# taz.de -- Ex-Kanzler Schröder zum Krim-Konflikt: Der Putinversteher
       
       > Gerhard Schröder nennt das Vorgehen Russlands in der Ukraine
       > völkerrechtswidrig. Seinen Freund Putin will er aber nicht verurteilen.
       > Der habe „Einkreisungsängste“.
       
 (IMG) Bild: Sozialdemokrat mit „lupenreinem Demokrat" vor acht Jahren in Berlin.
       
       HAMBURG dpa | Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) hält das Vorgehen Russlands
       in der Ukraine für völkerrechtswidrig, kritisiert aber auch die Politik der
       Europäischen Union. Die Europäische Kommission sei qualitativ in einem
       desolaten Zustand und habe „nicht im entferntesten kapiert (...), dass das
       ein kulturell gespaltenes Land ist, und dass man mit einem solchen Land so
       nicht umgehen kann“, sagte Schröder am Sonntag auf einer Matinee der
       Wochenzeitung Die Zeit in Hamburg. Die Kommission habe schon am Anfang den
       Fehler gemacht, ein Assoziierungsabkommen unter dem Motto „entweder-oder“
       abschließen zu wollen. Schröder ist ein Freund von Russlands Präsident
       Wladimir Putin.
       
       „Natürlich ist das, was auf der Krim geschieht, ein Verstoß gegen das
       Völkerrecht“, so der Altkanzler. Dennoch wolle er Putin, der seiner Ansicht
       nach „Einkreisungsängste“ hat, nicht verurteilen. Er selbst habe als
       Kanzler beim Jugoslawienkonflikt ebenfalls gegen das Völkerrecht verstoßen.
       „Da haben wir unsere Flugzeuge (...) nach Serbien geschickt und die haben
       zusammen mit der Nato einen souveränen Staat gebombt – ohne dass es einen
       Sicherheitsratsbeschluss gegeben hätte.“ Insofern sei er vorsichtig mit dem
       erhobenen Zeigefinger.
       
       Skeptisch zeigte sich Schröder hinsichtlich der Motive der früheren
       ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko. „Von der weiß man ja auch
       nicht, welche materiellen Interessen sie hat. Die Gefahr (...) ist doch,
       dass die gewaltigen Hilfsgelder, (...) für die ich bin, wieder in den
       falschen Kanälen landen können.“
       
       Die Arbeit der deutschen Bundesregierung in dem Konflikt nannte Schröder
       rational. Deutschland versuche, die Gesprächskanäle offen zu halten und
       setze sich klug für eine Kontaktgruppe ein, in der die Konfliktparteien
       miteinander reden sollen.
       
       Eine eigene Vermittlerrolle in dem Konflikt lehnte Schröder erneut ab.
       „Wenn Sie eine solche Aufgabe übernehmen wollen, brauchen Sie eine
       Struktur, entweder eine Regierung oder eine internationale Organisation
       (...).“ Zu glauben, dass man eine solche Arbeit als Einzelperson leisten
       könnte, sei naiv. Den Hinweis auf die Vermittlerrolle des früheren
       britischen Premiers Tony Blair im Nahen Osten tat Schröder ab. „Bei allem
       Respekt, was hat er denn im Nahen Osten ausgerichtet?“ Dafür eigne er sich
       nicht, betonte der Altkanzler.
       
       9 Mar 2014
       
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