# taz.de -- Athlet über Ex-Disziplin Skiballett: „Sie sahen uns als Konkurrenz“
       
       > Ende der 70er sponsorte Marlboro die Skiballett-Events, Zeitungen
       > brachten Titelgeschichten. Dann wurde die Disziplin zum Amateursport
       > umgewandelt.
       
 (IMG) Bild: Auch Norwegens Athlet der Kombinartion Joergen Graabak gibt einen super Tänzer ab.
       
       taz: Herr Fürmeier, was ist Skiballett? 
       
       Georg Fürmeier: Im Prinzip ist Skiballett eine Kombination aus Eiskunstlauf
       und Kunstturnen. Letzteres deswegen, weil Skiakrobaten Vorwärts- und
       Rückwärtssalti mit Schrauben springen. Die Kür dauert zweieinhalb Minuten
       und wurde wie auf dem Eis mit Musik gelaufen, fünf Schiedsrichter vergaben
       über mehrere Runden hinweg Punkte. Ende der 70er Jahre, als ich 14 oder 15
       war, war Skiballett eine Riesensensation, ein Profisport. Stuyvesant und
       Marlboro sponserten die Events. Zeitungen brachten Titelgeschichten, ARD
       und BR übertrugen live.
       
       1988 war Skiballett Präsentationssport bei den olympischen Winterspielen in
       Calgary. Der Sport wollte einen festen Platz im Programm. Wie wandelte sich
       der Sport in dieser Zeit? 
       
       Für die Olympiabewerbung des Sports und den Weltcup des Skiweltverbandes
       wurde das gesamte Freestyle-Skifahren und somit auch das Skiballett zum
       Amateursport umgewandelt. Preisgelder, die bis zu 30.000 DM betrugen und
       das Leben als Profisportler ermöglichten, fielen weg.
       
       Förderte der Deutsche Skiverband den Sport vorbehaltlos? 
       
       Nein, das Trickskifahren war dem DSV ein Dorn im Auge. Sie sahen uns als
       Konkurrenz. Skiballett zog Sponsorengelder und Zuschauer an. Zum deutschen
       Weltcup der Ski-Freestyler kamen bis zu 30.000 Menschen. Von diesen
       Besucherzahlen konnten die alpinen Abfahrtsorte nur träumen. Es kam zu
       Verteilungskonflikten. Alteingesessene Sportarten wollten nicht kürzer
       treten. Wir wurden aufgenommen, aber nicht akzeptiert.
       
       Den Sprung ins olympische Programm schaffte das Skiballett nicht, obwohl
       der Sport sich 1992 noch einmal bei der Winterolympiade präsentieren
       durfte. Woran lag es? 
       
       Sportarten mit einer Jury haben es schwerer. Ferner ist die Entscheidung,
       ob ein Sport olympisch wird, genauso undurchsichtig wie das
       Vergabeverfahren der Olympiade selbst. Ein weiteres Problem war wohl, dass
       mit der Sportart Freestyle-Ski gleich drei neue Disziplinen hinzugekommen
       wären.
       
       Da hat das IOC eine Auswahl getroffen und sich für die
       Freestyle-Disziplinen Springen und Buckelpiste entschieden. Hätten das
       Skiballett die Unterstützung der deutschen Funktionäre gehabt, würde der
       Sport heute woanders stehen.
       
       Heute scheint das Skiballett ausgestorben. Andere Sportarten haben sich bei
       Olympia etabliert. Wurde Skiballett auch deswegen nicht olympisch, weil das
       Ballett homosexuell konnotiert ist? 
       
       Das glaube ich nicht. Mit dem Vorwurf des homosexuellen oder femininen
       Sports wurde ich nie konfrontiert. Skiballett ist hochgradig kompliziert
       und nichts für weiche Naturen. Und nicht jeder hat großen Wert auf Kostüm
       und Choreografie, das Zusammenspiel von Musik und Vorführung gelegt. Viele
       Skiakrobaten stellten das Sportliche in den Vordergrund. Und homosexuelle
       Sportler gab es auch nicht in übergroßer Zahl. Skiballett wurde immer als
       das betrachtet, was es ist: ein hochgradig komplizierter Sport.
       
       21 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Fleige
       
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