# taz.de -- Kolumne Schwarz-Rot-Gold: Akuter Gedächtnisverlust
       
       > Innenminister Thomas de Maizière und DOSB-Präsident Alfons Hörmann sparen
       > in Sotschi nicht mit Lob – aber umso mehr mit Kritik.
       
 (IMG) Bild: Sind sich einig: Alfons Hörmann (l.), Präsident des deutschen Olympischen Sportbundes, und Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU).
       
       Innenminister [1][Thomas de Maizière] und [2][Alfons Hörmann], Präsident
       des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), sind sich einig. Die
       Winterspiele in Sotschi sind eine Riesengaudi – jedenfalls für die
       anwesenden Sportler, die hohen Beamten und die Sportfunktionäre.
       
       „Wenn man aus Deutschland mit der großen kritischen Begleitung kam, dann
       sieht man hier nur, dass für die Sportler alles gerichtet ist, wie sie es
       brauchen. Und wenn die Athleten zufrieden sind, bin ich es auch“, [3][sagte
       de Maizière] am Sonntag während einer Stippvisite beim deutschen
       Olympiateam. De Maizière hatte am Samstag einen wunderbar sonnigen Tag beim
       Super-G-Finale der Frauen und beim Großschanzen-Finale der Männer erlebt.
       Von seinem Logensitz aus muss in der Tat alles ganz festlich ausgesehen
       haben.
       
       Angesprochen auf die Lage der Menschenrechte in Russland, äußerte de
       Maizière nur, diese werde „durch die Olympischen Spiele in Sotschi nicht
       zwingend besser, aber vermutlich auch nicht zwingend schlechter.“ Stimmt.
       AktivistInnen wie etwa [4][Vladimir Luxuria und Jewgeni Witischko], die in
       unmittelbarem Zusammenhang mit den Spielen festgenommen wurden, sind auch
       vorher schon schikaniert und weggesperrt worden. Und überhaupt: Eine
       klarere Aussage zu diesem Thema hatte man vom deutschen Innenminister
       ohnehin nicht erwartet.
       
       Auch DOSB-Chefkasper Hörmann ließ nichts auf die russischen Gastgeber
       kommen: „Es ist endlich mal der Fokus bei Sport-Großveranstaltungen in
       aller erster Linie auf die Athleten gelegt und nicht wie so oft viel für
       die Kulisse von Spielen getan worden.“ Auf welches Paralleluniversum
       Hörmann Bezug nahm, weiß nur er selbst. Er hat offenbar vergessen, wo er
       sich gerade aufhält: in einem Badekurort am Schwarzen Meer – in der
       wärmsten Region Russlands.
       
       Vergessen hat Hörmann auch, was er vor zwei Wochen kritisch angemerkt
       hatte. „Aus deutscher Sicht ist es nicht nachvollziehbar, dass 40
       Milliarden oder mehr für Olympische Spiele ausgegeben werden“, hatte
       Hörmann Anfang Februar [5][im ZDF gesagt]. Er forderte gar ein moralisches
       Umdenken bei der Vergabe von Olympischen Spielen: „Vom Grundsatz sind wir
       im DOSB fest davon überzeugt, dass die Spiele in ihrer Dimension für die
       Zukunft auf eine neue Grundlage hin entwickelt werden müssen.“
       
       Nun ist endlich klar, welche „Grundlage“ Hörmann wohl gemeint hat:
       Umweltzerstörung, staatliche Zwangsumsiedlung und Enteignung, Beschneidung
       der Rechte von Minderheiten und Andersdenkenden. Der finanzielle
       Gigantismus, mit dem Russland die imposanten Stadien und Skipisten aus dem
       Boden gestampft hat, findet Hörmann mittlerweile ganz toll: „Das, was
       Sotschi hier bietet, wird neue Maßstäbe für Athleten und Betreuer setzen
       und wird für die künftigen Bewerber eine gewisse Messlatte darstellen.“
       
       17 Feb 2014
       
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 (DIR) [2] /!128983/
 (DIR) [3] http://www.ard.br.de/olympia-sotschi-2014/allgemein/av/bundesinnenminister-thomas-de-maiziere-dosb-alfons-hoermann-100.html
 (DIR) [4] /!132243/
 (DIR) [5] http://www.heute.de/dosb-praesident-hoermann-kritisiert-hohe-kosten-der-olympischen-winterspiele-von-sotschi-und-fordert-neue-vergaberichtlinien-31728716.html
       
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 (DIR) Florian Zimmer-Amrhein
       
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