# taz.de -- Katholische Schule weist Jungen ab: Jesus und Maria sind verpflichtend
       
       > Weil ein Siebenjähriger vom Religionsunterricht befreit werden sollte,
       > wies ihn eine katholische Grundschule ab. Nun muss er quer durch die
       > Stadt fahren.
       
 (IMG) Bild: Und alle haben Spaß
       
       FULDA taz | Ein muslimischer Junge aus Paderborn wurde von der nahe
       gelegenen katholischen Grundschule abgewiesen und muss nun durch die halbe
       Stadt zur Schule fahren. Dabei wird es bleiben. Denn das Verwaltungsgericht
       Minden lehnte am Freitag eine Klage der türkischen Eltern des Jungen ab.
       Die Schule sei im Recht, denn sie sei eine so genannte Bekenntnisschule.
       
       Der siebenjährige Bülent (Name geändert) wohnt 150 Meter von der
       katholischen Bonifatius-Grundschule entfernt. Die Schule nimmt ihn aber
       nicht auf, weil die Eltern das Kind nicht in den katholischen
       Religionsunterricht schicken wollen. Die Eltern haben zwar nichts dagegen,
       dass ihr Kind in allen anderen Fächern im katholischen Sinne unterrichtet
       wird, aber katholischer Religionsunterricht – das geht ihnen zu weit.
       
       Die Ablehnung der Schule kam überraschend. Bülents ältere Schwester besucht
       bereits die Bonifatiusschule und konnte sich problemlos vom
       Religionsunterricht abmelden. Auch viele andere Kinder hatten sich bisher
       vom Religionsunterricht befreien lassen. Für evangelische Kinder wurde
       sogar evangelischer Religionsunterricht angeboten. Doch ein neuer
       Schulleiter hat die Zügel angezogen und die liberale Praxis beendet.
       
       Bülent könne ja in einer andere Grundschule gehen, heißt es. Aber das ist
       im katholischen Paderborn nicht so einfach. „Die nächstgelegenen sechs
       Grundschulen sind allesamt Bekenntnisschulen“, hat Bülents Anwalt Bernd
       Hoppe festgestellt. In Paderborn sind von 25 Grundschulen immerhin 14
       katholisch.
       
       Die nächste „Gemeinschaftsschule“ ist 3,5 Kilometer entfernt. Bülent müsste
       55 Minuten vor Schulbeginn den Bus nehmen und dabei auch noch umsteigen.
       Das wollten die Eltern dem Siebenjährigen nicht zumuten. Seit letztem
       Sommer fahren sie ihn täglich mit dem Auto in die Schule und holen ihn ab.
       
       ## Nur 40 Prozent der Schüler sind katholisch
       
       In NRW sind ein Drittel der rund 3.000 Grundschulen bekenntnisgebunden,
       auch wenn sie vom Staat finanziert werden. Und dies zu ändern ist nicht so
       einfach, denn die Bekenntnisschulen sind in der Landesverfassung
       garantiert. Ausnahmen gibt es nur, wenn keine offene Schule in zumutbarer
       Entfernung zu finden ist. 3,5 Kilometer gelten aber noch als zumutbar.
       
       Anwalt Hoppe stellte vor Gericht darauf ab, dass die Bonifatiusschule gar
       keine Bekenntnisschule mehr sei, da nur noch rund 40 Prozent der Schüler
       katholisch sind. Allen anderen Schülern werde der katholische
       Religionsunterricht „aufgezwungen“. Die Eltern stimmten dem nur zu, weil
       sie eine wohnortnahe Schule bevorzugten.
       
       Das Verwaltungsgericht Minden urteilte am Freitag jedoch, die
       Bonifatiusschule habe ihren Charakter als Bekenntnisschule noch nicht
       offenkundig verloren. Es sei Aufgabe der Stadt Paderborn, das Schulangebot
       den Bedürfnissen anzupassen.
       
       28 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Rath
       
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