# taz.de -- Offshore-Windenergie in Deutschland: Kein Platz, kein Wille, kein Strom
       
       > Die Flächen für Windkraftwerke vor der Nordseeküste werden knapp.
       > Technisch wären mehr Anlagen möglich, aber die Politik setzt enge
       > Grenzen.
       
 (IMG) Bild: Hier wird es bald eng: die deutsche Nordsee
       
       HAMBURG taz | Es wird eng auf den Meeren vor Norddeutschlands Küsten. Etwa
       zwei Drittel der für Offshore-Windparks vorgesehenen Flächen in der Nordsee
       sind bereits vergeben, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und
       Hydrographie (BSH) in Hamburg am Montag mit. 95 Anträge auf Errichtung von
       Windparks lägen noch zur Prüfung vor, sagte BSH-Präsidentin Monika
       Breuch-Moritz, aber nicht mehr alle könnten genehmigt werden. Doch es
       mangelt nicht nur an Platz, sondern auch an politischem Willen.
       
       Nach den Vorstellungen des neuen Bundesenergieministers Sigmar Gabriel
       (SPD) soll eine Offshore-Erzeugung von 6,5 Gigawatt bis 2020 und 15
       Gigawatt bis 2030 festgeschrieben werden. Dadurch solle die Energiewende
       „sauber, sicher und bezahlbar“ werden. Schon die bereits genehmigten 33
       Windparks hätten nach Angaben des BSH aber eine Kapazität von 11 bis 12
       Gigawatt.
       
       Der vor einem Jahr vorgelegte Offshore-Netzplan des BSH sieht vor, in
       Deutschlands Ausschließlicher Wirtschaftszone (AWZ) Windparks mit einer
       Leistung von mehr als 20 Gigawatt zu errichten. Das entspräche der Leistung
       von etwa 20 großen Atom- oder Kohlekraftwerken.
       
       Dazu wurde die AWZ, die bis in die Mitte der Nordsee hineinreicht, in 13
       Cluster eingeteilt. Bis 2022 sollen die küstennahen Cluster 1 bis 8
       realisiert worden sein, bis 2030 sollen die Cluster 9 bis 13 folgen. In
       jedem dieser Gebiete können Windparks mehrerer Investoren errichtet werden.
       
       Die Flächen liegen außerhalb von Schifffahrtswegen, Fischereizonen,
       Naturschutzgebieten und Militärflächen, um Nutzungskonflikte zu vermeiden
       und Unfallrisiken gering zu halten. So sind in den Wattenmeer-Nationalparks
       keine Windräder erlaubt und ein großer Abstand zu Schifffahrtsrouten
       festgelegt. „Diese Raumordnung ist maßgebend“, sagt BSH-Sprecherin Susanne
       Kehrhahn, „und sie ist nicht grenzenlos.“
       
       ## Die Politik bestimmt die Regeln
       
       Die Vorgaben Gabriels müssten im kommenden Jahr in einen neuen
       Bundes-Offshoreplan eingearbeitet werden. Als Bundesbehörde ist das BSH an
       Vorgaben des Ministeriums gebunden. „Die Politik bestimmt die Spielregeln“,
       sagt Nico Nolte, Offshore-Chefplaner des BSH. Wenn das Ausbauziel bei 15
       Gigawatt gedeckelt werde, müssten BSH und die Bundesnetzagentur das so
       umsetzen.
       
       Kein Geheimnis indes ist, dass mehr möglich wäre. Bis 2030 könnten 25
       Gigawatt in der Nordsee und 3 Gigawatt in der Ostsee realisiert werden.
       
       Und es gäbe auch noch Reserven. Im äußersten Nordwesten der deutschen AWZ –
       auf hoher See 200 Kilometer und mehr vor der Küste – wäre noch Platz: Dort
       könnten nach 2030 Anlagen für weitere 30 Gigawatt errichtet werden. Das
       aber wäre wegen der dort erforderlichen extrem hoher Investitionen eine
       Frage, die sich erst in ferner Zukunft stellt.
       
       Aktuell sind erst vier Windparks in Betrieb und weitere acht in Bau.
       Deshalb sei das Ziel, pro Jahr zwei Windparks zu errichten, sagt Nolte,
       „ambitioniert genug“.
       
       18 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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