# taz.de -- Ukrainischer Exilant über den Maidan: „Die Opposition bremst die Revolution“
       
       > Der Maidan gehorche Oppositionsführern wie Klitschko nicht mehr, sagt der
       > geflohene Führer der rechten „Spilna Sprava“, Oleksandr Danylyk.
       
 (IMG) Bild: Anhänger der „Spilna Sprava“ Ende Januar in Kiew.
       
       taz: Herr Danylyk, Sie haben aus Angst die Ukraine verlassen. Was drohte
       Ihnen? 
       
       Oleksandr Danylyk: Der Sicherheitsdienst und das Innenministerium waren
       schon lange hinter mir her. Es bestand aber auch die Gefahr, von
       Unbekannten gefangen genommen zu werden. Entweder wäre ich in einer
       Isolierzelle gelandet oder in irgendeiner Garage, die ich nicht mehr
       verlassen hätte können.
       
       Ihre Organisation Spilna Sprava wird sowohl von der Regierung als auch von
       der Opposition beschuldigt, drei Ministerien eingenommen zu haben. Warum
       ist die Opposition Ihrer Organisation gegenüber so negativ eingestellt? 
       
       Was wir machen, ist der effektivste und gewaltfreieste Weg zur
       Problemlösung. Die Oppositionsführer repräsentieren momentan weder den
       Maidan noch ihre eigenen Wähler. Im besten Fall sind sie unfähig zu
       konkreten Handlungen, im schlimmsten sind sie Marionetten von
       Staatspräsident Wiktor Janukowitsch oder des Kreml. Die Oppositionsführer
       haben die Menschen zwei Monate frieren lassen, um dann die Bühne für sich
       zu monopolisieren. Deswegen ist die Opposition momentan eine Bremse für den
       Revolutionsprozess. Keines der Gebäude ist besetzt, sie sind alle gemietet.
       
       Machen die Oppositionsführer Oleh Tjagnibok, Arseni Jasenjuk und Vitali
       Klitschko gemeinsame Sache mit Janukowitsch? 
       
       Die Oppositionsführer arbeiten mit Janukowitsch zusammen. Sie sind seine
       Einflüsterer, die ihm sagen, wie er sich verhalten soll, damit sich der
       Maidan auflöst. Erste Versuche dafür gab es schon. Zum Beispiel das
       Amnestiegesetz, als Janukowitsch versprach alle politischen Gefangenen
       freizulassen unter der Bedingung, dass alles so bleibt wie bisher. Und da
       war da auch der Vorschlag an Jasenjuk, Ministerpräsident zu werden.
       
       Wer kontrolliert denn dann den Maidan, etwa der Rechte Sektor? 
       
       Es ist unmöglich, den Maidan zu kontrollieren. Die Protestler werden dem
       Rechten Sektor, Spilna prava und anderen nur so lange zuhören, wie sie das
       sagen werden, was ihrer Weltanschauung entspricht. Wenn man sich von der
       Linie der Protestler entfernt, wird jede beliebige Organisation ihre
       Autorität verlieren, so wie bereits die Troika der Opposition ihre
       Autorität verloren hat.
       
       Sie werfen Janukowitsch vor, sich vom Kreml unterstützen zu lassen. Haben
       Sie russische Spezialtruppen in Kiew gesehen? 
       
       Die Spezialeinheiten sind maskiert und reden tun sie nicht mit uns – daher
       ist es schwer am Akzent zu erkennen, ob es sich um Russen handelt. Meine
       Freunde aber, die für die Einheiten des Innenministeriums arbeiten, haben
       mir diese Informationen bestätigt. In manchen leitenden Abteilungen gibt es
       ganze Etagen voll von russischen Geheimdienstmitarbeitern. Viele Angehörige
       der ukrainische Spezialtruppen würden ihre Arbeit gerne kündigen, aber sie
       bekommen Anrufe und ihre Familien werden bedroht.
       
       Was wird nun geschehen? 
       
       Die Revolution ist nicht mehr aufzuhalten. Einige ukrainische Politiker
       werden ihren warmen Sessel räumen müssen. Die Regierung denkt, dass die
       Leute müde sind und der Maidan sich bald auflösen wird. Doch das Gegenteil
       ist der Fall. Das Volk hat schon zu viel geopfert, als dass es sich jetzt
       mit einem kleinen Sieg zufrieden geben würden.
       
       Übersetzung: Ljuba Naminova
       
       20 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrej Nesterko
       
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