# taz.de -- Fremde vor der Kamera: Am Anfang war der Kuss
       
       > Ein Kuss ist Ausdruck von Verbundenheit einer Beziehung. Ein Video zeigt
       > jetzt, dass er nicht nur Resultat, sondern auch Ursprung von Nähe sein
       > kann.
       
 (IMG) Bild: Diese beiden kennen sich nicht.
       
       BERLIN taz | Wenn wir einen Menschen zum ersten Mal küssen, ist das etwas
       Besonderes. Oft ist es ein Moment, den wir uns in den Tagen, Wochen,
       vielleicht sogar Monaten zuvor immer wieder vorgestellt haben. Den wir
       herbeigesehnt haben. Es ist ein magischer Augenblick, mit Schmetterlingen
       im Bauch und Herzklopfen. Doch was, wenn diese Bekundung der Verbundenheit
       von Menschen ausgetauscht wird, die gar nichts verbindet?
       
       Dass ein Kuss nicht nur Ausdruck bereits existierender Nähe sein kann,
       sondern auch Ursprung derselben, zeigt ein dreieinhalbminütiger Film der
       Regisseurin [1][Tatia Pilieva]. Sie bat 20 Menschen, die sich vollkommen
       fremd sind, um einen Kuss vor laufender Kamera. Das Ergebnis sind rührende
       Szenen, die einem unwillkürlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
       
       „Können wir das Licht ausmachen?“, fragt eine verlegen grinsende junge
       Frau. Ein junger Mann sieht das Ganze etwas pragmatischer: „Hallo, ich bin
       Justin. Sollen wir rummachen?“, fragt er, während er der Frau ihm gegenüber
       die Hand schüttelt. Wie Teenager stehen sich Männer und Frauen in allen
       erdenklichen Kombinationen verlegen gegenüber, schauen sich in die Augen,
       fangen an zu kichern. „Ich hab schon seinen Namen vergessen“, sagt eine
       Frau und prustet los vor Lachen.
       
       Einen vollkommen Fremden innig zu küssen, scheint gar nicht so einfach. Die
       Menschen im Video versuchen ihre Fremdheit zu überwinden. „Du hast schöne
       Augen“, sagt ein Mann seinem Gegenüber. „Lass uns uns kurz in die Augen
       schauen, in Ordnung?“, fragt eine Frau die andere. Dann berühren sich ihre
       Lippen. Als sei es der Startschuss gewesen, folgen neun weitere Küsse, die
       von Fremdheit nichts spüren lassen. Die einen legen vorsichtig die Arme
       umeinander, während die anderen sich stürmisch umarmen.
       
       Dann ist der Moment vorbei, die Verlegenheit wieder da. „Guter Kuss“, sagt
       einer anerkennend. Und auch, wenn er dabei unsicher grinst: Diese zehn
       Paare sind keine Fremden mehr. Der Ausdruck in ihren Augen ist ein anderer.
       Sie nehmen sich in den Arm, grinsen gemeinsam in die Kamera. Etwas von der
       Nähe, die einen Kuss ausmacht, ist ihnen geblieben.
       
       ***
       
       Ergänzung: Wie wir gerade bei den Blogrebellen lesen, ist [2][das Video ein
       Werbespot] der amerikanischen Modekette Wren. Sorry, dass das uns erst
       jetzt aufgefallen ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass es schlicht
       schön ist.
       
       11 Mar 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.imdb.com/name/nm2099669/
 (DIR) [2] http://blog.rebellen.info/2014/03/11/die-geschichte-hinter-first-kiss-von-tatia-pilieva/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dinah Riese
       
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