzeilen]. Dann wünsche ich mir, dass doch
       Julia Mancuso mit Bestzeit die Ziellinie überquert hätte.
       
       Olympische Spiele sind nicht einfach für mich: Auf Partys tanze ich zu
       [3][Slimes Hymne „Deutschland muss sterben“], Demonstranten die [4][„Nie
       wieder Deutschland“] skandieren, gilt meine Sympathie, bei Fußballturnieren
       fiebere ich mit den Schweden bzw. den jeweiligen Gegnern des DFB-Teams und
       den [5][Deutschlandtag der Jungen Union] halte ich für eine
       nationalistische Ekel-Veranstaltung. Doch den deutschen Sportlern in
       Sotschi gehören vielfach meine Sympathien, jedenfalls so lange, bis sie
       gewonnen haben.
       
       Natürlich ist es mir nicht wichtig, dass der [6][Deutsche Olympische
       Sportbund seinen Vierjahresplan erfüllt] und das deutsche Team im
       Medaillenspiegel von oben herab auf den Rest der Welt herabschaut. Auch ein
       „Wir haben Gold gewonnen“ oder das DOSB-Motto [7][„Wir für Deutschland“]
       kommen mir nicht über die Lippen; genauso wenig will ich [8][Papst] oder
       Weltmeister sein. Doch am tagelangen Warten auf die erste Medaille kann ich
       mich nicht ergötzen und einem Rodler wie [9][Felix Loch] wünsche ich vor
       seinem entscheidenden Lauf nicht, dass der Schlitten ohne ihn ins Ziel
       rutscht. Stattdessen fühle ich mich auf eine abstruse Art emotional
       beteiligt, nehme vor jeder Entscheidung mit deutschen Medaillenchancen eine
       aufrechte Sitzposition ein und hoffe auf diesen kurzen Moment des Glücks.
       
       Es ist nicht das fachmännische Interesse, das mich an den Sport bindet, es
       sind die Emotionen. Ein sportlicher Wettkampf, bei dem ich nicht einer
       Seite oder einem Athleten die Daumen drücke, hat für mich keinen Wert. Also
       muss ich mir meine Favoriten suchen. Im Fußball ist es einfach, da habe ich
       meinen Verein und erfreue mich daran, gegen Deutschland zu sein – und das
       schon seit der Zeit von [10][Gerhard Mayer-Vorfelder] und Berti Vogts.
       
       In allen anderen Sportarten muss ich meine Sympathien immer wieder neu
       verteilen und nicht selten treffe ich dabei auf die deutschen Athleten.
       Denn sie sind es, die mir durch zahlreiche TV-Übertragungen und Interviews
       näher sind, als ihre Konkurrenten aus Lettland und der Schweiz.
       
       Viele der Wintersportler trainieren in Altenburg oder Oberhof, Orte die ich
       in schon in meinen Kindheitstagen besucht habe und begleiten meine
       Sonntagvormittage schon seit Ewigkeiten. Ihre Erfolge haben nicht das
       Potential, die Nation zu einen und das Land zu neuem Selbstbewusstsein zu
       führen. Also fiebere ich mit ihnen, jedenfalls so lange, bis sie im Moment
       ihres Erfolges die Deuschlandfahne schwenken.
       
       10 Feb 2014
       
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 (DIR) [4] http://de.indymedia.org/2010/05/281156.shtml
 (DIR) [5] http://13.deutschlandtag.de/
 (DIR) [6] http://www.dosb.de/fileadmin/Bilder_allgemein/DOSB_Start/olympia/praesentation_sotschi_rio_2.pdf
 (DIR) [7] http://www.dosb.de/de/medien/anzeigen-vorlagen/wir-fuer-deutschland/
 (DIR) [8] http://www.google.de/imgres?client=firefox-a&hs=48t&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&biw=1280&bih=803&tbm=isch&tbnid=QmankuwpWjZS6M%3A&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.axelspringer.de%2Fpresse%2FBILD-begruesst-Papst-Benedikt-XVI.-in-Deutschland-Axel-Springer-Haus-in-Berlin-wird-mit-Titelseite-Wir-sind-Papst-verhuellt_2079233.html&docid=t8rgZGARZzpRhM&imgurl=http%3A%2F%2Fwww.axelspringer.de%2Fimgs%2F21%2F18570138_539df16bcf.jpg&w=466&h=660&ei=wev4UqrzJ4m_ygOJrYCQCA&zoom=1&iact=rc&dur=1707&page=1&start=0&ndsp=24&ved=0CFUQrQMwAA
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